Suche nach Gott – Muslim auf dem Jakobsweg

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Der Mönchengladbacher Künstler Shamsudin Achmadow pilgert auf dem christlichen Weg

Shamsudin Achmadow würde auch nach Mekka pilgern. Die Reise zu dem heiligen Ort in Saudi-Arabien empfindet er – wie jeder Muslim – als Pflicht. Schließlich ist sie die fünfte der fünf Säulen des Islam. Aber einerseits ist dem Mönchengladbacher Künstler die politische Lage im Nahen Osten nicht friedlich genug. Von gewalttätig ausgetragenen Konflikten hat er nämlich die Nase voll. Schließlich ist er mit seiner Frau  1996 vor dem Krieg aus seinem Heimatland Tschetschenien im Süden der früheren Sowjetunion nach Deutschland geflohen. Die beiden Söhne kamen kurze Zeit später nach, die Tochter wurde vor zehn Jahren in Mönchengladbach geboren.

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Flucht vor dem Krieg in Tschetschenien

„Alles war kaputt“ erinnert er sich an die Gründe, seine Heimat im Kaukasus zu verlassen. Betroffen war davon auch das Atelier des dort renommierten Künstlers. Das Zacharow-Museum in Grosny, das ihm 1994 eine Einzelausstellung widmete, wurde mitsamt seiner Exponate bei einem Bombenangriff zerstört. Achmadow war bereits 1982, als 24-Jähriger, in den russischen Künstlerverband aufgenommen worden und hatte an allen bedeutenden Orten der Sowjetunion ausgestellt. Das alles hat er hinter sich gelassen. „Wir waren froh, dass wir mit dem Leben davon gekommen sind“, sagt er. Seine pazifistische Einstellung spiegelt sich auch in der Beteiligung an der Ausstellung „Konfliktregion Kaukasus“ in Hamburg 2008 wieder.

Keine Visa für den aus Russland stammenden Muslim ohne deutsche Staatbürgerschaft

Ein anderer Grund, nicht nach Mekka zu pilgern, liegt in seinem staatsbürgerlichen Status. Er und seine Familie sind hier als politischer Flüchtlinge anerkannt, geduldet, sie haben sogar eine Aufenthaltsgenehmigung und dürfen hier arbeiten, aber sie sind noch immer keine deutschen Staatsangehörigen. „Deshalb komme ich in viele Länder nur mit einem Visum“, beschreibt er sein Problem, „das bekomme ich meistens nicht.“ Lediglich in Länder des Schengen-Abkommens kann er Reisen. Eine Ausstellung in England beispielsweise scheiterte am Visum. Auch eine Reise in die USA ist undenkbar. „Als staatenloser muslimischer Russe lassen sie mich nicht einreisen“, sagt er nicht ohne Frust. Dass weder er noch seine Frau in die Heimat reisen konnten, als die Eltern im Sterben lagen, war besonders bitter. Schließlich lebt er von Anfang an unbescholten in Deutschland. In Mönchengladbach wurde er sofort nach Gründung der städtischen Kunstförderung c/o von Kurator Hubertus Wunschik in die Riege der durch das städtische Kulturbüro anerkannte Riege der c/o-Künstler aufgenommen. Nicht weniger als 500 Schüler konnten von seinem Können profitieren, anfangs in der von ihm mitbegründeten Moskauer Schule, Akademie für Malerei, jetzt unter eigener Regie.

„El camino comienza en su casa“ – Der Weg beginnt in Ihrem Haus

Doch so einfach lässt sich Shamsudin Achmadow nicht von dem Wunsch nach einer Pilgerreise abbringen. „Das Pilgern ist Suche nach Gott“, sagt der 55-Jährige Sufi. Die Sufis sind eine mystisch orientierte Untergruppe der sunnitischen Mehrheit im Islam. Zu der gehören beispielsweise auch die Derwishe. Diese asketische Ordensgemeinschaft erlangte Berühmtheit durch die Mitglieder, die sich drehend in Trance versetzen, um Allah nahe zu kommen. „Und wir Sufis müssen Gott suchen“, erklärt Achmadow. So ist es für ihn naheliegend, sich der Pilgerwege der Christen zu bedienen. Ende Mai wird er sich anstatt nach Osten gen Westen wenden und sich auf den Jakobsweg machen, ganz offiziell mit dem in Aachen ausgestellten Pilgerpass. „Ich habe mich erkundigt, sie haben mir am Telefon gesagt, dass meine Religionszugehörigkeit zum Islam kein Hinderungsgrund ist“, sagt er und freut sich. Er wird den gesamten Weg von Beginn an zu Fuß machen, rechnet mit zwei bis drei Monaten für den Weg, hat im Rucksack nur das nötigste, Schlafsack, ein kleines Zelt, etwas Wäsche zum Wechseln, Kochgeschirr, Besteck, nicht zu vergessen das Tagebuch und den Skizzenblock.

