Es ging um die Wurst – und ich sollte meinen Senf dazu geben

Zum dritten Mal fungierte ich bei der Rheydter Grillmeisterschaft als Jury-Mitglied.

Ganz dem Genuss ergeben

Ganz dem Genuss ergeben

Erfolgreich mit dem Spaßfaktor

Für die einen ist es Spaß. Etwa für die 8000 Menschen, die im Laufe des Sonntags die 4. Rheydter Grillmeisterschaften hinter dem Sparkassengebäude besuchten, dort aßen, tranken und miterlebten, wie eine vierköpfige Jury bewertete, was sieben Teams auf dem Grill gebrutzelt hatten. Auch Peter Homann, Mitglied im Rheydter Citymanagement, machte in kurzen karierten Hosen und Flip-Flops einen sehr entspannten Eindruck. Von Anfang an organisiert der Optiker das Event zusammen mit Frank Pfennigs von der Werbeagentur Tacheles, der im Vorfeld mit Einträgen bei Facebook ständig für die Meisterschaft geworben hatte und den ganzen Tag schwitzend über dem Platz lief, um mit der Kamera Eindrücke festzuhalten. „Es macht super viel Spaß“, sagte er strahlend. „Sonst wäre das auch nicht so erfolgreich.“ Die Zuschauerzahl steigt von Jahr zu Jahr und wenn im nächsten Jahr nach Abschluss der Bauarbeiten der Marktplatz vor dem Rathaus wieder nutzbar ist, wird die Grillmeisterschaft bereits am Samstag beginnen. „Mit einer Biermeile“, sagt Pfennigs. „Nettetal macht inzwischen auch eine Grillmeisterschaft“, sagt Homann, stolz über den Nachahmungseffekt.

Mit viel Prunk präsentiert die Rheydter Prinzengarde ihre Grillkreationen

Mit viel Prunk präsentiert die Rheydter Prinzengarde ihre Grillkreationen

Stress mit dem Geschmackstest und dem Senf dazu

Für die Jury war es schmackhaft und sättigend. Erstaunlich, welch unterschiedlichen Geschmackserlebnisse aus dem jeweils gleichen Warenkorb (gestiftet von Real) unter dem Motto „Improvisation“ gezaubert wurden, den die Teams erst am Samstag ausgehändigt bekamen. Daraus mussten sie Vorspeise, Hauptspeise, Nachspeise und ein „Freestyle-Gericht“ zubereiten. Beim ersten Gericht (Mediterran-rheinische Schweinerouladen) des ersten Teams – der Rheydter Prinzengarde ­ war ich als Jurymitglieder noch geneigt, den Teller leer zu essen. Aber die Damen vom Organisation-Team nahmen mir den Teller ab, sobald mein Senf dazu über Mikro über den Platz schallte. Es ging weiter zum nächsten Gericht der nächsten Gruppe. Schließlich sollten sich die Zuschauer nicht langweilen.

Würste und Tausendfüßler unter einer Käseglocke

Ich habe folglich ganz geschickt als letzte meinen Kommentar abgegeben und so die Zeitspanne verlängert, in der ich mir das Gebotene wenigstens ansatzweise auf der Zunge zergehen lassen konnte. Zum Ende der Präsentation hin war ich trotz der winzig kleinen Häppchen ziemlich satt. Der Obdachlose, der sich dicht vor der Bühne eingefunden hatte, schaute neidisch auf das, was wir zurück gehen ließen. Und dann kam das Team Coca Cola mit einer silbernen Käseglocke über jedem der vier Teller, die wie von einer Zauberfee gelüftet wurde. Was zum Vorschein kam ließ den Gedanken an „Grottenolm“ durch mein Hirn blitzen. Eine Bratwurst wurde mit Beinen und Schwanz aus Paprikastreifen zum Tausendfüßler verwandelt. Dazu Augen aus Mashmellows . . . und ich mag doch keine Würste!!!! Aber immer noch besser als ein echter Tausendfüßler . . .

Die Überraschung war geglückt - ich mag keine Wurst

Die Überraschung war geglückt – ich mag keine Wurst

Ehrgeiz treibt zu kulinarischen Leistungen

Für die sieben Teams war es durchaus ernst. Nicht umsonst schöpfte die Rheydter Prinzengarde bei ihrem gewohnt spektakulären Auftritten aus dem Vollen ihrer Möglichkeiten: Ein Dudelsackpfeifer kündigte ihren Auftritt an, Cheerleader begleiteten sie, die Servierenden zogen im Bauarbeiter Outfit auf und bugsierten die Speisen mit einer Maurerkelle auf die Teller der Juroren. Schließlich galt es, den Vorjahrestitel zu verteidigen, was Ihnen knapp gelang. Dicht gefolgt von den Guru Girls, die sich nach Bekanntgabe der Gewinner mit echter Erleichterung jubelnd in den Armen lagen. „Wir haben lange genug dafür gekämpft“, sagten sie ernst.

