Welpe oder lieber Theo …

… das war keine Frage

Nach dem vergeblichen Abstecher nach Kiel habe ich weiter telefoniert. Mit allen greifbaren Züchtern, ob Border-, Cairn- oder Welsh-Terrier. Nix. Auch keine Welpen. Zumindest nicht vor 2022 oder sogar später. Besonders ergiebig war das Gespräch mit Frauke Petra Dreyssig, einer Welsh-Terrierzüchterin aus Heimpertsdorf, Nahe Aichach in Bayern. „Viel zu weit!“ hatte ich eingewendet, als meine Schwester mich auf den Zwinger aufmerksam gemacht hatte. Ich ließ mich für einen Welpen in 2022 oder 2023 vormerken und wir verbanden uns auf Facebook.

Okay für einen Hund

Tags drauf führte ich ein Gespräch mit meiner Teamleiterin. Ich bat darum viel Homeoffice machen zu dürfen, wenn so ein kleines Wesen in meinem Haushalt Einzug halten sollte. Sie steckte den Rahmen und die Bedingungen ab und gab grünes Licht. Trotzdem war noch kein kleiner Hund in Aussicht.

Lohnenswerte Verbindung

Wieder einen Tag später erhielt ich von Frauke Petra Dreyssig über Facebook eine Nachricht: „Welsh-Terrier-Rüde in Nettetal, also gleich vor der Haustür abzugeben!!!!“ Dort war auch der Link zur Website des Zwingers Vom Delissenhof   zu finden. Tatsächlich! Theo, Deckrüde, als Begleithund abzugeben. Ich habe keinen Augenblick gezögert, angerufen und für den Nachmittag einen Besuch vereinbart. Dann habe ich die Bahnverbindung gecheckt und konnte auch noch Chrissie, meinem besten Kumpel, bewegen, mich zu fahren. Da er ebenfalls hundebegeistert ist, war das nicht so schwer.

Sympathie auf den ersten Blick

Theo war mir auf den ersten Blick sympathisch. Agil und freundlich. Beim Probespaziergang zeigte er sich total zivilisiert, zog nicht und trabte munter neben uns her. Da gab es nichts mehr zu überlegen, auf der Stelle entschied ich mich ihn mitzunehmen. „Ich lebe aber total anders als Sie hier, auf dem Land“, gab ich Pia und Friedhelm Delißen zu bedenken. „Ich weiß noch nicht, wie er reagiert. Was, wenn er mit den vielen Menschen und Hunden bei mir nicht klarkommt?“

Vorbildlich souverän

Ohne zu zögern ging Theo anschließend mit mir mit. Er sagte den Menschen, die ihm so lange ein gutes Zuhause geboten hatten, nicht einmal Tschüss. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz, Theo stieg wieder ohne zu zögern in den Fußraum davor. Etwas, was er bis dato nicht erlebt hatte. Während der Fahrt blieb er total souverän. Genau wie in der Pizzeria auf dem Hülser Markt, wo Chris und ich den Tag feierlich beschließen wollten. Anschließend fuhr er ohne zu zögern mit mir in der Straßenbahn nach Hause und blieb ebenfalls total souverän.

Damit hatte Theo meine Erwartungen bereits weit übertroffen.

Wie ich an einem Tag 20 Kilometer und sechs Mahlzeiten schaffte

Meine Kollegen Susi und Edo luden mich zu einem ihrer legendären Samstagsausflüge ein. Dabei legte ich sagenhafte 20 Kilometer laufend zurück. Mein persönlicher Rekord.

Foto: © Susanne Böhling

Wir brachen relativ früh auf. 8:41 Uhr ging der Zug von Krefeld Hauptbahnhof, in Uerdingen würden die beiden um 8:48 Uhr zusteigen. Ja, und weil klar war, dass Edo der Reiseleiter wäre, habe ich dann auch nicht mehr auf die Uhr geschaut. In Essen mussten wir umsteigen. Ich weiß auch nicht mehr, in welchen Zug, weil Edo solche Dinge derartig zuverlässig im Blick hat, dass sie für mich zu Nebensächlichkeiten verkamen.

