Open-Air gruseln mit Dr. Caligari

Das Kabinett des Dr. Caligari war der krönende Abschluss des SWK Sommerkinos auf der Krefelder Rennbahn. Der Stummfilm von 1920 konfrontiert die Zuschauer mit einer eigenwilligen – expressionistischen Ästhetik. Die Musik von Stéphane Fromageot unterstrich Ausdruck und Inhalt des filmischen Geschehens.

Von Susanne Böhling

Es war wieder ein besonderer Abend, die Kinosinfonie beim SWK Sommer Openair auf der Krefelder Rennbahn. Und wieder durfte man iihnnicht versäumen, allein aus Gründen der Bildung. Genau wie im letzten Jahr, “Das Phantom der Oper“, der Stummfilm aus dem Jahr 1925, mit Lon Chaney als Phantom. Und dann auf großer Leinwand, begleitet von großem Orchester, das lässt man sich besser nicht entgehen.

Dr. Caligari setzt radikale ästhetische Konzepte um

“Das Cabinet des Dr. Caligari“ stand in diesem Jahr auf dem Programm. Ein deutscher Film aus dem Jahr 1920, den man unbedingt gesehen haben muss. Schon im Vorspann wird deutlich, woran das liegt. Die Bildsprache ist radikal anders als alles zuvor und das meiste danach, und auch wenn der Film viele andere inspiriert haben soll, habe ich soetwas noch nie gesehen.

Dr. Caligari mit Live-Musik von den Niederrheinischen Sinfonikern

Links die Leinwand, reechts diee Niederrheinischen Sinfoniker unter der Leitung von Andreas Fellner

Verzicht auf Illusion

Keinen Augenblick lang versucht der Film, die Illusion einer Wirklichkeit vorzugaukeln. Kein Baum, kein Strauch, kein Weg, kein Steg, keine Tür, kein Bett, kein Büro, keine Jahrmarktbude, in der Dr. Caligari auftritt, und nicht einmal der Sarg, in dem der geheimnisvolle Cesare ruht, gleichen denen, die man aus der Realität kennt. Sie sehen eher aus wie ein ziemlich abgedrehtes Bühnenbild.

Die Mittel des Film wirken ziemlich grob

Heutzutage, wo wir Filme kennen, in denen scheinbar Hektoliter Blut fließen, wo man mit unzählige Tricks, Annimationen und Techniken wie schnellen Schnitte und verblüffenden Kameraeinstellungen arbeiten kann um Horror und Schrecken zu verbreiten, wirkt Dr. Caligari teilweise komisch. Die groben Striche unter den Augen in der Maske, die verkrampften Finger der Mörderhand, die sich das Opfer greifen will, die gefühlte 100 Stunden dauernde Kameraeinstellung auf ein entsetztes Gesicht, das sich durch besonders weit aufgerissene Augen von den übrigen unterscheidet.

Titelschrift Dr. Caligari

Auch die Schrift für die Untertitel ist expressionistisch

Wovon lassen sich Menschen beeindrucken?

War das Publikum so kurz nach dem 1. Weltkrieg so viel empathischer als wir heute? Wir schauen distanziert bis amüsiert zu, während auf der Leinwand eine Geschichte um Wahn und Wirklichkeit entspinnt, in der sich Macht bis zum  Mord verdichtet. Da nutzt es auch nichts, dass sich links neben der Leinwand im Osten ein Unwetter entlädt, in dem die Blitze zucken und vor der Leinwand Fledermäuse flattern. Sind wir weniger manipulierbar, oder sind es nur andere Mittel und Mechanismen, die heute wirken?

Ich gehe beeindruckt nach Hause. Ein tolles Erlebnis, eine Bildungslücke geschlossen und Neid: Mensch, was die sich damals getraut haben!

Krefelder Rheinpegel immer noch kaputt

Es liege am Hochwasser, dass der seit Monaten kaputte Pegelstandsanzeiger an der Einfahrt zum Uerdinger Hafen noch nicht repariert sei. So lautete die Auskunft im Juni.

Von Susanne Böhling
Der Hafenkopf in Uerdingen mit defekter Pegelstandsanzeige

Die Pegelstandsanzeige am Eingang zum Uerdinger Hafen ist nach wie vor defekt Foto: © Jörg Ramsauer

Nun ist das dumme Ding immer noch nicht in Ordnung. Dabei fällt der Wasserstand im Rhein bei Uerdingen immer weiter und ist – nach Berechnung mit Hilfe des elektronischen Wasserstraßen-Informationsservice ELWIS abgeleitet vom Pegel Ruhrort – bei 373 angekommen. Das liegt mehr als drei Meter unter dem Pegel von 736, den wir am 20. Juni hatten. Soviel müsse das Wasser sinken, bevor man die Reparatur vornehmen könne, sagte man mir damals im Büro des Hafenmeisters in Uerdingen. „Mindestens“ hieß es damals. Nach exakten Berechnungen sind es aber bereits 3,63 Meter und ich bin gespannt, wann es soweit sein wird. Oder um es mit den Worten meiner Oma (Gott hab‘ sie selig) auszudrücken: „Ob ich das noch erleben werde?“ Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Vielleicht hat das Schiff mit den Kranaufbauten etwas damit zu tun, das momentan vom Uerdinger Ruderclub UeRC aus Hafen-einwärts liegt? Ich werde berichten!

Ein Schiff mit einem Kran liegt unter der Krefelder Rheinbrücke

Schiff mit Kranaufbauten unter der Uerdinger Rheinbrücke Foto: © Jörg Ramsauer

Warum ist die Pegelstandsanzeige für die Uerdinger Ruderer wichtig?

