Ein Loblied auf den Verfall der Sitten

© Matthias Stutte: Das Dorf wartet brav den Nachtwächter ab. Dann schleicht es zur Maskerade

© Matthias Stutte: Das Dorf wartet brav den Nachtwächter ab. Dann schleicht es zur Maskerade

Die komische Oper „Maskerade“ von Carl Nielsen hatte am Freitag in Rheydt Premiere

Es gibt viele Gründe, die „Maskerade“ aufzuführen, die am Freitagabend in Rheydt Premiere feierte. Die komische Oper von Carl Nielsen gilt als Rarität auf den Opernbühnen, dänische Nationaloper und bietet ausgezeichnete Unterhaltung. Die Geschichte beruht auf dem scheinbaren Konflikt der geplanten, zwangsweisen Verheiratung von Leander (Michael Siemon) und Leonora (Debra Hays). Die widersetzen sich – schließlich haben sie sich auf dem Maskenball verliebt, und auch wenn sie nicht wissen, in wen, will jeder von ihnen dem Gebot des Vaters trotzen. Der Konflikt löst sich auf, denn nach der Demaskierung sehen sie, dass sie freiwillig lieben, wen sie lieben sollen. Es geht auch um das Aufbegehren gegen eine genussfeindliche, pietistische Lebenshaltung, ein Stoff, den Nielsen den Librettisten Vilhelm Andersen bei Ludvig Holberg, dem Lieblingsdichter der Dänen, entleihen ließ, der sich bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts für „unschuldigen Zeitvertreib“ aussprach, „der aus diesem sauren Leben herausreißt.“

Das Stück lässt die Sänger glänzen, die dabei wieder ihr hervorragendes schauspielerisch-komödiantisches Können entfalten können, hat wunderbare Chorstücke (Einstudierung: Maria Benyumova) und ist eine angemessene Aufgabe für die Niederrheinischen Sinfoniker (Leitung: Alexander Steinitz). In der witzigen, temporeichen Inszenierung von Aron Stiehl sieht man die Akteure bei Morgentoilette und beim Saunagang. Bühnenbildner Jürgen Kirner, verlagert den Konflikt in eine Ikea-Idylle. Kostümbildnerin Dietlind Konold kann besonders bei der Maskerade aus dem Vollen schöpfen. Der Haustyrann Jeronimus erscheint als aufgeplusterter Hahn, Miss Piggy und Kermit sind mit von der Partie, vor allem aber auch Adam und Eva inklusive aller funktionsfähiger Details unter den Feigenblättern, bringen die Zuschauer zum Lachen.

Gerade diese Selbstverständlichkeit, mit der das doch konservative Theaterpublikum (meist in fortgeschrittenem Alter) diese Frivolitäten annimmt, lässt die Frage keimen, ob so ein Loblied auf den Hedonismus heute noch nötig ist, wird er doch  selbstverständlich gepflegt oder gar zur Maxime erhoben. Die Antwort liefert vielleicht das Ballett in der Choreographie von Robert North. Das steigert das wilde Treiben auf der Maskerade ins karikaturhafte und deutet so dezent an, dass allein der Verfall der Sitten keine Lösung aus der Enge der eigenen Seele darstellt.   

Weitere Termine: http://www.theater-kr-mg.de/spielplan/musiktheater/maskerade.htm

Kempen Big Band in der Kulturhalle Schiefbahn

Gestern hatte ich einen Bericht zu schreiben, über das Benefiz-Konzert einer Amateurband. Zugunsten des Lion-Club Willich trat die Kempen Big Band in der Kulturhalle in Schiefbahn auf und überraschte mich angenehm:

Die 24-Mann starke Band hat sich unter der Leitung von Markus Türk zu einem satten Klangkörper entwickelt. Die Rhythmen kamen präzise und im richtigen Tempo. Vielen Zuhörern fiel es schwer, still sitzen zu bleiben, die Musik fuhr ihnen mächtig in die Knochen. Dabei proben die Musiker aus dem Kreis Viersen und Mönchengladbach nur einmal in der Woche zusammen.

Besonders beeindruckte als Solist der 17-jährige Konstantin Reiners. Der junge Mann aus Kempen wird vom Instrumentenbauer Hohner gefördert und wird im kommenden Frühjahr seine erste eigene CD herausbringen. Er spielte virtuos und Klassiker wie “Georgia” mit einem erstaunlich tiefen Feeling.

www.kempen-big-band.de

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