Wie ich an einem Tag 20 Kilometer und sechs Mahlzeiten schaffte

Meine Kollegen Susi und Edo luden mich zu einem ihrer legendären Samstagsausflüge ein. Dabei legte ich sagenhafte 20 Kilometer laufend zurück. Mein persönlicher Rekord.

Foto: © Susanne Böhling

Wir brachen relativ früh auf. 8:41 Uhr ging der Zug von Krefeld Hauptbahnhof, in Uerdingen würden die beiden um 8:48 Uhr zusteigen. Ja, und weil klar war, dass Edo der Reiseleiter wäre, habe ich dann auch nicht mehr auf die Uhr geschaut. In Essen mussten wir umsteigen. Ich weiß auch nicht mehr, in welchen Zug, weil Edo solche Dinge derartig zuverlässig im Blick hat, dass sie für mich zu Nebensächlichkeiten verkamen.

Immer mit der Ruhe und öffentlichen Verkehrsmitteln

In Hattingen stiegen wir aus und machten eine kleine Runde Richtung Innenstadt. Dort gab es einen Bäcker und der hatte für uns lecker frisch belegte Brötchen und Kaffee. Ein Stück weiter fanden wir eine Bank an einem kleinen Platz. Die Sonne schien uns ins Gesicht und wir freuten uns an den Häusern. Bei manchen war das Fachwerk zu sehen, bei anderen war die Fassade mit Schiefer vor dem Regen geschützt (Mahlzeit Nummer 2, ich hatte zuhause schon gefrühstückt).

Umsteigen, aussteigen und aufsteigen – die ersten 100 Höhenmeter

Dann brachen wir gemächlich auf Richtung Busbahnhof und nahmen einen Bus, aus dem wir an der Haltestelle Isenberg ausstiegen. Von dort aus ging es steil bergauf zur gleichnamigen Burg aus dem 12. Jahrhundert. Wir schlenderten über die Anlage, sinnierten über die Dicke der Mauern, die Verwendung der Räume, die sie ehemals begrenzten, beherrschten uns, weil das Betreten der Mauerreste verboten ist und genossen den Blick über die Ruhrschleife. Auch die Wetteränderungen waren ein Thema: „Vor einer Woche wären wir hier bestimmt nicht hochgekommen, so viel Schnee und Eis wie es gab.“ Und die Jahreszeit: „Im Sommer verdecken die Blätter an den Bäumen die Aussicht, wir würden die Ruhr kaum zu Gesicht bekommen.“

Warten auf die S-Bahn oder erholen von den Anstiegen?

Dann gingen wir weiter, Richtung Südwesten und kamen auf eine Landstraße. „Nach eineinhalb Kilometern sind wir dann am S-Bahnhof Velbert Nierenhof“, sagte Edo. Und Susi entdeckte einen Weg, der zwar einen Umweg bedeuten würde, uns aber auf weicherem Untergrund (den Matsch bemängeln wir nicht!) durch Feld und Wald ans Ziel bringen würde – wie Edo mit Blick auf seine Wanderapp bestätigen konnte. Am S-Bahnhof fanden wir eine freie Bank, freuten uns über die Erholung nach dem doch steilen Stück über den Isenberg, unterhielten uns über die Familiengeschichte der beiden, und kaum 20 Minuten später ging es schon weiter. Richtung? – „Wuppertal“ stand auf der Bahn!

Foto: © Susanne Böhling

Dort sprach Susi immer von einer Skateranlage und so zog es uns Richtung Norden durchs Zentrum um den Hauptbahnhof, Elberfeld. Wir entdeckten eine Eisdiele und gönnten uns das erste Eis des Jahres 2021 (Mahlzeit Nummer 3).

Foto: © Susanne Böhling

Wuppertal hat eine Topographie

Schleckend zogen wir weiter durch die Straßen, wunderten uns über die Topographie mit den vielen Steigungen und den vielen Einbahnstraßen. Ich teilte Erinnerungen an andere Besuche in dieser besonderen Stadt: Eine Schwebebahnfahrt, das Engels-Denkmal. Aber das heben wir uns für die nächsten Ausflug auf. Ich will einen Fremdenführer organisieren. Dann fanden wir noch eine kleine Parkanlage und dort teilte ich die Butterbrote, die ich für den Tag geschmiert hatte (Mahlzeit Nummer 4, die sollten ja nicht verkommen).