Preise: Der dritte Preis ging an das Team der Sparkasse, den Sonderpreis für das Team mit dem höchsten Fun-Factor bekamen die Grillteufel, die sich eigens für die Meisterschaften Teufelskostüme besorgt hatten.

 

Exlibris: Kleine Grafik gegen das Vergessen von Buchbesitzern

Durch eine 170000 Exemplare umfassende private Schenkung wird Mönchengladbach zum ersten Zentrum der Exlibris-Kunst in Deutschland

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„Ich hatte mir vorgenommen, eine Weltsammlung anzulegen“
Gernot Blum, Sammler

Schuld ist der Onkel. Der hat im Jahr 1954 dem damals 15-jährigen Gernot Blum eine 15-bändige Ausgabe der Werke Friedrich Nietzsches vererbt. „Damit konnte ich noch nichts anfangen“, sagt der Neffe. Aber alle diese Bücher waren innen mit Exlibris auf den Namen Kurt Blum ausgestattet. „Und die haben mich sofort fasziniert!“ erinnert er sich an den Beginn einer Leidenschaft, die ihn bis auf den Tag nicht losgelassen hat und ihn letztendlich in den Besitz einer 170000 Exemplare umfassenden Sammlung brachte. Die hat Blum vor kurzem als Schenkung der Stadt Mönchengladbach übergeben. Die Stadt wird damit zum ersten Zentrum der Exlibris-Kunst in Deutschland.

Exlibris – das bedeutet „aus den Büchern“

Diese kleinen, künstlerisch gestalteten Druckgrafiken gibt es fast so lange wie gedruckte Bücher. Sie enthalten den Namen des Buch-Besitzers und dienten von Anfang an als Erinnerungshilfe, damit der dem er das Buch leiht, nicht vergisst, woher er das Buch hat und es womöglich deshalb nicht zurückgeben kann. Sofort nach dem Antritt des Erbes entwarf Blum sein erstes Exlibris, das von nun an als individueller Schmuck in jedes seiner neuen Bücher geklebt wurde.

Das erste Exlibris gestaltete Blum selbst

Erst 1978 ließ sich Blum das erste Exlibris – wie üblich – von einem professionellen Künstler gestalten, inzwischen hat er 529 in seiner Opus-Liste. Gefertigt werden sie in allen erdenklichen Drucktechniken vom Kupferstich bis zur Computergrafik. Viele bekannte Künstler widmeten sich dieser Kunst. „Die 19 von Albrecht Dürer sind so groß, dass man sie nur in Folianten kleben konnte“, sagt Blum. Er selbst besitzt ein Exlibris von Lucas Cranach dem Älteren. „Mein wertvollstes Stück aus dem Jahr 1480“, sagt er, ausnahmsweise erworben bei einem Auktionshaus.

Tausch auf Börsen oder per Post

Ansonsten werden Exlibris nicht gehandelt, sondern getauscht. So schickte er 1978 sein erstes Exlibris an einen Sammler in Dänemark. „Dafür bekam ich einen Umschlag mit 30 Stück zurück“, erinnert er sich an den Grundstock seiner Sammlung. Auch heute noch geht es per Post – auf der Grundlage von den im Internet veröffentlichten Opus-Listen. „Oder auf Tauschtreffen“, sagt Blum, der vom letzten Jahrestreffen mit 300 neuen Exemplaren zurück kam. Das nächste findet am 13. Juli in der Stadtbibliothek in Mönchengladbach Rheydt statt.

Blum, der jahrelang Vorsitzender der Deutschen Exlibris Gesellschaft war und viel publiziert hat, hat seine Sammlung sehr systematisch aufgebaut „Ich habe es darauf angelegt, eine „Weltexlibris-Sammlung anzulegen“, sagt er zufrieden. Jedes Land ist vertreten und möglichst auch jeder Exlibris-Künstler. „Andere sammeln zu einem Thema oder nach persönlichem Geschmack.“

INFO:

Gernot Blum war wie sein Onkel Kurt Nervenarzt und lebt seit seiner Kindheit in Mönchengladbach. www.exlibris-blum.de

Exlibris-Sammlungen: Die größte ordentlich erfasste Sammlung besteht in Dänemark mit rund 300000 Exemplaren. Gladbach hat mit Blums Schenkung die größte Deutsche Sammlung (mehr als 190000 Exemplare), noch vor dem Gutenbergmuseum in Mainz (maximal 120000 Exemplare). In London lagert die größte Sammlung der Welt, allerdings nicht erfasst und katalogisiert, genau wie in Nürnberg, wo nach Blums Vermutung die ältesten und wertvollsten Exemplare lagern.