Immer mit der Ruhe und öffentlichen Verkehrsmitteln

In Hattingen stiegen wir aus und machten eine kleine Runde Richtung Innenstadt. Dort gab es einen Bäcker und der hatte für uns lecker frisch belegte Brötchen und Kaffee. Ein Stück weiter fanden wir eine Bank an einem kleinen Platz. Die Sonne schien uns ins Gesicht und wir freuten uns an den Häusern. Bei manchen war das Fachwerk zu sehen, bei anderen war die Fassade mit Schiefer vor dem Regen geschützt (Mahlzeit Nummer 2, ich hatte zuhause schon gefrühstückt).

Umsteigen, aussteigen und aufsteigen – die ersten 100 Höhenmeter

Dann brachen wir gemächlich auf Richtung Busbahnhof und nahmen einen Bus, aus dem wir an der Haltestelle Isenberg ausstiegen. Von dort aus ging es steil bergauf zur gleichnamigen Burg aus dem 12. Jahrhundert. Wir schlenderten über die Anlage, sinnierten über die Dicke der Mauern, die Verwendung der Räume, die sie ehemals begrenzten, beherrschten uns, weil das Betreten der Mauerreste verboten ist und genossen den Blick über die Ruhrschleife. Auch die Wetteränderungen waren ein Thema: „Vor einer Woche wären wir hier bestimmt nicht hochgekommen, so viel Schnee und Eis wie es gab.“ Und die Jahreszeit: „Im Sommer verdecken die Blätter an den Bäumen die Aussicht, wir würden die Ruhr kaum zu Gesicht bekommen.“

Warten auf die S-Bahn oder erholen von den Anstiegen?

Dann gingen wir weiter, Richtung Südwesten und kamen auf eine Landstraße. „Nach eineinhalb Kilometern sind wir dann am S-Bahnhof Velbert Nierenhof“, sagte Edo. Und Susi entdeckte einen Weg, der zwar einen Umweg bedeuten würde, uns aber auf weicherem Untergrund (den Matsch bemängeln wir nicht!) durch Feld und Wald ans Ziel bringen würde – wie Edo mit Blick auf seine Wanderapp bestätigen konnte. Am S-Bahnhof fanden wir eine freie Bank, freuten uns über die Erholung nach dem doch steilen Stück über den Isenberg, unterhielten uns über die Familiengeschichte der beiden, und kaum 20 Minuten später ging es schon weiter. Richtung? – „Wuppertal“ stand auf der Bahn!

Foto: © Susanne Böhling

Dort sprach Susi immer von einer Skateranlage und so zog es uns Richtung Norden durchs Zentrum um den Hauptbahnhof, Elberfeld. Wir entdeckten eine Eisdiele und gönnten uns das erste Eis des Jahres 2021 (Mahlzeit Nummer 3).

Foto: © Susanne Böhling

Wuppertal hat eine Topographie

Schleckend zogen wir weiter durch die Straßen, wunderten uns über die Topographie mit den vielen Steigungen und den vielen Einbahnstraßen. Ich teilte Erinnerungen an andere Besuche in dieser besonderen Stadt: Eine Schwebebahnfahrt, das Engels-Denkmal. Aber das heben wir uns für die nächsten Ausflug auf. Ich will einen Fremdenführer organisieren. Dann fanden wir noch eine kleine Parkanlage und dort teilte ich die Butterbrote, die ich für den Tag geschmiert hatte (Mahlzeit Nummer 4, die sollten ja nicht verkommen).

© Susanne Böhling

Unmerklich lotste uns Edo mal hierhin und mal dorthin und ehe ich mich versah, standen wir hoch oben auf der Hardt, einer wunderschönen Gartenanlage, dem botanischen Garten der Stadt, in der gerade großflächig die Krokusse sprossen. Ein Bild, von dem wir uns gern den Atem rauben ließen (es war nicht der steile Anstieg), mal in der Sonne sitzend, mal den Wegen folgend, so dass sich die Perspektive dauernd änderte und oft mit dem Blick hinunter auf Wuppertal.

Auf dem Weg zum Bahnhof genehmigten wir uns noch Pommes und Currywurst (Mahlzeit Nummer 5). Dann nahmen wir den Zug nach Düsseldorf, stiegen um in die K-Bahn und waren kurz nach 19 Uhr auch schon wieder in Krefeld.

Ich konnte meinen Augen kaum trauen: Der Schrittzähler zeigte 24896 Schritte, das sollen fast 18 Kilometer sein. Aber bei Edo waren es auch 17,75 km und bei Susi 18,15 km. Also so ungefähr wird das wohl stimmen.