© Susanne Böhling

Unmerklich lotste uns Edo mal hierhin und mal dorthin und ehe ich mich versah, standen wir hoch oben auf der Hardt, einer wunderschönen Gartenanlage, dem botanischen Garten der Stadt, in der gerade großflächig die Krokusse sprossen. Ein Bild, von dem wir uns gern den Atem rauben ließen (es war nicht der steile Anstieg), mal in der Sonne sitzend, mal den Wegen folgend, so dass sich die Perspektive dauernd änderte und oft mit dem Blick hinunter auf Wuppertal.

Auf dem Weg zum Bahnhof genehmigten wir uns noch Pommes und Currywurst (Mahlzeit Nummer 5). Dann nahmen wir den Zug nach Düsseldorf, stiegen um in die K-Bahn und waren kurz nach 19 Uhr auch schon wieder in Krefeld.

Ich konnte meinen Augen kaum trauen: Der Schrittzähler zeigte 24896 Schritte, das sollen fast 18 Kilometer sein. Aber bei Edo waren es auch 17,75 km und bei Susi 18,15 km. Also so ungefähr wird das wohl stimmen.

Ich mache noch eine Extrarunde zum Kiosk

Bei mir kamen dann noch ein paar Schritte dazu, weil ich ein Paket bei einem Kiosk im Norden der Innenstadt abholen wollte (Dort konnte ich nicht widerstehen. Ich habe mir noch einen Schokoriegel gekauft und auf dem Heimweg verspeist. Die 6. Mahlzeit). Die Strecke wurde nicht mehr mitgezählt (ich habe nachgerechnet, es waren insgesamt rund 20 Kilometer), der Akku in meinem Handy hatte nämlich schon schlapp gemacht. Ich hingegen, fühlte mich ziemlich frisch. Im Gegensatz zu anderen Touren, wo ich meine Knochen bereits nach 13 Kilometern deutlich gespürt habe. Da bin ich die Strecke meist in einem durchgegangen. Jetzt frage ich mich, ob das auf Dauer die richtige Taktik ist, denn: 20 Kilometer sind und bleiben 20 Kilometer, die wir an diesem Tag auf den Tacho haben. Und ja, ich fühle mich einerseits frisch. Andererseits gehe ich ganz schnell ins Bett und schlafe geschlagene 11 Stunden.

Zugenommen habe ich von den sechs Mahlzeiten übrigens nicht.

© Susanne Böhling

Krefelder Rheinpegel immer noch kaputt

Es liege am Hochwasser, dass der seit Monaten kaputte Pegelstandsanzeiger an der Einfahrt zum Uerdinger Hafen noch nicht repariert sei. So lautete die Auskunft im Juni.

Von Susanne Böhling

Der Hafenkopf in Uerdingen mit defekter Pegelstandsanzeige

Die Pegelstandsanzeige am Eingang zum Uerdinger Hafen ist nach wie vor defekt Foto: © Jörg Ramsauer

Nun ist das dumme Ding immer noch nicht in Ordnung. Dabei fällt der Wasserstand im Rhein bei Uerdingen immer weiter und ist – nach Berechnung mit Hilfe des elektronischen Wasserstraßen-Informationsservice ELWIS abgeleitet vom Pegel Ruhrort – bei 373 angekommen. Das liegt mehr als drei Meter unter dem Pegel von 736, den wir am 20. Juni hatten. Soviel müsse das Wasser sinken, bevor man die Reparatur vornehmen könne, sagte man mir damals im Büro des Hafenmeisters in Uerdingen. „Mindestens“ hieß es damals. Nach exakten Berechnungen sind es aber bereits 3,63 Meter und ich bin gespannt, wann es soweit sein wird. Oder um es mit den Worten meiner Oma (Gott hab‘ sie selig) auszudrücken: „Ob ich das noch erleben werde?“ Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Vielleicht hat das Schiff mit den Kranaufbauten etwas damit zu tun, das momentan vom Uerdinger Ruderclub UeRC aus Hafen-einwärts liegt? Ich werde berichten!

Ein Schiff mit einem Kran liegt unter der Krefelder Rheinbrücke

Schiff mit Kranaufbauten unter der Uerdinger Rheinbrücke Foto: © Jörg Ramsauer

Warum ist die Pegelstandsanzeige für die Uerdinger Ruderer wichtig?

Der Pegelstandsanzeiger ist für uns Ruderer vom UeRC wichtig. Danach können wir einschätzen, ob in Ufernähe große Steine zu vermuten sind, an denen man beim stromauf Fahren die Boote beschädigen könnte.