Die Stadt Mönchengladbach hat sich im Zuge der Schenkung verpflichtet, die Sammlung zu katalogisieren und zu pflegen.

In Sachen Mord und Totschlag unterversorgt

  StickelbroeckDer Düsseldorfer Polizist Klaus Stickelbroeck schöpft bei seinen Krimis aus dem Vollen

Wer düstere Tristesse erwartet hatte, wäre enttäuscht worden. Die Lesung des Krimiautors Klaus Stickelbroeck im Kudl an der Hauptstraße 81 in Neersen war eindeutig kabarettistisch vergnüglich einzuordnen. Fragt man ihn nach dem Grund, warum er Kriminalromane schreibe, sagt er augenzwinkernd: „In Sachen Mord und Totschlag bin ich unterversorgt“, als Polizist im Wachdienst, in der Landeshauptstadt Düsseldorf. 

Detailkenntnisse kommen den Krimis zugute

Von daher kennt er sie alle! Die Rotlichtgrößen und die Motorradgangs, die Prostituierten und die Fixer, die Modell standen für die Figuren in seinen Geschichten. Und er kennt auch die Orte. Die Clubs und den Bahnhof oder die Eisenbahnbrücke hinüber zum Hafen in Hamm. „Das war so gespenstisch“, erzählt er mit leuchtenden Augen von einem nächtlichen Einsatz, „da war mir klar, da muss ein Mord geschehen.“ Er fand Niederschlag im Roman Fischfutter, dem dritten in der Reihe um den Privatdetektiv Christian Hartmann, einem Ex-Fussballprofi, der seiner Aufgabe nicht so ganz gewachsen ist. Fischfutter„Wir haben den gleichen Humor“, sagt Stickelbroeck über sein Verhältnis zur Hauptfigur, „aber er sieht viel besser aus als ich.“

Menschen auf dem Land müssen nach finalen Lösungen streben

Ist die Großstadt für die Romane das ideale Umfeld, ist es für die Kurzkrimis das Land. Aus denen zitiert er in der ersten Hälfte der Lesung. Sie spielen zum Teil in der Eifel, wie es der Verlag vorgegeben hat, zum Teil aber auch in Kerken (Kreis Kleve), wo Stickelbroeck seit seiner Kindheit wohnt. „Geboren bin ich in Anrath“, sagt er und ergänzt wieder augenzwinkernd: „Ich sage dann immer: Im Knast, das findet meine Mutter nicht so witzig.“ Da kann er ganz genau beschreiben, mit welchen Mitteln der hühnenhafte Dachdecker (mit einem Stall voll ebenso imposanter Brüder) und ein mit richtig schweren Geschützen – Schweinegülle – auffahrender Bauer gegen einen armen Beamten vom Friedhofsamt vorgehen. Beide wollen die gleiche Grabstelle und da es unmöglich ist, sie zu befrieden, kommt es zu einer so boshaft finalen Lösung, wie Roald Dahl sie ersonnen haben könnte. 

Heiteres kommt aus der Realität

Stickelbroecks Sprache ist abwechslungsreich, sein Vortrag lebendig. Ganz genau kann man nachvollziehen, wie der Bauamtsleiter im Rathaus seine Wange an die Fensterscheibe presst, um die junge Lehrerin im Haus gegenüber im Bad zu beobachten. „Diesen Ausblick gibt es wirklich“, sagt Stickelbroeck in der anschließenden Fragerunde. „Meine Leser würden es mir auch nicht verzeihen, wenn da etwas nicht stimmt.“ Eines Tages saß sogar das entsprechende Paar in seiner Lesung . . . und hat sich gut amüsiert.

Auf die harte Tour

INFO: Klaus Stickelbroeck veröffentlicht seine bislang vier Romane im KBV-Verlag. „Fieses Foul“, „Kalter Blick“, „Fischfutter“ und zuletzt „Auf die harte Tour“. Darüber hinaus ist er in zahlreichen Anthologien vertreten und gehört zur Gruppe der Krimi-Cobs. www.klausstickelbroeck.de

KUDL Die nächste Veranstaltung des Deutsch-Lettischen Freundeskreises ist die Mittsommernachtsfeier am 22. Juni