Ich mache noch eine Extrarunde zum Kiosk

Bei mir kamen dann noch ein paar Schritte dazu, weil ich ein Paket bei einem Kiosk im Norden der Innenstadt abholen wollte (Dort konnte ich nicht widerstehen. Ich habe mir noch einen Schokoriegel gekauft und auf dem Heimweg verspeist. Die 6. Mahlzeit). Die Strecke wurde nicht mehr mitgezählt (ich habe nachgerechnet, es waren insgesamt rund 20 Kilometer), der Akku in meinem Handy hatte nämlich schon schlapp gemacht. Ich hingegen, fühlte mich ziemlich frisch. Im Gegensatz zu anderen Touren, wo ich meine Knochen bereits nach 13 Kilometern deutlich gespürt habe. Da bin ich die Strecke meist in einem durchgegangen. Jetzt frage ich mich, ob das auf Dauer die richtige Taktik ist, denn: 20 Kilometer sind und bleiben 20 Kilometer, die wir an diesem Tag auf den Tacho haben. Und ja, ich fühle mich einerseits frisch. Andererseits gehe ich ganz schnell ins Bett und schlafe geschlagene 11 Stunden.

Zugenommen habe ich von den sechs Mahlzeiten übrigens nicht.

© Susanne Böhling

Heiliger im Hauptbahnhof

Krefeld Hauptbahnhof
Auch hier kann man sich vom Märtyrer St. Stephanus inspirieren lassen: Hauptbahnhof Krefeld

Auch wenn der Tag des Heiligen Stephanus bereits am 26. Dezember gefeiert wurde: Es gibt viele Gelegenheiten, sich von ihm inspirieren zu lassen. Es lohnt sich. Auch im Krefelder Hauptbahnhof und an allen Tagen des Jahres.

Wie großzügig bin ich? Wie nachtragend? Und was macht das mit mir?

Einmal habe ich es schon geschafft. Ein einziges Mal. Wobei die Situation auch nicht ganz vergleichbar war. Also gar nicht vergleichbar. Eher lächerlich im Vergleich zu dem, was Stephanus geleistet hat. Er ist der erste Märtyrer in der Nachfolge Christi, der noch bei seiner Steinigung seinen Mördern verziehen hat: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“ waren seine letzten Worte.

Ein belangloses Gespräch unter Kolleginnen – über Heilige

Bemerkenswert an Rande vielleicht, dass es eine muslimische Kollegin und Freundin war, die mich kurz zuvor an ihn denken ließ: „Wir sind manchmal so nachtragend“, sagte sie. „Dabei ist es lächerlich, worüber wir uns aufregen. Wenn wir uns erinnern, was unsere Propheten und Heiligen alles ausgehalten haben.“

Anstoß: Hilfssheriff im Krefeld Hauptbahnhof

Ein paar Tage später fuhr ich mit meinem Rädchen rüber zum Bahnhof, ich wollte den Zug nach Uerdingen nehmen, wo ich ein paar Besorgungen zu machen hatte. Ich stieg auch im Bahnhofsgebäude nicht ab, denn ich liebe es, über den glatten Steinboden zu fahren. Ein Schwall von Reisenden bremste mich, Menschen die aus einem Zug die Treppen herunter zum Vorplatz strömten. Ich hielt an, balancierte auf der Stelle stehend, um sie nicht zu gefährden. Eine entgegenkommende Frau sah das anders: „Sie wissen ganz genau, dass das verboten ist“, wetterte sie. „Okay“, seufzte ich innerlich, „die Deutschen sind ein Volk von Hilfssheriffs“. Innerlich hielt ich weiterhin die Balance und ließ sie unkommentiert ziehen. Als ich endlich auf den Anzeiger am Bahnsteig schauen konnte, sah ich, dass mein Zug ausfallen würde.

Blick auf die Anzeigetafeln
Mein Zug würde ausfallen – jetzt schnell!

Also schnell Kehrt machen und zur Straßenbahn, natürlich radelnd, schließlich hatte ich es jetzt eilig. In der Tür des Bahnhofs sah ich wieder die Frau, die so wenig Verständnis gezeigt hatte für meinen Fahrspaß.

Die Ausgangstür
Und da versperrt sie mir den Weg, die unfreundliche Frau.

Ich stürze – war der Hilfssheriff vielleicht eine Hexe?