Portraitmalen für die Reisekasse

Den wird er brauchen, denn er will sich seine Reise unterwegs mit Malen finanzieren: Sich auf die Marktplätze setzen und die Menschen in einer Kohlezeichnung portraitieren, so, wie er es in Vorst (Tönisvorst, Kreis Viersen) immer tut, wenn ihn seine ehemalige Schülerin Erika van der Sandt zur Teilnahme am Markt „Kunst, Kultur und Kulinarisches“ bittet. Schnell erkennt er die wesentlichen Züge in den Gesichtern der Modelle und bringt sie in kurzer Zeit so exakt und naturgetreu zu Papier, dass die Portraitierten begeistert sind.

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 Der ewige Kampf zwischen Licht und Dunkel

Andererseits erwartet er sich Anregungen für seine Kunst. Augenblicke in der Natur, die er an seinem Wohnort Mönchengladbach vermisst, von denen seine Bilder jedoch sprechen. Auch wenn Formen und Strukturen nur wenig gegenständlich sind, so drängt sich beispielsweise unweigerlich der Eindruck einer Schlucht auf, in die sich ein Wasserfall stürzt –  in dem sich das Licht sammelt. Oder das Licht bricht durch das dunkle Dickicht des Waldes und zeichnet schwarz und scharf den Umriss eines Baumes.  „Gott ist Licht“, sagt Achmadow. Eine Labsal im Dunkel, dass sonst herrscht und das in seinen Bildern ebenfalls den entsprechenden Raum hat. Das erklärt die spirituelle Dimension seiner Werke, deren mystische Tiefe die Betrachter in den Bann zieht. „Mit einem Bild darf der Betrachter nicht fertig werden“, sagt er über den eigenen Anspruch an seine Kunst. „Man muss auch nach Wochen, Monaten und Jahren etwas Neues darin entdecken und fasziniert sein. Dabei hat Achmadow noch zur Zeiten des Kommunismus Bildhauerei und Malerei studiert hat. Zu diesere Zeit hatte die Kunst den Maximen des sozialistischen Realismus zu genügen, in der Religion keinen Platz hatte. „Aber wir wurden perfekt in Technik ausgebildet“, sagt er. „Das ist eine sehr gute Grundlage für gute Bilder.“ Günter Kreitz, der bereits vor zehn Jahren ein erstes Bild von Achmadow gekauft hat, beschreibt die Faszination folgendermaßen. „Die Farben sind so weich, und dann dieses Licht! Darin kommt für mich „Es werde Licht!“ zum Ausdruck“, jener Ausspruch aus Buch Genesis, mit dem alles begann.

Sponsor ermöglicht die Reise

Kreitz ist es auch, der Achmadows Pilgerreise nun endlich möglich macht. Der Unternehmer ist Geschäftsführer der Kreilac GmbH, die innovative Hallenheizungssysteme plant, liefert und montiert. Er stellt dem Künstler ungenutzte Räume auf dem Firmengelände an der Bozener Straße 67 kostenlos zur Verfügung. „Wenn ich, wie früher, monatlich die Pacht für ein Atelier aufbringen müsste, ginge das nicht“, sagt Achmadow.

Exlibris: Kleine Grafik gegen das Vergessen von Buchbesitzern

Durch eine 170000 Exemplare umfassende private Schenkung wird Mönchengladbach zum ersten Zentrum der Exlibris-Kunst in Deutschland

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„Ich hatte mir vorgenommen, eine Weltsammlung anzulegen“
Gernot Blum, Sammler

Schuld ist der Onkel. Der hat im Jahr 1954 dem damals 15-jährigen Gernot Blum eine 15-bändige Ausgabe der Werke Friedrich Nietzsches vererbt. „Damit konnte ich noch nichts anfangen“, sagt der Neffe. Aber alle diese Bücher waren innen mit Exlibris auf den Namen Kurt Blum ausgestattet. „Und die haben mich sofort fasziniert!“ erinnert er sich an den Beginn einer Leidenschaft, die ihn bis auf den Tag nicht losgelassen hat und ihn letztendlich in den Besitz einer 170000 Exemplare umfassenden Sammlung brachte. Die hat Blum vor kurzem als Schenkung der Stadt Mönchengladbach übergeben. Die Stadt wird damit zum ersten Zentrum der Exlibris-Kunst in Deutschland.