International(e ) zum 1. Mai: Tradition und Wirklichkeit

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Schräg klingt sie, die „Internationale“, aus den Lautsprechern im Krefelder Stadtgarten. Hier findet traditionell das Fest zum 1. Mai, dem Tag der Arbeit statt. „Das habe ich schon schwungvoller gehört“, sagt Uwe. Er hat seine Decke auf der nicht ganz so dicht belegten Wiese Richtung Gericht aufgeschlagen. Schön beschienen von der Sonne nippt er an der Bierflasche. Für ihn als Alt-Achtundsechziger ist das Fest ein Pflichttermin. K1024_2013-05-01 13.45.19„Völker hört die Signale“, singt eine Frau ins Mikro im steinernen Pavillon der Parkanlage und den wenigen Menschen, die wirklich zuhören, rollt es die Zehennägel auf, so selten trifft sie die Töne. Sein Kumpel Andreas nickt. „Ohne jede Leidenschaft, ohne jede Emotion. Das reißt nicht mit.“ Jetzt schüttelt er den Kopf.

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Sein Blick ruht auf den Ständen der Landsmannschaften der vielen verschiedenen Völker, die sich hier auf dem Fest mit ihren Spezialitäten präsentieren. Alewiten und Kroaten, Eritreer und Griechen, Türken und Portugiesen, sie alle verbreiten einen unwiderstehlichen Duft im Stadtgarten, der alle Vorübergehenden unwillkürlich anzieht. „Schau mal, 4 Euro dieser Teller“, sagt Uwe und zeigt auf eine Vielzahl fremdländischer Köstlichkeiten, deren Namen man nicht kennt, weil sie selten in Restaurants angeboten werden. Ich hatte bereits Frappè, jenen kalten Kaffee, von den Griechen, Bier von den Türken, und die Garnelen der Portugiesen sind ebenfalls super.

Aber nicht nur das: Auch beim Erwerb der Speisen, wurde mir mal wieder bewusst, welches Wunder sich in den vergangenen Jahren in unserer Gesellschaft vollzogen hat: Ich blickte zwar in Gesichter, mit fremdländischem Schnitt und dunklerer Hautfarbe in den verschiedensten Abstufungne, aber die Augen blickten klar und offen in die meinen und die Münder sprachen die gleiche Sprache wie ich, wenn sie mich nach meinen Wünschen fragten. „Ohne die Landsmannschaften wäre das Fest längst tot“, knurrt Uwe. Andreas nickt, nippt an seiner Bierflasche und blickt über die Massen. Ich lache: „International bleibt“, sage ich mit einem ironischen Unterton. „Oder vielmehr: Es ist.“

Spektakulär geparktes Polizeiauto vor Krefelds Tradtions-Eisdiele

Ein Schelm, der böses dabei denkt

Ein echter Hingucker, so schön schräg wie dieses Polizei-Auto vor Eisfranken parkt.

Polizeiauto

Da fragt man sich einerseits, ob die allgemeinen Regeln für die Ordnungshüter selbst nicht gelten? Andererseits hat man natürlich Verständnis, wenn sie angesichts steigender Temperaturen Eishunger entwickeln, und nicht hunderte Meter entfernt parken wollen, denn die Parksituation ist an der Ecke Uerdinger-/Florastraße besonders zur Zeit der Kirmes ziemlich angespannt.

Doch all‘ diese Hintergedanken erwiesen sich als falsch: In der Eisdiele waren nur zwei Kinder, die Polizisten anscheinend wirklich im Einsatz

 

Unter dem Deckmantel der Gesundheit eine gesunde Lebensgestaltung verhindern

Meine Meinung zum Rauchverbot in Eckkneipen

Komisch, dass ich so empfindlich reagiere. Denn natürlich will ich niemandem schaden und natürlich soll niemand jemandem schaden. Natürlich bin ich dafür, Rücksicht zu nehmen. Es ist selbstverständlich, nicht in Restaurants zu rauchen, wo gegessen wird. Auch wenn Menschen ihre Wohnungen rauchfrei halten wollen und Raucher auf den Balkon schicken, wenn sie qualmen wollen, kann ich das gerne und fraglos akzeptieren.

Rücksicht ist selbstverständlich

Auf den Glimmstängel zu verzichten ist das Mindeste, das werdende Mütter für ihre Kinder tun sollten, und in Gegenwart von Kindern nicht zu rauchen ist auch Ausdruck von  Respekt vor dem heranwachsenden Leben. Schön, wenn man ihnen ein gutes Beispiel sein kann für ein Leben ohne Sucht. Wobei klar ist: Egal, wie sehr man sich anstrengt, alles Unheil kann man nicht von ihnen fernhalten.  

