Hochwasser in Uerdingen

Eigentlich wollte ich nur eben mit dem Fahrrad zum Markt in Uerdingen und anschließend eine Runde über Stratum und Linn nach Hause drehen. Dann habe ich mich doch mit einer Hochwasserschau begnügt.

Blick aufs Vereinshaus des Uerdinger Ruderclubs Foto: © Susanne Böhling
Wasser weit und breit – so präsentiert sich heute der Rhein. Das scheinbar gebogene Geländer ist eigentlich gerade und der Rhein macht einen Knick. Foto: © Susanne Böhling

Ich denke an meinen ersten Rudergang bei Hochwasser. Wir fuhren ein Stück Rheinaufwärts durch die Weiden und Pappeln über die Wiesen, die hinauf zum Deich führen und über die ich sonst laufe. Dort war das Wasser ganz ruhig. Später stromab in die Roos, eine Hochwasserausgleichsfläche nördlich des Bayerwerks Richtung Rheinhausen. Zurück mussten wir auf die rechte Rheinseite, weil vor der Kaimauer in Uerdingen die Strömung zu stark war. Wir wären nicht dagegen angekommen. Besonders bei der zweiten Querung, zurück zum Ruderhaus, war mir die starke Strömung unheimlich. Ich sah uns schon im Wasser – ohne Chance auf Rettung. Aber die vier Kerle im Boot legten sich mächtig ins Zeug und so verloren wir trotz der Strömung nicht einmal an Höhe. Trotzdem war ich sehr dankbar, als ich kurz darauf eine Rettungsweste geschenkt bekam. Die hing seitdem immer in meinem Spind im Ruderhaus.

Was allerdings meine Fahrradpläne anbelangt: Es war jetzt entweder zu kalt oder ich nicht warm genug angezogen. Jedenfalls stand da die Straßenbahn der Linie 44 an ihrer Endhaltestelle, an der ich ja vorbei musste. Hätte müssen. Denn ich habe dann kurzerhand die Abkürzung genommen.

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Krefelder Rheinpegel immer noch kaputt

Es liege am Hochwasser, dass der seit Monaten kaputte Pegelstandsanzeiger an der Einfahrt zum Uerdinger Hafen noch nicht repariert sei. So lautete die Auskunft im Juni.

Von Susanne Böhling

Der Hafenkopf in Uerdingen mit defekter Pegelstandsanzeige

Die Pegelstandsanzeige am Eingang zum Uerdinger Hafen ist nach wie vor defekt Foto: © Jörg Ramsauer

Nun ist das dumme Ding immer noch nicht in Ordnung. Dabei fällt der Wasserstand im Rhein bei Uerdingen immer weiter und ist – nach Berechnung mit Hilfe des elektronischen Wasserstraßen-Informationsservice ELWIS abgeleitet vom Pegel Ruhrort – bei 373 angekommen. Das liegt mehr als drei Meter unter dem Pegel von 736, den wir am 20. Juni hatten. Soviel müsse das Wasser sinken, bevor man die Reparatur vornehmen könne, sagte man mir damals im Büro des Hafenmeisters in Uerdingen. „Mindestens“ hieß es damals. Nach exakten Berechnungen sind es aber bereits 3,63 Meter und ich bin gespannt, wann es soweit sein wird. Oder um es mit den Worten meiner Oma (Gott hab‘ sie selig) auszudrücken: „Ob ich das noch erleben werde?“ Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Vielleicht hat das Schiff mit den Kranaufbauten etwas damit zu tun, das momentan vom Uerdinger Ruderclub UeRC aus Hafen-einwärts liegt? Ich werde berichten!

Ein Schiff mit einem Kran liegt unter der Krefelder Rheinbrücke

Schiff mit Kranaufbauten unter der Uerdinger Rheinbrücke Foto: © Jörg Ramsauer

Warum ist die Pegelstandsanzeige für die Uerdinger Ruderer wichtig?