Exlibris – das bedeutet „aus den Büchern“

Diese kleinen, künstlerisch gestalteten Druckgrafiken gibt es fast so lange wie gedruckte Bücher. Sie enthalten den Namen des Buch-Besitzers und dienten von Anfang an als Erinnerungshilfe, damit der dem er das Buch leiht, nicht vergisst, woher er das Buch hat und es womöglich deshalb nicht zurückgeben kann. Sofort nach dem Antritt des Erbes entwarf Blum sein erstes Exlibris, das von nun an als individueller Schmuck in jedes seiner neuen Bücher geklebt wurde.

Das erste Exlibris gestaltete Blum selbst

Erst 1978 ließ sich Blum das erste Exlibris – wie üblich – von einem professionellen Künstler gestalten, inzwischen hat er 529 in seiner Opus-Liste. Gefertigt werden sie in allen erdenklichen Drucktechniken vom Kupferstich bis zur Computergrafik. Viele bekannte Künstler widmeten sich dieser Kunst. „Die 19 von Albrecht Dürer sind so groß, dass man sie nur in Folianten kleben konnte“, sagt Blum. Er selbst besitzt ein Exlibris von Lucas Cranach dem Älteren. „Mein wertvollstes Stück aus dem Jahr 1480“, sagt er, ausnahmsweise erworben bei einem Auktionshaus.

Tausch auf Börsen oder per Post

Ansonsten werden Exlibris nicht gehandelt, sondern getauscht. So schickte er 1978 sein erstes Exlibris an einen Sammler in Dänemark. „Dafür bekam ich einen Umschlag mit 30 Stück zurück“, erinnert er sich an den Grundstock seiner Sammlung. Auch heute noch geht es per Post – auf der Grundlage von den im Internet veröffentlichten Opus-Listen. „Oder auf Tauschtreffen“, sagt Blum, der vom letzten Jahrestreffen mit 300 neuen Exemplaren zurück kam. Das nächste findet am 13. Juli in der Stadtbibliothek in Mönchengladbach Rheydt statt.

Blum, der jahrelang Vorsitzender der Deutschen Exlibris Gesellschaft war und viel publiziert hat, hat seine Sammlung sehr systematisch aufgebaut „Ich habe es darauf angelegt, eine „Weltexlibris-Sammlung anzulegen“, sagt er zufrieden. Jedes Land ist vertreten und möglichst auch jeder Exlibris-Künstler. „Andere sammeln zu einem Thema oder nach persönlichem Geschmack.“

INFO:

Gernot Blum war wie sein Onkel Kurt Nervenarzt und lebt seit seiner Kindheit in Mönchengladbach. www.exlibris-blum.de

Exlibris-Sammlungen: Die größte ordentlich erfasste Sammlung besteht in Dänemark mit rund 300000 Exemplaren. Gladbach hat mit Blums Schenkung die größte Deutsche Sammlung (mehr als 190000 Exemplare), noch vor dem Gutenbergmuseum in Mainz (maximal 120000 Exemplare). In London lagert die größte Sammlung der Welt, allerdings nicht erfasst und katalogisiert, genau wie in Nürnberg, wo nach Blums Vermutung die ältesten und wertvollsten Exemplare lagern.

Die Stadt Mönchengladbach hat sich im Zuge der Schenkung verpflichtet, die Sammlung zu katalogisieren und zu pflegen.

In Sachen Mord und Totschlag unterversorgt

  StickelbroeckDer Düsseldorfer Polizist Klaus Stickelbroeck schöpft bei seinen Krimis aus dem Vollen

Wer düstere Tristesse erwartet hatte, wäre enttäuscht worden. Die Lesung des Krimiautors Klaus Stickelbroeck im Kudl an der Hauptstraße 81 in Neersen war eindeutig kabarettistisch vergnüglich einzuordnen. Fragt man ihn nach dem Grund, warum er Kriminalromane schreibe, sagt er augenzwinkernd: „In Sachen Mord und Totschlag bin ich unterversorgt“, als Polizist im Wachdienst, in der Landeshauptstadt Düsseldorf. 