Grenzen der staatlichen Fürsorge

Genauso wenig wird man mit dem Rauchverbot für Kneipen erreichen, dass die Menschen 140 Jahre alt werden und dass sie gesund sterben. Niemand muss eine Kneipe eröffnen, in ihr arbeiten oder dort sein Bier trinken, wenn er sich vor den Folgen des Rauchens und des Passivrauchens fürchtet. Andere Dinge sind auch gesundheitsschädlich und werden nicht verboten. Oder: Noch nicht???

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Das Rauchverbot für Eckkneipen ist der Versuch, den Genuss der Menschen einzuschränken. Zwar unter dem Deckmantel der Rücksichtnahme und der Gesundheit, aber letztendlich geht es gegen den Genuss. Wie sinnvoll das ist, sehen wir am Beispiel der skandinavischen Länder und ihrem Umgang mit Alkohol. Genuss fällt uns ohnehin nicht leicht, es gibt immer noch viele Einschränkungen seitens traditioneller – teilweise religiöser und weltanschaulich längst überholter – Moralvorstellungen. Letztendlich gilt es auch, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu beachten. Viele lernen nur durch den Umweg über den Psychiater – der ebenfalls Kosten für das Gesundheitswesen verursacht – dem Genuss den richtigen Stellenwert in einem ausgeglichenen, zufriedenen Leben einzuräumen. 

Vielleicht kommt es daher, dass ich so auf das Rauchverbot genauso empfindlich reagiere wie auf Versuche, meine Gedanken zu kontrollieren und mir die freie Äußerung meiner Meinung zu verbieten.

Vorfreude auf die nächste Konzertsaison

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Mahlers 9. und ein Schlagzeugkonzert

Das Konzertprogramm der nächsten Saison wurde vorgestellt

Generalmusikdirektor Mikhel Kütson will die Waage halten: langjährigen Besuchern der Konzerte der Niederrheinischen Sinfonikern neue Klangerlebnisse bescheren und mit außergewöhnlichen Aufführungen auch solche Menschen anlocken, die bislang nicht den Weg in den Konzertsaal fanden. „Wir sind inzwischen zu 70 Prozent ausgelastet“, freut er sich über die Entwicklung  der Besucherstatistik.

International anerkannte Solisten erfreuen die Zuhörer und inspirieren die Orchestermusiker

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Wichtiger Fokus für Kütson: Komponisten aus dem Baltikum

Unbekannt dürfte das „Viatore“ von Pēteris Vasks im fünften Sinfoniekonzert sein. „In dieser Saison hatten wir den Esten Heino Eller im Programm“, begründet Kütson, der selbst aus dem estischen Tallinn stammt, die Hinwendung zu baltischen Komponisten, „in der nächsten dann den Letten Vasks.“Auch die Begegnung mit der Sinfonie Nr. 4 von Franz Adolf  Berwald dürfte neu sein. „Er ist hier unbekannt, gilt aber als Mozart Schwedens, mit einer ganz eigenen Tonsprache“, so Kütson.

Mahlers 9. Sinfonie als persönliche Herausforderung für den GMD

Die Saisoneröffnung am 12. September in Mönchengladbach und am 13. September in Krefeld mit der Sinfonie Nr. 9 von Gustav Mahler empfindet Kütson selbst als Herausforderung, allein von der Länge her. „Das Stück dauert 90 Minuten“, nennt er einen Grund. „Außerdem ist es für mich mit meiner unruhigen Art nicht so einfach, die Ruhe und Abgeklärtheit des reifen Mahlers zu transportieren.“ Weitere Höhepunkte bilden sicher die 3. Sinfonie von Ludwig van Beethoven im 2. Sinfoniekonzert. Im 6. Kommen die expressiven Werke „Nacht auf dem Kahlen Berge“ von Modest Mussorgskys zur Aufführung und die 10. Sinfonie von Dmitrij Schostakowitsch. „In ihr verarbeitet er die Grauen der Stalin-Ära“, so Kütson.

INFO:

Es gibt in der nächsten Saison wieder zwei Chorkonzerte, das Neujahrskonzert in Krefeld und Mönchengladbach sowie das Konzert zum Tag der Deutschen Einheit in Krefeld.

Kinderkonzerte: Neben den fünf Konzerten der Kinderaboreihe wird wieder „Peter und der Wolf“ von Sergej Prokofjew aufgeführt. Als Schulkonzert wurde „Der Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns gewünscht. Für das Schlagzeugkonzert haben Schüler die Möglichkeit, eine Probe mit nachfolgendem Konzertbesuch zu erleben.

Kammermusik Die Orchestermusiker spielen in kleineren Besetzungen fünf Kammerkonzerte.