Der Pegelstandsanzeiger ist für uns Ruderer vom UeRC wichtig. Danach können wir einschätzen, ob in Ufernähe große Steine zu vermuten sind, an denen man beim stromauf Fahren die Boote beschädigen könnte.

 

Segeln Rhodos – Das Finale

Fangen wir bei den Geschichten zu “Segeln um Rhodos mit Thomas Rahn” vom 9. bis 16. Juli mal am Ende an.

Thomas Rahn

Statt nach Rhodos zu segeln, mussten wir in Nisiros bleiben. © Foto: Susanne Böhling

Von Susanne Böhling

Hektik am Ende eines „chilligen“ Urlaubs

Man könnte sich ja etwas darauf einbilden: „Frau Böhling, möchten Sie etwas trinken“, fragt mich die Stewardess auf dem Rückflug von Rhodos nach Düsseldorf und das erschreckt mich wirklich. Anderen Fluggästen schaut sie nicht mal in die Augen, dass sie ihren Namen kennt ist völlig ausgeschlossen. Was andere für ein Privileg halten würden, ist mir zutiefst peinlich. Auch wenn ich gar nichts dafür kann, dass alles so gekommen ist.

Heinz ist krank und ich kann ihm nicht helfen

„Schuld“ ist Heinz (Name von der Redaktion geändert). Als ich Freitagmorgen in Pali auf Nisiros aufwachte, lag er auf dem Deck der Asterias. Völlig fertig, bleich um die Nase, beziehungsweise grün im Gesicht. Die ganze Nacht habe er sich übergeben, zum Schluss nur noch Galle gespuckt. Ich kochte schwarzen Tee und drängte ihm ein Stück trockenes Brot auf, aber auch das konnte er nicht bei sich behalten. Aber mehr konnte ich jedoch nicht für ihn tun.

Entspannen beim Segeln um Rhodos

Da ich in den vergangenen Tagen gelernt hatte, alles etwas langsamer angehen zu lassen, lehnte ich mich zurück. Ich wusste, Captain Thomas Rahn würde schon das richtige machen, mit seiner langjährigen Erfahrung. Die restliche Crew hatte mich außerdem die Kunst des Hard-Core-Chillens gelehrt. Anfangs ging das gar nicht gut. Wenn einer von ihnen sagte: „Ich koche jetzt gleich was“, freute sich mein Magen und der Speichelfluss setzte ein. Bis es dann Essen gab, war mir der Hunger vergangen. Damit kam ich zu Anfang nicht gut klar, später genoss ich, dass es mich umgekehrt ebenfalls von Pflichten entband, dass ich ebenfalls überall so lange verweilen durfte, wie ich wollte ohne dass jemand sauer auf mich sein würde. Das entspannte doch enorm!

Das Ablegen verzögert sich

Leider wurde Heinz Zustand nicht besser und anstatt dass wir nach Rhodos segeln konnten, musste er den Arzt aufsuchen, bekam nach der Auswertung des Blutbildes Antibiotikum, wurde an den Tropf gelegt und musste eine ganze Weile in Mandraki bleiben, bevor ihm die Mediziner bescheinigen konnten, dass er transportfähig sei.

Später Aufbruch zum Flughafen

So konnte ich mich erst Samstag kurz nach Mittag auf den Weg zum Flughafen machen – mein Flieger ging um 13.40 Uhr. Ich hatte zuvor Online eingecheckt, reiste nur mit Handgepäck, also soooo früh musste ich nicht da sein. Vom Hafen aus wusste ich die ungefähre Richtung zum Busbahnhof. Vor der ersten Abzweigung fragte einen Mann, der vor einem Restaurant die Gäste animieren sollte. Der wies mir einen Weg – leider den Falschen! Ich irrte herum, die Zeit wurde knapp, ich entschied mich fürs Taxi. Aber dafür brauchte ich noch Geld. Der erste Automat nahm meine Karte nicht, der zweite befand sich in einem Bankgebäude, das mir Samstagmittag seine Tür nicht öffnete. Ich geriet in Panik.

Ankunft zehn Minuten vor dem Abheben

Endlich, um 13.30 Uhr traf ich am Flughafen ein und fragte mit rasend schnell schlagendem Herzen nach dem Gate für den Abflug nach Düsseldorf. „Da lang, aber rennen Sie“, sagte mir der Mitarbeiter. Außer Atem stand ich an der Sicherheitskontrolle, doch der Mann, der die Bilder im Scanner kontrollierte, ließ mich die Tasche öffnen, durchwühlte meine schmutzige Wäsche. Wieder erklärte ich meine Verspätung mit der kranken Person an Bord, endlich ließ er mich weiter.

Thermoskanne - Auch beim Segeln immer dabei

Der Scanner am Flughafen erkennt eine verdächtige Form in der Tasche mit schmutziger Wäsche. © Foto: Susanne Böhling

13.40 Uhr stand ich an Gate 10 – das längst geschlossen war. Durch die Scheibe sah ich an der Maschine jedoch noch die Gangway stehen, ich rüttelte an der Tür, die übrigen, auf die nächste Maschine Wartenden, wiesen mich an Gate 9. Dort nahm man sich meiner an. Prüfte meinen Ausweis, checkte die Passagierliste, fand mich, bestellte mir den Bus und ließ mich durch die Tür ins Freie. Dort beruhigte sich mein Atem allmählich wieder und auch der Puls wurde langsamer. 13.50 Uhr saß ich klitschnass geschwitzt im Flieger und vertiefte mich zur endgültigen Beruhigung die Zeitung, die ich mir bereits für den Hinflug gekauft hatte.