Der Pegelstandsanzeiger ist für uns Ruderer vom UeRC wichtig. Danach können wir einschätzen, ob in Ufernähe große Steine zu vermuten sind, an denen man beim stromauf Fahren die Boote beschädigen könnte.

 

Der Rheinpegel in Krefeld Uerdingen

Seit Wochen ist der elektronische Pegelstandsanzeiger am Hafenkopf kaputt. Er zeigt nur seltsame Striche und keine Zahlen. Ein Termin für die Reparatur ist wegen des Hochwassers nicht absehbar.

von Susanne Böhling

Der Pegelstand in Uerdingen

Seit Wochen ist er defekt. Der Pegelstandsanzeiger am Kopf des Uerdinger Hafens. „Der Sensor ist kaputt“, nennt der stellvertretende Hafenmeister Andreas G. als Ursache. Zunächst habe es eine Weile gedauert, bis das Ersatzteil geliefert wurde, jetzt verhindert das Hochwasser den Austausch. „Ich schätze, das Wasser muss um mindestens drei Meter sinken, bevor wir an diese Arbeiten gehen können“, sagt er.

Wolken über der Hafeneinfahrt in Krefeld Uerdingen. Fotografiert von Susanne Böhling

Der Hafeneinfahrt in Krefeld Uerdingen. Die Mauer, die sonst zwischen Brückenpfeiler und Hafenkopf den Strom von der Hafeneinfahrt trennt, ist vollständig überschwemmt. Foto: © Susanne Böhling

Information aus dem Internet

Behelfsweise könne man sich im Internet beim „Elektronischen Wasserstraßen-Informationsservice ELWIS“, informieren, einem Dienst der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes. Unter dem Menüpunkt „Wasserstände“ findet man die Pegel aller schiffbaren Binnengewässer mit Warnhinweisen, falls es zu Einschränkungen des Schiffsverkehrs kommt. Da Krefeld keinen offiziellen Pegel hat, kann man sich am Pegel Ruhrort orientieren. Der betrug am Montag, 20. Juni 2016 um 13 Uhr 736. „Davon muss man nur 20 abziehen, dann hat man unseren Pegelstand“, sagt der stellvertretende Hafenmeister. Das wären also 716. Beachtet man die Pegelstände der stromaufwärts liegenden Städte, lässt sich ungefähr einschätzen, ob es zu einem weiteren Anstieg oder einem Absinken des Wasserstandes kommt. Momentan steigen sie noch geringfügig.

Rückschlüsse vom Pegelstand auf den bevorstehenden Rudergang

Der Pegelstand am Hafenkopf ist für die Ruderer des Uerdinger Ruderclubs UeRC insofern interessant, als sich anhand der Zahl einschätzen lässt, wie man den Strom befahren kann. Bei einem Wert von mehr als 450 lassen sich die Kribben überfahren. Man kann also bergauf näher am Ufer rudern, was weniger Kraft kostet als das Umfahren der Kribbenspitzen, an denen immer besonders viel Gegenströmung herrscht. Beim momentanen Wasserstand kann man in die Hochwasserausgleichsflächen Roos und Spey einfahren, die sonst vom Strom abgeschnitten sind. Doch der hohe Wasserstand bringt auch Probleme mit sich. Das beginnt damit, dass man beim stromauf rudern entlang der Kaimauer des Hafens mit besonders großer Gegenströmung zu kämpfen hat. Liegt dann noch ein Schiff vor der Hafenmauer, das einen recht weit in die Richtung Strommitte zwingt, braucht man ein starke Mannschaft, um die 500 Meter dieses Abschnittes zu überwinden.

Gefahren bei Hoch- und Niedrigwasser

Eine Gefahr lauert bei hohem Wasserstand insofern, als die Schifffahrt dann auch die Innenkurven nutzt (und die Kurven schneidet) – die sonst wegen geringer Wassertiefe meidet und den Ruderern überlässt. Die Ruderer können den Rhein bei hohem Wasserstand also auf der rechten Seite fast ausschließlich zwischen den roten Stangen und dem Ufer und auf der linken Seite zwischen den grünen Stangen und dem rechten Ufer gefahrlos nutzen. Mit diesen Stangen werden Hindernisse markiert – in diesem Fall die Kribben oder Buhnen.