Alle Infos und Termine unter www.niederrheinische –sinfoniker.der

Vorfreude auf die Sommermusik Schloss Rheydt

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Wer bei den Konzerte zwischen dem 19. und dem 28. Juli noch dabei sein will, sollte sich schnell um Karten kümmern.

Für Roger Cicero gibt es noch ungefähr 200 Karten. Er ist zu Gast bei der diesjährigen Sommermusik Schloss Rheydt, genau wie Earth Wind & Fire, transportiert von Al McKay, der seit 1973 mit den Brüdern White unterwegs war. „Dafür gibt es noch etwas mehr Karten“, sagt Günter vom Dorp, der die Sommermusik in diesem Jahr zum siebten Mal veranstaltet.

Von Anfang an begleite ich diese Veranstaltung als Berichterstatterin. Sie hat mir im Laufe der Jahre unvergessliche Erlebnisse beschert.

„Insgesamt sind alle Konzerte bereits zu 60 Prozent ausverkauft“, sagt er. „Es ist eine große Erleichterung, wenn so viele Menschen das Wetter-Risiko mittragen. Es zeigt auch, dass sie die Veranstaltung wirklich schätzen.“ Legendär ist ein Konzert der Niederrheinischen Sinfoniker bei strömendem Regen im Jahr 2010. „Alle waren so beeindruckt, dass die Orchestermusiker ihre Instrumente überhaupt ausgepackt haben, und dann auch noch gespielt haben!“ erinnert er sich. Niemand ging, auch in der Pause nicht, die Atmosphäre war beeindruckend dicht. Denn alle lauschten andächtig, wie sich die Musik mit dem Prasseln des Regens paarte. Für das Programm hat Mikhel Kütson, Generalmusikdirektor des Theaters Krefeld Mönchengladbach, der selbst am Pult stehen wird, gängige Stücke beispielsweise aus „Figaros Hochzeit“ von Wolfgang Amadeus Mozart, aus „Romeo und Julia“ von Charles Gounod, der „Westside-Story“ von Leonard Bernstein oder „Kiss me Kate“ von Cole Porter zusammengestellt.

Die Idee: Das Schloss wieder als Bühne nutzen

Diesem Orchester ein Open-Air-Forum zu bieten, war die ursprüngliche Absicht vom Dorps. „Ich bin in Rheydt aufgewachsen und erinnere mich noch daran, dass damals das Rheydter Theater das Schloss im Sommer für Aufführungen nutzte.“ Weil für ein einzelnes Konzert die Kosten mit Bühnenaufbau und Technik zu groß wären, entstand die Idee zu dem Festival, bei dem Künstler verschiedener Stilrichtungen auftreten. Auch Choreograph Robert North ließ sich gern mit ins Boot holen. Aufführungen von „Romeo und Julia“ oder „Casanova“ vor der Kulisse des Renaissance-Schlosses bleiben mir ebenfalls unvergesslich.

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Bühne für internationale und regionale Musik-Größen

In diesem Jahr geht die Sommermusik zwischen dem 19. und dem 28. Juli über die Bühne. Den Anfang macht Fun & Friends. Die Beatles Revival Band Fun, bei der vom Dorp singt, tritt traditionell zusammen mit dem Jugendsinfonieorchester der Stadt auf. „Alle unsere Schüler sind sehr gern dabei“, sagt Christian Molescov, Leiter der Musikschule und Dirigent des Abends. Die Niederrheinischen Sinfoniker treten am Sonntag mit dem Programm „Love is in the Air“ auf. Eine andere regionale Kult-Band bildet den Abschluss: Die Black Brothers and the Bad Bones besteht aus hochkarätigen Rock- und Blues-Musikern. Größen wie die Gitarristen Dennis Hormes und Jens Filser sind dabei, die Afro-Amerikanische Opernsängerin Richetta Manager übernimmt den Part der Aretha Franklin. Sie ziehen regelmäßig im November eine Blues Brothers Show und Party ab, die inzwischen über 1000 Fans nach Willich lockt. Bei der Sommermusik bestreiten sie das Abschlusskonzert am 28. Juli.