Wer kennt alles meinen Namen?

Als die Stewardess mit dem Getränkewagen an meinen Platz kam und fragte: „Frau Böhling, möchten Sie etwas trinken?“ erschreckte sie mich damit wirklich furchtbar. Es war mir soooo peinlich. Obwohl ich nichts dafür konnte. Denn ich hätte sehr gern auch den Weg zum Flieger genauso entspannt verbracht wie den übrigen Urlaub. Gut, dass ich nicht weiß, wie oft man mich zum Boarding ausgerufen hat. Sonst hätte ich Angst, dass auch alle anderen Menschen im Flieger meinen Namen wissen und mich bei womöglich unpassender Gelegenheit wiedererkennen.

P.S. Zuhause fiel mir ein, was den Mitarbeiter an der Sicherheitskontrolle so irritiert haben könnte: In meinem Handgepäck lag meine Thermoskanne aus Metall, die durch den Scanner hindurch schon eine verdächtige Form haben kann.

Thomas Rahn

Ganz harmlos, die Thermoskanne in der Reisetasche. © Foto: Susanne Böhling

Bisam oder Nutria

Link

Seit dem gestrigen Besuch von Schloss Hülchrath steht eine Frage im Raum: Handelt es sich bei dem im Wassergraben von Schloss Hülchrath gesichteten Tier um ein Bisam oder ein Nutria .

Von Susanne Böhling

Vor einer Woche, beim Ausflug der Wanderschwalben wirkte Schloss Hülchrath fest verschlossen. Diesmal war das Tor am Ende des langen Torweges zur Hälfte geöffnet und lockte ins Innere.

Ein Tier - vielleicht ein Bisam - frisst im Schlossgraben treibende Blätter

Nutria oder Biber? Das ist die Frage. Foto: Susanne Böhling

Erst die Tierwelt: Biber, Nutria oder Bisam?

Beim Blick in den Schlossgraben entdecken wir im Wasser schwimmend ein Tier mit Fell – also keinen Fisch. Es frisst Blätter, die auf der Wasseroberfläche treiben. Zuerst vermutet Norbert, es könne ein Biber sein. Doch dann rufen wir uns ins Gedächtnis, dass der einen viel breiteren und platten Schwanz hat. „Ich glaube, der hat auch einen breiteren Kopf“, wende ich weiter ein. Statt dessen vermute ich, dass es eine Bisamratte sei – ein Tier, das zwar Ratte heißt, aber eher mit den Wühlmäusen verwandt ist. Auch das Nutria kommt in Frage. Das ist mit den Meerschweinchen verwandt – wie ich inzwischen gelernt habe. #

Suche im Netz bringt keine letzte Sicherheit

Aber meine Recherchen im Netz zur Thema Nutria brachten mich nicht viel weiter. Das Foto, das ich gemacht habe, ist nicht scharf genug, orange-farbene Zähne waren nicht zu sehen, ich erinnere mich lediglich an weiße Schnurrhaare, die für ein Nutria typisch wären. Ausschlaggebend könnte die Größe sein – Nutrias sind deutlich größer als Bisams, oder auch das Verhalten: Das Tier schien deutlich weniger scheu als bei Bisamrs üblich. Das passt eher zu Nutrias.

Mit den Wanderschwalben in Grevenbroich

Das Beste war das Wetter, beim Juni-Ausflug der Wanderschwalben nach Grevenbroich. Aber auch nur, weil in diesem Jahr schon so viel ins Wasser gefallen ist. Ansonsten beeindruckte die Landschaft an Erft und Gilbach, durch die uns Gudrun und Elisabeth führten.

von Susanne Böhling

Idylle schenkt Energie

Wenn ich von der Stadt Grevenbroich höre, denke ich an Braunkohle. Und die dadurch verursachten Wüstenlandschaften. Dieses Bild erschien auch in meinem Kopf, als Gudrun Grevenbroich als Ausgangspunkt für den Juni-Ausflug der Wanderschwalben nannte. Das schob ich jedoch sofort an die Seite. Schließlich weiß ich, dass die Gruppe Frauen, zu der ich seit Ende 2015 gehöre, Idylle bevorzugt, wenn sie einmal im Monat sonntags gemeinsam auf eine 10 bis 15 Kilometer lange Tour geht. Entsprechend war ich pünktlich um 11 Uhr am Treffpunkt, Kloster Langwaden.

Einfahrt zu Kloster Langwaden

Kloster Langwaden, Sitz von Zizterzienser Mönchen. Foto: © Susanne Böhling

Christliche Häuser am Wegrand

Dort beeindruckte mich erst der alte Baumbestand, dann das Gebäude. Zisterzienser Mönche bewohnen und bewirtschaften das Haus, gewähren hier wohnungslosen, alten und Männern in besonderen Lebenslagen Einkehr und Obdach. Von hier aus ging es zielgerichtet auf verschlungenen Pfaden, oft entlang der Erft weiter nach Wevelinghoven. Auch dort beeindruckte uns ein christlich geprägtes Haus, das Seniorenwohnstift St. Martinus (dessen sanitäre Anlage wir nutzen durften).