 

Mit der K-Bahn nach Düsseldorf

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die K-Bahn, die uralte Städteverbindung zwischen Krefeld und Düsseldorf noch nie bewusst genutzt hatte. Nun bin ich bekennender K-Bahn-Fan.

von Susanne Böhling

Die Nachteile des öffentlichen Personennahverkehrs

Der öffentliche Personennahverkehr ÖPNV kam nicht wirklich in Frage, als ich zur Arbeit den Weg nach Düsseldorf bewältigen musste. Es hat mir zu lange gedauert und die vielen Menschen, dicht gedrängt, waren mir zu unangenehm. Zwar braucht die Regionalbahn zwischen den beiden Hauptbahnhöfen nur 20 Minuten, aber dahin muss man auch erst mal kommen. Und dann waren es doch mindestens eineinhalb Stunden von Haus- zur Bürotür und umgekehrt. Manchmal, für Privatfahrten, habe ich es dennoch getan. Aber gefallen hat es mir nicht. Garantiert haben zwei Frauen lautstark über den Gang hinweg über gemeinsame Bekannte gelästert. Gut, dann konnte Musik aus dem Handy noch für Abhilfe sorgen. Aber wenn dann neben mir jemand zu stark parfümiert war oder ein paar Darmwinde entweichen ließ, gab es kein Entkommen, das Auto war die einzige Alternative.

Die K-Bahn als Alternative

Für das am vergangenen Dienstag in der Landeshauptstadt vereinbarte Treffen wurde mir dennoch dringend die Bahn empfohlen. „An der K21 gibt es nur ganz schlecht Parkplätze. Und anschließend gehen wir zu einer Weinprobe.“ Also schaute ich nach einer Verbindung und da wurde mir doch glatt die K-Bahn empfohlen. In nur 15 Minuten Fußweg erreichte ich von mir zuhause die Haltestelle Dießem und von da aus waren es 28 Minuten mit der Bahn bis zum Belsenplatz und 12 Minuten mit einem Anschlussbus. Dann wieder ein paar 100 Meter zu Fuß . . .

Probleme beim Ticketkauf in der K-Bahn

An der Haltestelle angekommen, wollte ich per Handy ein Ticket ziehen. Tja. Aber da ich diese Funktion zuletzt ein einziges Mal im Januar genutzt hatte, wusste ich natürlich mein Passwort nicht mehr. Einen Automaten gab es auch nicht. „Es wird wohl in der Bahn einen geben.“ Tatsächlich. Aber der nahm leider keine Scheine. Die Bahn war leer – worüber ich mich zunächst gefreut hatte (s. o.). Doch jetzt bekam ich einen Schweißausbruch, denn Kontrolleure müssen schließlich auch mir nicht immer alles glauben und das mit dem „Prädikat“ Schwarzfahrer verbundene „erhöhte Beförderungsentgelt“ kann ich mir nicht leisten. Außerdem schwirrt mir durch den Kopf, dass Schwarzfahren ein Straftatbestand ist und ich will keinen Eintrag im Vorstrafenregister. Gott-Lob stiegen bald ein paar Schüler ein. Und die konnten mir den 5-Euro-Schein in Münzen wechseln.

Blick in den Waggon der K-Bahn

Blick in den Waggon der K-Bahn

Die Vorzüge der K-Bahn

Ja, und dann habe ich eine Bahnfahrt erlebt, so angenehm und entspannt wie schon lange nicht mehr. Der Blick über die grünen Wiesen und Felder und Büsche, die Weite, und das alles angenehm leise und zügig, auch die vielen Stopps an den Haltestellen. Da vergehen die Minuten wie im Flug, ist das doch Meerbusch und Lörick entlang der K-Bahn-Strecke viel schöner als der südliche Neusser Hafen, wo die Regionalbahn regelmäßig einen Halt einlegt, bevor sie die Eisenbahnbrücke über den Rhein quert. Dort steht man zwischen den hässlichen Bergen von Bauschutt und die Bahn rumpelt über jede Weiche.

Aus der K-Bahn der Blick über die weite Landschaft zwischen Krefeld und Düsseldorf

Aus der K-Bahn der Blick über die weite Landschaft zwischen Krefeld und Düsseldorf

Die K-Bahn, die werde ich in Zukunft öfter nutzen!!!!!

Und Tipps für den Fahrscheinkauf gibt es nächste Woche. Das mit dem Handyticket muss ich erst noch ausprobieren, bevor ich etwas darüber schreiben kann.