Das Schloss als Dreh- und Angelpunkt der Aufführungen

Dass Musiker wie Roger Cicero (Auftritt am 21. Juli) gern nach Schloss Rheydt kommen, hat mehrere Gründe: „Das es hier gut ist, spricht sich herum“, sagt vom Dorp. Außerdem kommt er bei seiner Arbeit als Moderator beim WDR immer wieder mit interessanten Künstlern ins Gespräch. „Als ich Annett Louisan von der Sommermusik erzählte, wollte sie unbedingt dabei sein“, erinnert er sich. Sie bot einen der Höhepunkte im vergangenen Musiksommer. Außerdem bieten sowohl Turnierwiese wie auch der Arkadenhof dank der umgebenden Gebäude eine hervorragende Akkustik. „Das ist bei vielen Open-Air-Bühnen ganz anders“, sagt vom Dorp. „Da kann der Wind den Klang verwehen und bei den Zuhörern kommt womöglich nicht mehr viel an. Das ist dann ärgerlich.“

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Gladbachs Schokoladenseite musikalisch genießen

Die Qualität der hier gebotenen Konzerte spricht sich auch unter Besuchern herum. Obwohl vom Dorp nur regional für das Festival wirbt, kommen die Besucher auch aus den Niederlanden, Belgien, Niedersachsen oder Baden-Württemberg. „Viele buchen dann übers Internet mehrere Konzerte und machen sich eine schöne Woche in Mönchengladbach“, berichtet er aus den Rückmeldungen aus dem Internet-Verkauf. Die Sommermusik rückt eine der Schokoladenseiten der Stadt ins rechte Licht.

Inzwischen gibt es eine lange Reihe von Sponsoren, die die Sommermusik Schloss Rheydt unterstützen. Auch die Stadt ist mit der MGMG mit im Boot. „Sie übernimmt die Logistik mit Absperrgittern und Kassenhäuschen“, so vom Dorp.

 Termine

19. Juli: Fun & Friends mit dem Jugendsinfonieorchester der Musikschule

20. Juli: Klassik Open Air 2013 mit den Niederrheinischen Sinfonikern

21. Juli: Roger Ricero & Big Band

24. Juli: Lydie Auvray (Akkordeon) Trio im Arkadenhof – 3 Coleurs

25. Juli: Ulla Meinecke Crew im Arkadenhof – Songs und Stories

26. Juli: Soneros de Verdad – Buena Vista Cuba Night

27. Juli: Earth Wind & Fire

28. Juli: Black Brothers & the Bad Bones – Blues Brothers Show

Tickets unter www.sommermusik-mg.de

Aus Love-Story wurde Krieg der Welten

© Andi Herrmanns

© Andi Herrmanns

Viel Beifall erntete die Komödie “Küss langsam” von Michael Ehnert

St. Tönis. Für einen knallharten Action-Schinken braucht man keine große Leinwand. Es genügen zwei – gute! – Schauspieler und ein Techniker, der 40 Einspieler und 80 Lichtwechsel rechtzeitig vornehmen kann.

Das reicht, um das Kino im Kopf der Besucher im Forum Corneliusfeld so in Schwung zu bringen, dass sie mitgerissen sind, von der Action-Komödie „Küss langsam“, die hier am Donnerstagabend über die Bühne ging. Wenn sich Jennifer und Michael Ehnert im Amtsgericht beim Warten auf den Scheidungsrichter vorstellen, wie die Action-Serie hätte weitergehen können, bei deren Dreharbeiten sich zwei Schauspieler drei Jahre zuvor auf den ersten Blick ineinander verliebt haben.

Wie die Journalistin an brisante Unterlagen kam

Hochdramatisch und lebensbedrohlich geht es da zu, wenn der „Bulle“ der Journalistin hilft, an hochbrisante Unterlagen zu einem Skandal zu kommen, in den es gleichermaßen um die Atom-, Bestechungs- und Bauthematik geht.

© Andi Hermanns

© Andi Hermanns

Das übertragen die beiden Schauspieler mit Hilfe des Technikers so authentisch auf die Zuschauer, dass sogar auf Requisiten und Kostüme verzichtet werden kann.

Der normale Wahnsinn im Verhältnis der Geschlechter

Andererseits ist das Stück aus der Feder von Michael Ehnert, der auch schon für das Kom(m)ödchen und die Lach- und Schießgesellschaft geschrieben hat und für seine kabarettistischen Leistungen ausgezeichnet wurde, durchaus zum Lachen. Es geht um den Wahnsinn im Verhältnis der Geschlechter, der heute noch frisch und heiß verliebte Paare morgen schon regelmäßig vor den Scheidungsrichter führt.

© Andi Hermanns

© Andi Hermanns

Die Kommunikationsprobleme werden vorgeführt, die Aggressionen, die man gegenseitig auslöst, die enttäuschten Erwartungen und die Angst, die Erwartungen des anderen zu enttäuschen, sowie die vergeblichen Versuche, die Befindlichkeiten des anderen irgendwie unauffällig in den Griff zu bekommen. Und das Material, das die Journalistin zufällig zum Verhältnis der Geschlechter birgt, ist noch wesentlich brisanter als das zum Bau- und Atomskandal.