Detailkenntnisse kommen den Krimis zugute

Von daher kennt er sie alle! Die Rotlichtgrößen und die Motorradgangs, die Prostituierten und die Fixer, die Modell standen für die Figuren in seinen Geschichten. Und er kennt auch die Orte. Die Clubs und den Bahnhof oder die Eisenbahnbrücke hinüber zum Hafen in Hamm. „Das war so gespenstisch“, erzählt er mit leuchtenden Augen von einem nächtlichen Einsatz, „da war mir klar, da muss ein Mord geschehen.“ Er fand Niederschlag im Roman Fischfutter, dem dritten in der Reihe um den Privatdetektiv Christian Hartmann, einem Ex-Fussballprofi, der seiner Aufgabe nicht so ganz gewachsen ist. Fischfutter„Wir haben den gleichen Humor“, sagt Stickelbroeck über sein Verhältnis zur Hauptfigur, „aber er sieht viel besser aus als ich.“

Menschen auf dem Land müssen nach finalen Lösungen streben

Ist die Großstadt für die Romane das ideale Umfeld, ist es für die Kurzkrimis das Land. Aus denen zitiert er in der ersten Hälfte der Lesung. Sie spielen zum Teil in der Eifel, wie es der Verlag vorgegeben hat, zum Teil aber auch in Kerken (Kreis Kleve), wo Stickelbroeck seit seiner Kindheit wohnt. „Geboren bin ich in Anrath“, sagt er und ergänzt wieder augenzwinkernd: „Ich sage dann immer: Im Knast, das findet meine Mutter nicht so witzig.“ Da kann er ganz genau beschreiben, mit welchen Mitteln der hühnenhafte Dachdecker (mit einem Stall voll ebenso imposanter Brüder) und ein mit richtig schweren Geschützen – Schweinegülle – auffahrender Bauer gegen einen armen Beamten vom Friedhofsamt vorgehen. Beide wollen die gleiche Grabstelle und da es unmöglich ist, sie zu befrieden, kommt es zu einer so boshaft finalen Lösung, wie Roald Dahl sie ersonnen haben könnte. 

Heiteres kommt aus der Realität

Stickelbroecks Sprache ist abwechslungsreich, sein Vortrag lebendig. Ganz genau kann man nachvollziehen, wie der Bauamtsleiter im Rathaus seine Wange an die Fensterscheibe presst, um die junge Lehrerin im Haus gegenüber im Bad zu beobachten. „Diesen Ausblick gibt es wirklich“, sagt Stickelbroeck in der anschließenden Fragerunde. „Meine Leser würden es mir auch nicht verzeihen, wenn da etwas nicht stimmt.“ Eines Tages saß sogar das entsprechende Paar in seiner Lesung . . . und hat sich gut amüsiert.

Auf die harte Tour

INFO: Klaus Stickelbroeck veröffentlicht seine bislang vier Romane im KBV-Verlag. „Fieses Foul“, „Kalter Blick“, „Fischfutter“ und zuletzt „Auf die harte Tour“. Darüber hinaus ist er in zahlreichen Anthologien vertreten und gehört zur Gruppe der Krimi-Cobs. www.klausstickelbroeck.de

KUDL Die nächste Veranstaltung des Deutsch-Lettischen Freundeskreises ist die Mittsommernachtsfeier am 22. Juni

International(e ) zum 1. Mai: Tradition und Wirklichkeit

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Schräg klingt sie, die „Internationale“, aus den Lautsprechern im Krefelder Stadtgarten. Hier findet traditionell das Fest zum 1. Mai, dem Tag der Arbeit statt. „Das habe ich schon schwungvoller gehört“, sagt Uwe. Er hat seine Decke auf der nicht ganz so dicht belegten Wiese Richtung Gericht aufgeschlagen. Schön beschienen von der Sonne nippt er an der Bierflasche. Für ihn als Alt-Achtundsechziger ist das Fest ein Pflichttermin. K1024_2013-05-01 13.45.19„Völker hört die Signale“, singt eine Frau ins Mikro im steinernen Pavillon der Parkanlage und den wenigen Menschen, die wirklich zuhören, rollt es die Zehennägel auf, so selten trifft sie die Töne. Sein Kumpel Andreas nickt. „Ohne jede Leidenschaft, ohne jede Emotion. Das reißt nicht mit.“ Jetzt schüttelt er den Kopf.

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Sein Blick ruht auf den Ständen der Landsmannschaften der vielen verschiedenen Völker, die sich hier auf dem Fest mit ihren Spezialitäten präsentieren. Alewiten und Kroaten, Eritreer und Griechen, Türken und Portugiesen, sie alle verbreiten einen unwiderstehlichen Duft im Stadtgarten, der alle Vorübergehenden unwillkürlich anzieht. „Schau mal, 4 Euro dieser Teller“, sagt Uwe und zeigt auf eine Vielzahl fremdländischer Köstlichkeiten, deren Namen man nicht kennt, weil sie selten in Restaurants angeboten werden. Ich hatte bereits Frappè, jenen kalten Kaffee, von den Griechen, Bier von den Türken, und die Garnelen der Portugiesen sind ebenfalls super.