Anlage von St. Martinus, Seniorenstift in Wevelinghofen, Ortsteil von Grevenbroich

Das Seniorenstift St. Martinus in Wevelingshofen. Foto: © Susanne Böhling

schöner Ausblick auf die Anlage des Seniorenstiftes in Grevenbroich-Wevelinghoven

Gepflegte Anlage des St. Martinus-Stiftes in Wevelinghoven, Foto: © Susanne Böhling

Kunst in Wevelinghoven, Stadt Grevenbroich

Die scherenschnittartige Skulptur in der Anlage des Seniorenstiftes St. Martinus in Wevelinghoven erinnert an Georg Ettls Arbeiten Foto: © Susanne Böhling

Rast an der Erft

Weiter schlängelte sich unser Weg unter der kundigen Führung von Elisabeth und Gudrun, die die Strecke im Vorfeld zur Vorbereitung der Tour bereits einmal abgelaufen waren und schon die Bank für unsere Mittag-Rast ausgeguckt hatten. Mit Blick auf die Erft, die wegen des hohen Wasserstandes braun und schnell an uns vorbei floss.

Die Erft in Grevenbroich führt Hochwasser

Der Ausblick auf die Hochwasser führende Erft bei Grevenbroich bei der Mittagsrast Foto: © Susanne Böhling

Zeit für lebendigen Austausch

Das System, dass sich zwei um die Ausarbeitung der Tour kümmern, und die anderen bequem hinterher laufen können, ist wie für uns Frauen gemacht. Wir können uns auf das Wesentliche konzentrieren. Auf die Gespräche, die für uns so wichtig sind. Da die Mitglieder der Gruppe aus unterschiedlichen Berufen kommen und auch privat unterschiedliche Lebensformen pflegen, kommen wir zu lebendigem, anregendem Austausch, während unsere Beine in langen Schritten voran schreiten. Auch Mühlrath, die Neubrücker Mühle und Neubrück lagen an unserem Weg.

Abstecher nach Hülchrath

In einem willkommenen Abstecher führten uns Gudrun und Elisabeth nach Hülchrath, einem weiteren Ortsteil von Grevenbroich, der laut wikipedia nur 741 Einwohner, aber einen historischen Ortskern hat. Besonders beeindruckend Schloss Hülchrath, das vom Ort aus verschlossen und geheimnisvoll wirkt. Die Burg hat ihren Ursprung im Jahr 900, sie wurde zum Schutz gegen die Wikinger gebaut. Heute finden dort Veranstaltungen statt. Bereits am kommenden Wochenende ein Mittelalter-Spektakel.

Eingang zu Schloss Hülchrath, Grevenbroich

Von der Ortsmitte aus erscheint Schloss Hülchrath verschlossen und geheimnisvoll. Foto: © Susanne Böhling

Schloss Hülchrath in Grevenbroich veranstaltet auch Mittelalter-Spektakel

Schloss Hülchrath wurde ursprünglich als Burg gegen die Wikinger errichtet. Foto: © Susanne Böhling

Wanderschwalben in Grevenbroich

Die Wanderschwalben laufen durch Hülchrath. Foto: © Susanne Böhling

Urwald am Gilbach

Das letzte Stück unseres Weges führte uns entlang des Gilbachs und dort erlebten wir den krassen Gegensatz zu den Mondlandschaften, die ich im Sinn hatte: Der üppige Bewuchs entlang des Pfades erinnerte eher an einen Urwald und hätten Elisabeth und Gudrun ihn bei ihrer Vorbereitungstour nicht schon mit der Machete frei geschlagen, es hätte kein Durchkommen gegeben.

In Grevenbroich findet sich üppiges Pflanzenwachstum

Urwald am Gilbach. Foto: © Susanne Böhling

So aber konnten wir im wunderschönen Biergarten von Kloster Langwaden in der Sonne einen Imbiss genießen!

Kloster Langwaden in Grevenbroich

Der Biergarten von Kloster Langwaden als Ziel der Tour. Foto: © Susanne Böhling

 

Das Copyright auf dem Text liegt bei Susanne Böhling. Wollen Sie ihn oder Teile davon kopieren, benötigen Sie die Zustimmung der Autorin. Bei Verlinkung erbitte ich Nachricht per E-Mail an susanne@boehling.de

 

Rudern und Baden – an einem Tag mit starken Regenfällen

Auch beim Uerdinger Ruderclub UeRC gilt: Das Wetter wird am Steg gemacht. Diese eiserne Regel verhalf uns zu einem wunderbaren Rudergang, nachdem ich den Tag als „sonniges Badewetter“ verbuchen werde.

von Susanne Böhling

Das Wetter wird am Steg gemacht

Mittwoch, 15. Juni 2016: Ein Tag mit richtig miesem Wetter. Vormittags trüb und nachmittags mal wieder Niederschläge, die man getrost als „sintflutartig“ bezeichnen durfte. So auch um halb fünf, wenn ich mich eigentlich zum Rudern fertig mache. Das erschien mir wenig sinnvoll, so, wie der Regen auf mein Dach-schräges-Fenster trommelte. „Das Wetter wird am Steg gemacht!“ unkte der Spruch meines Ausbilders durch mein Gedächtnis. „Ist ja schon gut“, seufzte ich und sammelte meine Sachen zusammen. Aber eher so für eine Runde auf dem Ergometer. Am Club traf ich auf Anke, Denise und Angela, die unter dem Pavillon saßen und seit geraumer Zeit beobachtet hatten, wie das Regenwasser Dreck in die Führungsschiene des Hoftores spülte.