Latexhandschuhe um den Fußboden zu wischen

Da lachen die Tönisvorster sogar Tränen. Auch an Stellen wie der, an der „sie“ sauer ist, wenn „er“, die für „Spielchen“ gekauften, schwarzen Latexhandschuhe beim Wischen des Schlafzimmerbodens nutzt. Ihr Lachen klingt nicht so, als ob sie das alles nicht kennen würden. Sie lachten auch, um Distanz zu bekommen. Leider war das Forum nicht ausverkauft. Als ob nicht mehr Beziehungen in Tönisvorst und Umgebung solcher Therapie bedürften.

» Nächste Vorstellung aus der Kabarettreihe des Stadtkulturbundes: 24. Mai 2013,/ 20 Uhr, Markus Krebs: Literatur unter Betäubung

 

Bluesfestival in Willich: Zum letzten Mal im Kaisersaal

Klaus Haselhoff und Jochen Contzen holten zum sechsten Mal Bluesbands in die Region

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Schon beim Auftritt der ersten Band gibt es nur strahlende Gesichter. Blues Deluxe traf mir ihren rocklastigen Stücken sofort den Nerv der Zuschauer beim diesjährigen Bluesfestival. Die fünfköpfige Gruppe um den Bassisten Vater Jochen Eminger, mit seinem Sohn Dennis (Gesang und Gitarre) und Georg Maar am Keyboard ist in Willich bereits von einem Konzert bei „Jochen & Friends“ bekannt. Diesmal kam sie mit einem neuen Gitarristen, Pierre Wrobbel und einem neuen Drummer, Frank Mellies und wirkten geschlossener und dynamischer. „Ihr seid für mich die beste Blues-Rockband Deutschlands“ bescheinigte ihnen Veranstalter Klaus Haselhoff anschließend mit strahlendem Gesicht. Gemeinsam mit Jochen Contzen stellt er seit 2003 alle zwei Jahre das Willicher Bluesfestival auf die Beine. Die beiden gelten als Blues-Liebhaber und Spezialisten, Contzen pflegt die Bluesgemeinde im Kreis Viersen und weiterem Umland als Jake Blues mit den Konzerten der Black Brothers and the Bad Bones im November im Kaisersaal. http://www.bluesdeluxeonline.de/

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Klaus Haselhoff, Veranstalter des Bluesfestival Willich

Ein bisschen Wehmut schwingt mit bei Haselhoff, der den ganzen Nachmittag im Kaisersaal für die Künstler und ihre Crews Kaffee gekocht hat. „Das ist das letzte Mal, dass wir hier veranstalten“, sagt er. Schließlich wird der Kaisersaal Ende 2014 geschlossen und steht dann zum nächsten Bluesfestival 2015 nicht mehr zur Verfügung. Ein Ausweichquartier ist noch nicht ausgemacht, zumal das Flair des Kaisersaals mit seinem vibrierenden und schwingenden Holzboden und seinem urigen Charme wie gemacht zu sein scheint für den Blues.

Genau wie Big Daddy Wilson. Der kommt mit seiner fünfköpfigen Truppe zwar wesentlich ruhiger daher, aber seine weiche Stimme hat genau den richtig wehmütigen Klang, der die Seele des Blues verkörpert. Seine Liebe zur Musik seiner Vorfahren entdeckte er übrigens erst während eines Army-Aufenthalts in Deutschland.

Da war es für die Ruf Records Blues Caravan 2013 nicht so einfach, daran heranzureichen. Schon ihren Opener, „Proud Mary“, bei dem die Solisten Jimmy Bowskill, Bart Walker und Joanne Shaw Taylor gemeinsam auftraten, hatte im Kaisersaal bei den Konzerten der Black Brothers mit Solistin Richetta Manager schon besser, mit wesentlich mehr Power gehört. Auch bei den anschließenden Soloauftritten der drei von jeweils einer halben Stunde (immer mit dem gleichen Schlagzeuger und dem gleichen Bassisten) konnten sie die Aufmerksamkeit der Zuschauer nicht so fesseln wie die Vorbands.

INFO: Das Bluesfestival Willich fand zum sechsten Mal statt, zum letzten Mal im Kaisersaal. Es wird frei finanziert, lediglich mit Unterstützung der Sparkasse, Volksbank und der Schreinerei Jörg Dattler aus Tönisvorst.

Nächster Termin: Auch in diesem Jahr wird es zwei Konzerte der Black Brothers and the Bad Bones im November im Kaisersaal geben. Sie treten außerdem am 28. Juli bei der Sommermusik Schloss Rheydt in Mönchengladbach auf. http://www.sommermusik-mg.com/programm-2013/