Aber nicht nur das: Auch beim Erwerb der Speisen, wurde mir mal wieder bewusst, welches Wunder sich in den vergangenen Jahren in unserer Gesellschaft vollzogen hat: Ich blickte zwar in Gesichter, mit fremdländischem Schnitt und dunklerer Hautfarbe in den verschiedensten Abstufungne, aber die Augen blickten klar und offen in die meinen und die Münder sprachen die gleiche Sprache wie ich, wenn sie mich nach meinen Wünschen fragten. „Ohne die Landsmannschaften wäre das Fest längst tot“, knurrt Uwe. Andreas nickt, nippt an seiner Bierflasche und blickt über die Massen. Ich lache: „International bleibt“, sage ich mit einem ironischen Unterton. „Oder vielmehr: Es ist.“

Spektakulär geparktes Polizeiauto vor Krefelds Tradtions-Eisdiele

Ein Schelm, der böses dabei denkt

Ein echter Hingucker, so schön schräg wie dieses Polizei-Auto vor Eisfranken parkt.

Polizeiauto

Da fragt man sich einerseits, ob die allgemeinen Regeln für die Ordnungshüter selbst nicht gelten? Andererseits hat man natürlich Verständnis, wenn sie angesichts steigender Temperaturen Eishunger entwickeln, und nicht hunderte Meter entfernt parken wollen, denn die Parksituation ist an der Ecke Uerdinger-/Florastraße besonders zur Zeit der Kirmes ziemlich angespannt.

Doch all‘ diese Hintergedanken erwiesen sich als falsch: In der Eisdiele waren nur zwei Kinder, die Polizisten anscheinend wirklich im Einsatz

 

Unter dem Deckmantel der Gesundheit eine gesunde Lebensgestaltung verhindern

Meine Meinung zum Rauchverbot in Eckkneipen

Komisch, dass ich so empfindlich reagiere. Denn natürlich will ich niemandem schaden und natürlich soll niemand jemandem schaden. Natürlich bin ich dafür, Rücksicht zu nehmen. Es ist selbstverständlich, nicht in Restaurants zu rauchen, wo gegessen wird. Auch wenn Menschen ihre Wohnungen rauchfrei halten wollen und Raucher auf den Balkon schicken, wenn sie qualmen wollen, kann ich das gerne und fraglos akzeptieren.

Rücksicht ist selbstverständlich

Auf den Glimmstängel zu verzichten ist das Mindeste, das werdende Mütter für ihre Kinder tun sollten, und in Gegenwart von Kindern nicht zu rauchen ist auch Ausdruck von  Respekt vor dem heranwachsenden Leben. Schön, wenn man ihnen ein gutes Beispiel sein kann für ein Leben ohne Sucht. Wobei klar ist: Egal, wie sehr man sich anstrengt, alles Unheil kann man nicht von ihnen fernhalten.  

Grenzen der staatlichen Fürsorge

Genauso wenig wird man mit dem Rauchverbot für Kneipen erreichen, dass die Menschen 140 Jahre alt werden und dass sie gesund sterben. Niemand muss eine Kneipe eröffnen, in ihr arbeiten oder dort sein Bier trinken, wenn er sich vor den Folgen des Rauchens und des Passivrauchens fürchtet. Andere Dinge sind auch gesundheitsschädlich und werden nicht verboten. Oder: Noch nicht???

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Das Rauchverbot für Eckkneipen ist der Versuch, den Genuss der Menschen einzuschränken. Zwar unter dem Deckmantel der Rücksichtnahme und der Gesundheit, aber letztendlich geht es gegen den Genuss. Wie sinnvoll das ist, sehen wir am Beispiel der skandinavischen Länder und ihrem Umgang mit Alkohol. Genuss fällt uns ohnehin nicht leicht, es gibt immer noch viele Einschränkungen seitens traditioneller – teilweise religiöser und weltanschaulich längst überholter – Moralvorstellungen. Letztendlich gilt es auch, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu beachten. Viele lernen nur durch den Umweg über den Psychiater – der ebenfalls Kosten für das Gesundheitswesen verursacht – dem Genuss den richtigen Stellenwert in einem ausgeglichenen, zufriedenen Leben einzuräumen. 

Vielleicht kommt es daher, dass ich so auf das Rauchverbot genauso empfindlich reagiere wie auf Versuche, meine Gedanken zu kontrollieren und mir die freie Äußerung meiner Meinung zu verbieten.