Der Regen hört auf und wir können rudern

Bei der Begrüßung ging der Regen wir auf Kommando in ein Tröpfeln über. Thomas erschien und das Tröpfeln nahm weiter ab. Markus stieß hinzu, das Tröpfeln hörte auf und wir motivierten uns gemeinsam, aufs Wasser zu gehen. Ein ungesteuerter Dreier in den Hafen, der andere auf den Strom. Dort ist es bei einem so hohen Wasserstand (geschätzte 6 Meter, der Pegelstands-Anzeiger am Hafenkopf ist immer noch defekt) relativ leicht stromauf zu rudern. Man kann sich dicht am Ufer halten und dort die Gegenströmung nutzen, ohne die Kribben umfahren zu müssen.

Als wir beim Rudern in der Spey Pause machen, scheint die Sonne. Foto: Markus Jütten

Als wir in der Spey Pause machen, scheint die Sonne. Foto: Markus Jütten

Wir rudern bis in die Spey

Ein weiterer Clou: Man kann in die Spey fahren, die sonst vom Rhein abgeschnitten ist. Trotzdem war ich ein bisschen erschöpft, als wir am Ende dieser Hochwasser-Ausgleichsfläche stoppten. Da schien doch glatt die Sonne!!! Wir trauten unseren Augen kaum und konnten unser Glück nicht fassen. Ich hielt die Hände ins Wasser um mich abzukühlen und befand, dass die Temperatur nicht unwesentlich unter der des Badezentrums Bockum lag – und „die Jungs“ hielten das Boot dankenswerter Weise stabil, als ich ins Wasser sprang! Auch, als ich mich wieder ins Boot wälzte. Thomas gab mir noch den Tipp, es über das Heck zu versuchen, was hervorragend klappte. Einen Teil der Sachen konnte ich wechseln und so erreichte ich ohne zu frieren den Steg. Bergab ging es noch leichter und ich kam beim besten Willen nicht ins Schwitzen.

Mein Fazit

Gemeinsam holten wir die Boote nach oben, räumten auf und innerlich nickte ich meinem Ausbilder zu: „Ja, das Wasser wird am Steg gemacht!“ Und der Tag wird in meinen Erinnerungen als “zum Rudern geeignet” und „sonnig“ mit „Badewetter“ verbucht.

Das Grün am Ufer der Spey erstrahlt im Sonnenlicht - nach einem trüben Tag. Foto: Markus Jütten

Das Grün am Ufer der Spey erstrahlt im Sonnenlicht – nach einem trüben Tag. Foto: Markus Jütten

Spektakulär auf dem Netz „in Orbit“

Einen Besuch von “in Orbit” von Tomás Saraceno in der K21 war lange geplant. Nun kenne ich das Kunstwerk und seine spektakuläre Wirkung auf mich – und andere Menschen mit Höhenangst?

von Susanne Boehling

Langsam zum Ständehaus

Die Kunstsammlung von außen

Es war mal wieder so: Da gehe ich in ein Museum und schon das Gebäude gefällt mir, die Umgebung. So wie die K21, das ehemalige Parlamentsgebäude der Rheinprovinz, in dem bis 1988 auch der Landtag Nordrhein-Westfalens tagte. Ich mag diesen historistischen Stil, in dem das Gebäude errichtet ist. Aber es gibt Steigerungen, die die vorigen Eindrücke wieder verblassen lassen.

Von Süden kommend sieht man das Ständehaus durch die alten Bäume eines Parks

Durch den Park auf das Ständehaus, die K21 Foto: © Susanne Boehling

Angenehme Geräusche

Der neobarocke Brunnen „Vater Rhein und seine Töchter“, ist mir zu überladen, lediglich an den Fischen bleibt mein Blick hängen, denn das Wasser, das ihrem Maul entströmt, plätschert angenehm in die darunter liegende Muschelschale.

Seitlich an der Plastik "Vater Rhein und seine Töchter" gibt es wasserspeiende Fische

Angenehm plätschert das Wasser, das die Fische des Brunnens speien. Foto: © Susanne Boehling

Macht über die Waffen

Doch dann liegt da eine Pistole auf dem Boden. Einerseits überdimensional, andererseits völlig harmlos. Es spielt keine Rolle, ob es die Abbildung einer echten oder einer Spielzeugpistole ist. Ich kann meinen Fuß darauf stellen und das ist so angenehm. „In den Dreck mit den Waffen!“ denke ich mir und freue mich, dass mein Kopf durch dieses Kunstwerk zu solchen Gedanken angeregt wird.

Eine riesig große Metallpistole liegt von dem Eingang der K21 auf dem Pflaster

In den Staub mit den Waffen – Kunstwerk vor der K21. Foto: © Susanne Boehling

Das Netz von unten

Innen der helle hohe Raum ebenfalls sehr angenehm und die Architektur ist Kunstwerk genug, ich vermisse keine Bilder an den Wänden. Von oben aus der Kuppel klingen helle Stimmen und ziehen meinen Blick nach oben. Da ist es, das Netz – in orbit, das Tomás Saraceno in der Kuppel gespannt hat. Ich wusste, dass es hoch ist. Aber so? Die Menschen, die das Netz im Augenblick begehen, erscheinen wie Fliegen an den Glasscheiben.

in Orbit – das Erlebnis

Es mutet schon ein bisschen seltsam an, wenn man sich für die Betrachtung eines Kunstwerkes einen Overall anziehen muss und das Museumspersonal die Schuhe überprüft – ob sie auch ausreichend Profil haben. Andernfalls bieten sie einem leihweise Trekkingschuhe an. Die braucht man wirklich! Die Netze haben bisweilen starke Neigung, die man nur bewältigt, wenn sich die Seile in das Profil der Sohlen haken können.

schon von unten sieht "in Orbit" von Tomás Saraceno atemberaubend aus. Die Menschen auf dem Stahlnetz erscheinen klein wie Fliegen

Das Kunstwerk von Tomás Saraceno ist noch bis Ende Juni zu sehen. Foto: © Susanne Boehling

Die schlimmste Schaukel

Schlimmer als die Höhe erscheinen mir die Schwingungen in die andere Museumsbesucher das Netz versetzen. Ihnen fehlt der Rhythmus der Brandung – der mir die Wellen im Meer so angenehm macht. Jeden Augenblick muss ich mich um Balance bemühen und das stresst mich ganz schön.