Ich entschied mich für eine andere Tür. Dafür musste ich abbiegen, legte mich in die Kurve und – lag da. War auf dem wunderbar glatten Steinboden ausgeglitten. Seltsamerweise hatte auch die Frau ihre Richtung gewechselt, sie ging an mir vorüber, und höhnisch schallte es durch den ganzen Bahnhof: „Ja, das freut mich ja jetzt richtig, denn das darf man ja nicht.“ Also da hätte ich jetzt doch gern etwas entgegnet, denn das ging eindeutig über die Kompetenzen eines Hilfssheriffs hinaus. Ich ordnete sie schon in die Kategorie Hexe ein.

Plötzlich und unerwartet – die Worte des Heiligen durchzucken mein Hirn

Aber mir fiel im besten Willen kein Konter ein. Das Einzige, was mein Hirn durchzuckte war: „Herr, rechne ihr diese Sünde nicht an!“ denn jemandem eine Verletzung zu gönnen, ja, das halte ich für eine Sünde.

Ausgerutscht in der Kurve

Es gibt sehr viele hilfsbereite Menschen

Im gleichen Augenblick war ein junges Paar an meiner Seite, sie fragten, ob ich mich verletzt hätte und ob sie mir helfen könnten. Also das naheliegendste. Dann schüttelten auch sie die Köpfe über die Bemerkung der Frau. Ich berappelte mich derweil, fühlte, dass noch alles dran war und bedankte mich. Ich erreichte sogar noch die Straßenbahn und bekam einen Sitzplatz direkt neben dem Abstellplatz für mein Rädchen.

Die wunderbare Wirkung guter Gedanken

Schnell komme ich runter

Mein Puls beruhigte sich allmählich. Dann bemerkte ich den Frieden in meinem Herzen. Seltsamerweise hegte ich keinen Groll mehr gegen die Frau. Wo es mir doch sonst immer fürchterlich stinkt, wenn mir keine effektvolle Antwort einfällt, auf so eine Unverschämtheit, und ich dann schon mal wochenlang darüber nachdenke, was ich ihr hätte nachrufen können. Das nagt dann bisweilen wochenlang an mir, die Gedanken kreisen um die vermeintliche Schmach und ich habe nicht eher Ruhe bis mir ein Konter einfällt – für den es dann Wochen zu spät ist. Diesmal blieb ich friedlich, freute mich, dass ich mich nicht verletzt hatte und war dankbar: für die Hilfsbereitschaft des jungen Paares, für das Beispiel des Heiligen Stephanus und das Gespräch mit der Freundin und Kollegin. Wer hätte das gedacht.

Der Kampf verliert seinen Reiz

Leider kann ich mich nicht daran erinnern, dass ich seitdem noch einmal so großzügig verziehen habe. Das mag daran liegen, dass mir auf Unverschämtheiten meistens eine Antwort einfällt. Es kann aber auch sein, dass mir Konter nicht mehr so wichtig sind und ich solche Situationen schneller vergesse. Schließlich war der Frieden in meinem Herzen so viel angenehmer als der wochenlange Kampf um eine passende Antwort und mit der Zeit bekommt man Übung.

verständnis für die andere Seite

Ich habe auch noch einmal über die Frau nachgedacht: Sie war einiges jünger als ich, hatte es aber schwer, mit ihrem Koffer, mit ihrem Gewicht, vielleicht war der Aufzug im Bahnhof belegt. Womöglich hatte sie es eilig und gerade mit Mühe und Not die Treppen bewältigt. Und dann kommt da Eine und fährt einfach Fahrrad im Bahnhof, balanciert! Ich kann mir gut vorstellen, dass das auch in mir Aggressionen auslösen könnte – die mit der Radfahrerin eigentlich nichts zu tun haben, sie wäre nur ein Ventil für meinen Frust.

Die Grenze

Ob ich mir allerdings zukünftig solche Fahrten verkneife, das glaube ich nicht. Ihre Lust am Leben wird nicht größer, wenn ich auf meine Lust am Leben und am Radfahren verzichte.

© Susanne Böhling, 2021

Mein Bungee-Sprung hat gar nicht weh getan

Bild

Ein Mutmachgeschichte für einen Kollegen mit großer Klappe, der ein Bungee-Jumping gewonnen hat

Es war beim Familienfest der Borussia in Mönchengladbach im Jahr 2010. Damals sollte ich eine Reportage für die Mönchengladbacher Redaktion der Westdeutschen Zeitung schreiben. Ich war früh vor Ort, kurz nach 9 Uhr und gellende Schreie lenkten meine Blicke auf einen riesigen Autokran, an dem ein dickes Seil hing an dessen Ende einer Frau kopfüber baumelte. Jetzt war sie stumm – aber sie lebte.