Breit ist der Rhein bei einem Wasserstand über sieben Meter in Krefeld Uerdingen. Fotografiert von Susanne Böhling

Bei Hochwasser fahren die Schiffe auch in der Innenkurve, hier nahe der rechtsrheinischen Seite. Die Buhnen sind vollständig überspült. Foto: © Susanne Böhling

Bei Niedrigwasser, wie es im Jahr 2015 über ein halbes Jahr lang herrschte, ist die Fahrrinne besonders schmal. In Ufernähe lauern an manchen Stellen knapp unter der Wasseroberfläche große Steine. Zieht dann ein vorbeifahrender Frachter auch noch das Wasser weg, sitzt das Boot schnell auf und es kommt zu Schäden. 2015 war davon insbesondere die Danzig betroffen.

Das Copyright auf dem Text liegt bei Susanne Böhling. Wollen Sie ihn oder Teile davon kopieren, benötigen Sie die Zustimmung der Autorin. Bei Verlinkung erbitte ich Nachricht per E-Mail.

Rudern und Baden – an einem Tag mit starken Regenfällen

Auch beim Uerdinger Ruderclub UeRC gilt: Das Wetter wird am Steg gemacht. Diese eiserne Regel verhalf uns zu einem wunderbaren Rudergang, nachdem ich den Tag als „sonniges Badewetter“ verbuchen werde.

von Susanne Böhling

Das Wetter wird am Steg gemacht

Mittwoch, 15. Juni 2016: Ein Tag mit richtig miesem Wetter. Vormittags trüb und nachmittags mal wieder Niederschläge, die man getrost als „sintflutartig“ bezeichnen durfte. So auch um halb fünf, wenn ich mich eigentlich zum Rudern fertig mache. Das erschien mir wenig sinnvoll, so, wie der Regen auf mein Dach-schräges-Fenster trommelte. „Das Wetter wird am Steg gemacht!“ unkte der Spruch meines Ausbilders durch mein Gedächtnis. „Ist ja schon gut“, seufzte ich und sammelte meine Sachen zusammen. Aber eher so für eine Runde auf dem Ergometer. Am Club traf ich auf Anke, Denise und Angela, die unter dem Pavillon saßen und seit geraumer Zeit beobachtet hatten, wie das Regenwasser Dreck in die Führungsschiene des Hoftores spülte.

Der Regen hört auf und wir können rudern

Bei der Begrüßung ging der Regen wir auf Kommando in ein Tröpfeln über. Thomas erschien und das Tröpfeln nahm weiter ab. Markus stieß hinzu, das Tröpfeln hörte auf und wir motivierten uns gemeinsam, aufs Wasser zu gehen. Ein ungesteuerter Dreier in den Hafen, der andere auf den Strom. Dort ist es bei einem so hohen Wasserstand (geschätzte 6 Meter, der Pegelstands-Anzeiger am Hafenkopf ist immer noch defekt) relativ leicht stromauf zu rudern. Man kann sich dicht am Ufer halten und dort die Gegenströmung nutzen, ohne die Kribben umfahren zu müssen.

Als wir beim Rudern in der Spey Pause machen, scheint die Sonne. Foto: Markus Jütten

Als wir in der Spey Pause machen, scheint die Sonne. Foto: Markus Jütten

Wir rudern bis in die Spey

Ein weiterer Clou: Man kann in die Spey fahren, die sonst vom Rhein abgeschnitten ist. Trotzdem war ich ein bisschen erschöpft, als wir am Ende dieser Hochwasser-Ausgleichsfläche stoppten. Da schien doch glatt die Sonne!!! Wir trauten unseren Augen kaum und konnten unser Glück nicht fassen. Ich hielt die Hände ins Wasser um mich abzukühlen und befand, dass die Temperatur nicht unwesentlich unter der des Badezentrums Bockum lag – und „die Jungs“ hielten das Boot dankenswerter Weise stabil, als ich ins Wasser sprang! Auch, als ich mich wieder ins Boot wälzte. Thomas gab mir noch den Tipp, es über das Heck zu versuchen, was hervorragend klappte. Einen Teil der Sachen konnte ich wechseln und so erreichte ich ohne zu frieren den Steg. Bergab ging es noch leichter und ich kam beim besten Willen nicht ins Schwitzen.