Ein bedeutender Schritt für mich

Teile der Netze hängen über der Empore des Gebäudes. Zu deren Fußboden sind es dann nur geschätzte ein bis fünf Meter. Doch dann hebe ich mein Bein scheinbar über das Geländer der Empore – und nun sind es mehr als 20 Meter bis unten. Auch wenn ich weiß, dass mich das Netz halten wird, ist es ein bedeutender Schritt für mich – und ich tue ihn!!!

Die Hängematte zwischen Himmel und Erde

Dann erreiche ich den Platz, an dem sich einige Kissen sammeln. Gesehen habe ich sie sofort. Aber der Weg dorthin war weit! Sehr weit. Ich lasse mich fallen. Schnell stellt sich ein wunderbarer Entspannungseffekt ein. Ich sehe den Himmel über der Kuppel, ich sehe die riesigen Luftballons, die Saraceno in die Skulptur integriert hat. Ihre silbrige Außenhaut spiegelt mich, die anderen Besucher und der Anblick bezaubert mich: Wie wir so zwischen Himmel und Erde schweben, das ist wunderschön!

Tomás Saraceno - in orbit, Installationsansicht K21 Ständehaus, Photography by Studio Tomás Saraceno © 2013

Tomás Saraceno – in orbit, Installationsansicht K21 Ständehaus, Photography by Studio Tomás Saraceno © 2013

Mit der Zeit gewöhne ich mich

Weil nicht mehr viel los ist, können wir länger als die 10 Minuten verweilen, die den Besuchern bei Hochbetrieb zugebilligt werden. Dennoch zieht es uns nach 20 Minuten weiter. Schade eigentlich, ich glaube, nach einer Stunde hätte ich mich an die seltsamen Schwingungen gewöhnt. Unvorstellbar hingegen, dass die maximal erlaubte Anzahl von 10 Besuchern das Netz in Bewegung setzen. Ich glaube, ich hätte gestreikt.

Spinnen

Ein Künstlerraum ohne Angst vor Spinnen

Ein Stockwerk tiefer zeigt ein dunkler Raum die Kunst der Spinnen. Effektvoll beleuchtete Netzarchitektur, die einen staunen lassen für die Wunder der Natur. Spinnennetze beschäftigen Tomás Saraceno seit Jahren, sie sind ihm Vorbild an Stabilität und Feinheit. Eine Herausforderung für Menschen mit Spinnenangst: In einem der beiden in den Raum hin offenen Drahtquader leben nach wie vor Spinnen und arbeiten unverdrossen weiter an ihrem Werk.

Nur die Kanten der Quader mit den Spinnennetzen sind durch Draht begrenzt

Nur die Kanten der Quader mit den Spinnennetzen sind durch Draht begrenzt. Foto und ©: Studio Saraceno

Im Kokon der Chirharu Shiota

Noch ein Stockwerk tiefer zieht mich wieder ein Gespinnst in seinen Bann. „A long day“ heißt ihr Kunstwerk aus dem Jahr 2015. Wollfäden durchziehen einen abgedunkelten Raum wie ein Spinnennetz. Zunächst fällt mir nicht auf, dass tief darunter ein Tisch und ein Stuhl stehen und viele Bögen weißen Papiers auf den Ebenen des Netzes lagern. Vielmehr fühle ich mich geborgen wie in einem Kokon.

A Long Day ist ein Kunstwerk der Japanerin Chiharu Shiota. Wollfäden sind kreuz und quer durch einen Raum gespannt. Sie tragen Papierbögen und verbergen einen Tisch und einen Stuhl. Susanne Böhling fühlte sich in dem Raum geborgen

A Long Day von Chiharu Shiota. Foto: Sunhi Mang © Künstlerin, mit freundlicher Genehmigung der K21

 

Resümee

Vielleicht hätte ich doch eine umgekehrte Reihenfolge wählen sollen: Erst den Kokon aus Wolle, dann die feinen Netze der lebenden Spinnen und dann den Schritt in den Raum „in Orbit“. Jedenfalls bin ich so beeindruckt, dass ich auf weitere Kunsterlebnisse verzichte. Nicht einmal der Pistole vor dem Eingang kann ich noch Beachtung schenken. Aber vergessen werde ich sie dennoch nicht.

Blick vom Ständehaus Richtung Graf-Adolf-Platz

Blick vom Ständehaus Richtung Graf-Adolf-Platz. Foto: © Susanne Boehling

Das Copyright auf dem Text liegt bei Susanne Boehling. Wollen Sie ihn oder Teile davon kopieren, benötigen Sie die Zustimmung der Autorin. Bei Verlinkung erbitte ich Nachricht per E-Mail.

