In Sachen Mord und Totschlag unterversorgt

  StickelbroeckDer Düsseldorfer Polizist Klaus Stickelbroeck schöpft bei seinen Krimis aus dem Vollen

Wer düstere Tristesse erwartet hatte, wäre enttäuscht worden. Die Lesung des Krimiautors Klaus Stickelbroeck im Kudl an der Hauptstraße 81 in Neersen war eindeutig kabarettistisch vergnüglich einzuordnen. Fragt man ihn nach dem Grund, warum er Kriminalromane schreibe, sagt er augenzwinkernd: „In Sachen Mord und Totschlag bin ich unterversorgt“, als Polizist im Wachdienst, in der Landeshauptstadt Düsseldorf. 

Detailkenntnisse kommen den Krimis zugute

Von daher kennt er sie alle! Die Rotlichtgrößen und die Motorradgangs, die Prostituierten und die Fixer, die Modell standen für die Figuren in seinen Geschichten. Und er kennt auch die Orte. Die Clubs und den Bahnhof oder die Eisenbahnbrücke hinüber zum Hafen in Hamm. „Das war so gespenstisch“, erzählt er mit leuchtenden Augen von einem nächtlichen Einsatz, „da war mir klar, da muss ein Mord geschehen.“ Er fand Niederschlag im Roman Fischfutter, dem dritten in der Reihe um den Privatdetektiv Christian Hartmann, einem Ex-Fussballprofi, der seiner Aufgabe nicht so ganz gewachsen ist. Fischfutter„Wir haben den gleichen Humor“, sagt Stickelbroeck über sein Verhältnis zur Hauptfigur, „aber er sieht viel besser aus als ich.“

Menschen auf dem Land müssen nach finalen Lösungen streben

Ist die Großstadt für die Romane das ideale Umfeld, ist es für die Kurzkrimis das Land. Aus denen zitiert er in der ersten Hälfte der Lesung. Sie spielen zum Teil in der Eifel, wie es der Verlag vorgegeben hat, zum Teil aber auch in Kerken (Kreis Kleve), wo Stickelbroeck seit seiner Kindheit wohnt. „Geboren bin ich in Anrath“, sagt er und ergänzt wieder augenzwinkernd: „Ich sage dann immer: Im Knast, das findet meine Mutter nicht so witzig.“ Da kann er ganz genau beschreiben, mit welchen Mitteln der hühnenhafte Dachdecker (mit einem Stall voll ebenso imposanter Brüder) und ein mit richtig schweren Geschützen – Schweinegülle – auffahrender Bauer gegen einen armen Beamten vom Friedhofsamt vorgehen. Beide wollen die gleiche Grabstelle und da es unmöglich ist, sie zu befrieden, kommt es zu einer so boshaft finalen Lösung, wie Roald Dahl sie ersonnen haben könnte. 

Heiteres kommt aus der Realität

Stickelbroecks Sprache ist abwechslungsreich, sein Vortrag lebendig. Ganz genau kann man nachvollziehen, wie der Bauamtsleiter im Rathaus seine Wange an die Fensterscheibe presst, um die junge Lehrerin im Haus gegenüber im Bad zu beobachten. „Diesen Ausblick gibt es wirklich“, sagt Stickelbroeck in der anschließenden Fragerunde. „Meine Leser würden es mir auch nicht verzeihen, wenn da etwas nicht stimmt.“ Eines Tages saß sogar das entsprechende Paar in seiner Lesung . . . und hat sich gut amüsiert.

Auf die harte Tour

INFO: Klaus Stickelbroeck veröffentlicht seine bislang vier Romane im KBV-Verlag. „Fieses Foul“, „Kalter Blick“, „Fischfutter“ und zuletzt „Auf die harte Tour“. Darüber hinaus ist er in zahlreichen Anthologien vertreten und gehört zur Gruppe der Krimi-Cobs. www.klausstickelbroeck.de

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