Mein Fazit

Gemeinsam holten wir die Boote nach oben, räumten auf und innerlich nickte ich meinem Ausbilder zu: „Ja, das Wasser wird am Steg gemacht!“ Und der Tag wird in meinen Erinnerungen als “zum Rudern geeignet” und „sonnig“ mit „Badewetter“ verbucht.

Das Grün am Ufer der Spey erstrahlt im Sonnenlicht - nach einem trüben Tag. Foto: Markus Jütten

Das Grün am Ufer der Spey erstrahlt im Sonnenlicht – nach einem trüben Tag. Foto: Markus Jütten

Eine Schale kehrt nach Hause zurück

Eine alte Kompottschale aus Kristallglas

Die Kristallschale aus der Wohnungsauflösung einer alten Dame. Foto: © Susanne Böhling

Bei der Finissage von Norbert Krauses Ausstellung “para_dies” in der Pförtnerloge der Fabrik Heeder holte ich das von mir beigesteuerte Objekt wieder ab

Das Ausstellungskonzept von Norbert Krause

Nun ist sie wieder zuhause. Die Kristallschale, die bei der Wohnungsauflösung einer alten Dame an mir hängen geblieben ist. Lange fristete sie ein unbeachtetes Dasein im Vitrinenaufsatz meines Biedermeier-Schrankes. Bis ich Norbert Krauses Aufruf folgen wollte. Der Gladbacher Aktionskünstler richtete auf Einladung des BBK Krefeld in der Pförtnerloge der Fabrik Heeder eine Ausstellung zum Thema „para_dies“ ein, die die Krefelder Bürger bestücken konnten. Sie sollten ihm bringen, was für sie an ihrer Stadt paradiesisch sei. Er katalogisierte die Bilder, Texte und Objekte und stellte sie in eigens dafür aufgebaute Regale.

Auch ich lieferte einen Beitrag zu Norbert Krauses Ausstellung

Mein Beitrag sollte vom Rudern handeln, ein Text über das glitzernde gleißende Licht, wie ich es auf dem Wasser wahrnehme und über das Gefühl des Schwebens, wie ich es bisweilen im Einer erreiche. Dazu sollte eine Portion Rheinwasser gehören, das ich in einer leeren Plastikwasserflasche an der Hafeneinfahrt auf dem Steg des Uerdinger Ruderclubs schöpfte. Auf der Suche nach einem angemessenen Ausstellungsgefäß fiel mir die Kristallschale ins Auge.

Das Rheinwasser war sauberer als vermutet

So dargeboten entwickelte das Objekt in der Pförtnerloge eine gewisse Poesie. Wobei Norbert Krause mir nicht glauben wollte, dass es sich wirklich um Rheinwasser handelte. Es schien ihm zu sauber. Im Laufe der Zeit verdunstete das Wasser, als ich sie am Samstagabend abholte, war die Schale von einer feinen weißen Kalkschicht überzogen. Eine andere Besucherin gab mir den Tipp, sie mit einem Corega Tap zu säubern und klärte auch auf, wofür die Schale ursprünglich genutzt wurde. „Eine Kompottschale“, sagte Evelyn Larisika, zu der noch eine entsprechender Löffel gehört hätte. „Pass gut auf, auf das wertvolle Schätzchen“, sagte sie. Und versprach, mir irgendwann mal zu offenbaren, woher sie vom Wert der Schale weiß.