 

 

Kultur an der Ruhr III – Essen und genießen

von Susanne Boehling

Beim Susi-Sorglos-Tag mit Norbert Büchel gab es natürlich auch Leckeres zu essen

Eines der besten Eiscafés Deutschlands in Essen-Werden

Nach dem Besuch der Villa Hügel fuhr Norbert mit mir hinunter nach Essen-Werden. Dort kehrten wir in KIKA’S eiscafé ein und stärkten uns. Ich habe mich für einen Mozart-Becher entschieden, bei dem ich natürlich sofort an die Mozart-Kugeln aus Salzburg dachte. Die Erwartung wurde auf der Grundlage des Pistazien-Trüffel-Eis voll erfüllt. Vielleicht war der Schmelz des Eises noch zarter als das Marzipan in den Kugeln. Gut nachvollziehbar, dass „Der Feinschmecker“ das Eiscafé zu den besten Deutschlands zählt. http://kikas.de/

Die beste Pommesbude in Bochum-Wattenscheid

Gourmet-Koch Rainer Ostendorf versorgt seine Gäste in einer Imbissbude mit Essen

Der Profi-Grill an der Bochumer Straße in Wattenscheid. © Foto: Susanne Böhling

Nach dem Museum Folkwang und vor dem Besuch der Ruhrfestspiele Recklinghausen mussten wir uns erneut stärken. Das taten wir im Profi-Grill an der Bochumer Straße in Wattenscheid. Dort betreibt der ehemalige Sterne-Koch Raimund Ostendorp einen Imbiss mit typischen Gerichten: Schaschlik, Currywurst und Co., wobei die Fritten zwar nicht selbst geschnitzt sind, aber auf den Punkt knusprig.

Rainer Ostendorf bereit Essen zu

Die Theke im Profi-Grill © Foto: Susanne Böhling

Die Gerichte sind nur unwesentlich teurer als in anderen Imbissbuden, das Ambiente absolut typisch. Die Tische wackeln und „die Brille“ sitzt auch ein bisschen schief. Ostendorp will in allererster Linie für die Menschen in der Nachbarschaft da sein und die legen nicht so viel Wert auf solche Äußerlichkeiten. (Aber er kennt auch so sporadische Besucher wie Norbert Büchel  der in Wuppertal wohnt und in Hilden arbeitet). „Jede Region sucht doch nach Identifikationspunkten. Die gibt’s bei mir mit der Currywurst“, sagte er 2008 in einem Focus-Interview.

Leckeres Essen ist auch hübsch dekoriert.

Der Salat bekommt ein Blättchen Petersilie als Deko. © Foto: Susanne Böhling

Kultur I – bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen

von Susanne Böhling

Die Ruhrfestspiele Recklinghausen waren der Aufhänger für den Ausflug

Ein Freund, Norbert Büchel, hat mir einen tollen Tag im Susi-Sorglos-Modus beschert. Im Ruhrgebiet haben wir an unterschiedlichen Stätten unterschiedliche Ausprägungen von Kultur erlebt. Im ersten Teil des Beitrags geht es um die Kultur des Theaters – bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen. Dort eine Aufführung zu besuchen war der Ausgangspunkt für den Ausflug.

Logo der Ruhrfestspiele Recklinghausen

Aus einer Vielzahl von Aufführungen der Ruhrfestspiele die richtige ausgewählt

Für das Stück WG.Deutschland hatte Norbert schon vor längerer Zeit Karten besorgt. Wobei es der Termin war, nach dem wir uns für die Aufführung mit Akteuren aus einer Bildungsmaßnahme entschieden, die von der Bundesagentur für Arbeit und dem Bildungszentrum des Handels e.V. gefördert wurde. Auf eine Produktion namhafter Bühnen, hochkarätiger Regisseure oder Schauspielstars, die fester Bestandteil der Ruhrfestspiele Recklinghausen sind, haben wir verzichtet.

WG.Deutschland – eine Aufführung mit Laiendarstellern

Die Darsteller des Stückes WG.Deutschland

Die Darsteller des Stückes WG.Deutschland © Joachim Bachmann

Wir haben es nicht bereut, uns das Laienensemble in dem Stück WG.Deutschland anzusehen: In der Geschichte geht es um eine WG, in der junge Menschen unterschiedlicher Herkunft und Bildung versuchen, sich zusammen zu leben und dabei über alle Probleme stolpern, die die Zuschauer aus eigener Erfahrung kennen. Die Schauspieler haben sich die Seele aus dem Leib gespielt und Unmengen von Text gelernt. Sie haben sich getraut in die Rolle unsympathischer WG-Bewohner zu schlüpfen, sind auch in den komischsten Situationen ernst geblieben und haben das Lachen den Zuschauern überlassen. Dabei hatte der Autor und Regisseur Franz-Josef Dieken anspruchsvolle politische Statements eingebaut – und sie ironisch brechen lassen. Es war sehr amüsant und der begeisterte Applaus redlich verdient.

Ruhrfestspiele Recklinghausen

Theater in der Halle König Ludwig 1/2 © Foto: Susanne Böhling

Aufführungsort Halle König Ludwig 1 / 2

Schon der Aufführungsort in Recklinghausen brachte mir neue Erkenntnisse: „1/2“ meint nicht „einhalb“ sondern “1 und 2” – benannt nach den Schachtanlagen der ehemaligen Zeche, auf dessen Gelände sich die Bühne befindet. Norbert hat in Bochum studiert und kennt solche Hintergründe. Hier fand ich, was mich immer wieder begeistert: Wie eine Industrie-Anlage morbide Schönheit entfaltet, sobald sie nicht mehr in Nutzung ist.