Nur mal so gefragt: “Kann hier jeder einen Bungee-Sprung machen”?

“Unter welchen Bedingungen kann man so einen Sprung bei Ihnen machen?” fragte ich die Frau am Eingang zu dem Spektakel. Sie war eine Mitarbeiterin der Postbank, die in dieser Saison Hauptsponsor der einzig wahren Borussia vom Niederrhein war. “Wir verlosen die Sprünge unter den Fans”, sagte sie mit skeptischem Blick. “Muss ich auch an dieser Verlosung teilnehmen?” fragte ich weiter, mein Blick auf das Geschehen am Seil gerichtet. Im Hinblick auf meine Tätigkeit sagte sie: “Wir können Sie gerne dazwischen nehmen!” Ich erschrak, denn ich war auf vieles eingestellt, aber nicht darauf, einen Bungee-Sprung zu machen! Aber kneifen wollte ich auch nicht. Um das schlimmste zu verhindern hatte ich noch eine Bitte: “Kann ich noch kurz aufs Klo?” Sie grinste noch viel breiter und sagte gnädig: “Wenn’s schnell geht?!”

Kurz vor dem Bungeejump ist mir doch mulmig

Mit John vom Team Schweizer auf dem Weg nach oben ist mir doch etwas mulmig. Foto: Peter Reichartz

Wie gefährlich ist Bungee-Jumping?

An sich sind die Gefahren beim Bungee-Jumping nicht sehr hoch. Das Seil ist bei solchen Abenteuern beispielsweise nicht öfter als 10 Mal gerissen.

Mein Bungee-Sprung in der Zeitung

Westdeutsche Zeitung, Ausgabe MG vom 2. August 2010

Über andere Gefahren berichtet ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung aus dem Jahr 2010. Mir war beim Zuschauen klar, dass es eine Belastung für die Wirbelsäule geben könnte, wenn der Körper sich peitschenartig verbiegt, wie bei der Springerin, die so geschrieen hatte.

Eine gute Haltung nimmt dem Bungee-Sprung die Gefahr

Es erschien mir von daher nur logisch, dass John aus dem Team Schweizer zu folgender Haltung riet:

“Beine zusammen, Zehen an die Kante, Hintern anspannen, Hohlkreuz machen, Kopf in den Nacken, Hände über den Kopf, mit der rechten Hand ums linke Handgelenk fassen”

Also spannte ich den ganzen Körper an – und konnte die Spannung auch für die Dauer des Sprungs aufrechterhalten. Schließlich sind es nur wenige Minuten, bis man wieder unten auf dem Boden sitzt.

Was sagen Geist und Psyche zu dem Bungee-Sprung?

Über die Auswirkungen auf Hirn, Geist und Seele hatte ich mir zuvor keine Gedanken gemacht. Hierzu Wikipedia

Es waren allerdings – anders als im Zeitungsartikel geschrieben – nicht nur eine Stunde, die verging, bis das Kribbeln in meinen Adern nachließ, sondern ein paar Tage. Besonders schlimm für mich war, dass ich im Anschluss an den Sprung relativ gefühllos war. Während ich sonst geradezu wittere, wo gerade etwas bemerkenswertes läuft, irrte ich über das Familienfest und hatte das Gefühl, irgendwie neben mir zu stehen. Alles ließ mich kalt.

Zwei Fotografen hielten meinen Sprung fest

Was ich nicht besser hätte organisieren können: Zwei Fotografen dokumentierten meinen Sprung. Peter Reichartz und Dieter Wiechmann, zwei Kollegen, waren zufällig anwesend. Und so konnte ich später in meinem Gesicht lesen, woran ich mich beim besten Willen nicht hätte erinnern können: Die Haltung während des Sprungs, den Stress im Anschluss, aber auch die Vorfreude.

Die Vorfreude ist mir deutlich ins Gesicht geschrieben, links hinter mir Fotograf Peter Reichartz. Foto: Dieter Wiechmann

Trotzdem: Nochmal muss ich das nicht haben. Ich weiß ja jetzt, wie es ist, und drei Tage neben mir zu stehen und nichts zu fühlen ist ein hoher Preis für einen sensiblen und empathischen Menschen wie mich.

In der Schwebe zwischen Himmel und Erde. Foto: Peter Reichartz