Halle König Ludwig 1/2

Aufführung in der ehemaligen Lohnhalle der Schachtanlage. © Foto: Susanne Böhling

Ursprünge im Winter 1946 /47

Die ehemalige Zeche zu bespielen ist gewissermaßen Pflicht für die Ruhrfestspiele Recklinghausen, die als das älteste Theaterfestival Europas gelten. Den Ursprung haben im harten Winter 1946 / 47 die Bergleute der Zeche König Ludwig 4 / 5 gelegt, die Kohle als Heizmaterial für die Hamburger Theater an der Besatzungsmacht „vorbeigeschleusten“. Zum Dank kamen die 150 Schauspieler der Hamburger Staatsbühnen nach Recklinghausen und gastierten unter dem Motto „Kunst gegen Kohle“ im städtischen Saalbau. Der Hamburger Bürgermeister Max Brauer hielt eine Rede vor der Belegschaft und entwarf die Idee von einem „anderen“ Festival. Nicht für Literaten oder Auserwählte, sondern inmitten der Stätten harter Arbeit. „Im Kohlenpott vor den Kumpels . . . statt in Salzburg.“ Entsprechend sind auch heute noch die Eintrittspreise gestaltet. In der Lohnhalle von König Ludwig 1 / 2 besuchten damals die Bühnenprofis die Arbeiter zu Gesprächen und Grubenfahrten.

Warten auf die Aufführung WG.Deutschland

Treffpunkt der Besucher vor der Aufführung © Foto: Susanne Böhling

Erkenntnisse aus dem Kauf eines rosa Hutes

Ich war erleichtert: noch mehr Reaktionen als auf den versehentlichen Klodeckel als Profilfoto bei Facebook bekam ich, als „das Alte“ wieder eingestellt war. Und durchweg positive. Keiner fragte: „Was hast Du genommen“, obwohl das Outfit ja nicht gerade alltäglich ist, in dem ich mich da präsentiere und meine Kleiderwahl immer mal wieder mit „du bist doch bekloppt!“ kommentiert wird.

Ein Kleid als Dank

So war es auch damals, als ich mir das bunte Kleid und den rosa Hut zugelegt hatte. Es war bei einem Segeltörn mit Jürgen* und Klaus* (*Namen von der Redaktion geändert*) durch die südöstliche Ägäis, als mich auf der schönen Insel Symi mein untrüglicher Instinkt zum Shoppen drängte. „Die Jungs“ waren erleichtert, dass ich nicht auf die Idee kam, sie um Begleitung zu bitten, sondern alleine losgehen wollte. Sie besorgten in der Zeit brav Wasser und ein paar Lebensmittel für den nächsten Schlag. Tatsächlich fand ich etwas Passendes, etwas, in dem ich alle Lebensfreude ausstrahlte, die ich in den sonnigen Tagen und dem vielen Lichts auf dem Wasser, von den Wellen entspannt geschaukelt, wie in Poseidons Armen, empfangen hatte. Die alten Klamotten hatten in dem Augenblick vorübergehend ausgedient und landeten in der Tüte, die neuen blieben an.

Mein Lieblingsbild

Licht auf den Wassern © Foto: Susanne Böhling

Ein Foto als Kompliment

Als ich aufs Schiff zurückkam, verstauten die Jungs gerade unter Deck das Wasser in den Bilgen. Ihnen blieb der Mund offen, als ich in der Luke erschien. Jürgen fand die Sprache als erster wieder: „Stehen bleiben! Foto!“ waren Worte, die deutlich zeigten, dass es ihm die Sprache verschlagen hatte – was ich als Kompliment zu deuten wusste. Auch Klaus fing sich wieder. „Kannst Du Dich bitte erst auf See umziehen!?“ fragte er, weil er wusste, dass ich normalerweise vor dem Auslaufen sportlichere Sachen anzog. Ich nahm also vorne auf der Bugspitze Platz, hingegossen in die Sonne, die Hand leicht an der Krempe des Huts, um ein Davonfliegen zu verhindern. Die ganze Seglergemeinde im Hafen hing an dem Bild, auch wenn die Farben von Kleid und Hut in diesen Kreisen eigentlich verpönt sind.

Der Hut aus Symi

Der Hut aus Symi

Eine Weisheit fürs Leben

Kurz vor Erreichen des kleinen Hafens von Pali auf kleinen Vulkaninsel Nisiros zog ich mir wieder das neue Kleid an, vor dem Aussteigen setzte ich den Hut auf und balancierte anmutig in den hohen Pantoletten über das Fallrepp um zum Abendessen in unserem Lieblings-Hangout „Aphrodite“ zu schreiten. Das Hallo in der kleinen Taverne direkt am Ausleger war so unbeschreiblich, dass selbst ich etwas verlegen wurde, die Augen niederschlug und entschuldigend sagte: „Okay, ich bin etwas verrückt.“ Da wurde unser Wirt ernst: „Nein“, beschied er streng. „Du bist nicht verrückt. Du hast etwas Verrücktes gemacht. Und das muss man manchmal, wenn man nicht verrückt werden will.“

Bitte teilen

Das ist der Grund, warum mir dieses Foto als mein Markenzeichen bei Facebook so wichtig ist: Sobald ich meinen Account öffe, werde ich daran erinnert, etwas Verrücktes zu tun. Ich hoffe jetzt, nachdem Ihr die Geschichte kennt, erinnert auch ihr Euch immer wieder an diesen wertvollen und weisen Ratschlag, sobald Ihr mein Profilfoto seht! Und wenn es jemanden gibt, dem Ihr das ebenfalls ins Stammbuch schreiben wollt, dann teilt fleißig!