Blut wie Rache – und Schnee

Dramatisch aufwühlend wirkten Film und Oper am Wochenende, erholsam eintönig die Landschaft des Niederrheins beim Spaziergang

Verberger Kull

Es ist Montagmorgen, ich recke mich, strecke mich. Ein hochdramatisches Wochenende liegt hinter mir, eines mit viel Blut am Freitag im Kino in „Django Unchained“, dem neuesten Film von Quentin Tarrantino und mit viel Blut am Sonntagabend im Theater, in der Premiere des Puccini-Doppelopernabends „Le Villi/Suor Angelica“. www.theater-kr-mg.de In beiden Werken steht das Blut für die Rache und beide zeigen mir auf: Sie ist die einzige Triebfeder die bleibt, wenn Glaube und Hoffnung an den Sieg der Liebe zerstört sind. Ich halte sie jetzt für legitim, auch wenn mir selbst davor graust.

djano rotDazwischen ein Treffen mit Wolf  Tekook für sein neues Fotoprojekt. Der Krefelder Digitalkünstler arbeitet unter dem vorläufigen Titel „Rolle(n)verhalten“ zum Rollenverständnis von Frauen.

Copyright beim Fotografen, Matthias Stutte.

Copyright beim Fotografen, Matthias Stutte.

Den richtigen Ausgleich zu dem vielen Rot brachte schließlich  am Sonntag ein Schneespaziergang  durch den Stadtwald, bis zum Egelsberg und zurück, was mehr als vier Stunden dauerte. Dank an Uwe Winkler, der mir mit den Verberger Kuhlen neue, mir eine bislang unbekannte und wunderschöne Seite Krefelds zeigte.

Zwei Mal Puccini

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Sie soll mutig sein, die Inszenierung des Doppelopernabends mit den Einaktern „Suor Angelica“ und „Le Villi“ von Giacomo Puccinis. Oberndirektor Andreas Wendholz, hat für die Premiere am kommenden Sonntag, 20. Januar im Theater in Rheydt Beverly Blankenship als Regisseurin gewonnen.

Puccinis Erstlingswerk Le Villi ist die Geschichte einer Braut, die kurz vor der Hochzeit von ihrem Bräutigam verlassen wird. Sie stirbt daraufhin an gebrochenem Herzen stirbt. Später erscheint sie ihm als Geist – als Willie – und verführt ihn zu einem Tanz, der ihn das Leben kostet.

Ein Gedanke, wie ihn Angelica gehegt haben könnte, die Protagonistin des zweiten Stücks. Es gehört zu Puccinis Spätwerk und handelt von einer adeligen Frau, die nach der Geburt ihres unehelichen Kindes von ihrer Familie in ein Kloster abgeschoben wird. Von einer Tante erfährt sie, dass ihr Kind tot ist und sie nimmt sich das Leben.

Blankenship hat diese Geschichte in ein irisches Magdalenenheim verlegt. In solchen Institutionen konnten Eltern bis in dieses Jahrtausend hinein ihre Kinder ohne Angabe von Gründen abgeben und lieferten sie der Willkür der Erziehende aus.  „Diese Interpretation wird zwar nicht ausdrücklich gewünscht“, sagt Kütson, „aber sie widerspricht dem Text auch nicht“, sagt er. „Als Komponist, der Seelenregungen punktgenau analysiert und musikalisch darstellt, wird die bedrückende Situation in dem Heim und die Gefühlskälte überaus deutlich.“

Dem Theater Krefeld  Mönchengladbach ist es in der Vergangenheit immer wieder gelungen, klassisches Musiktheater auf sinnvolle Weise modern zu inszenieren. So, dass das Ursprüngliche Werk nicht gelitten hat, aber doch so, dass Beweggründe und Seelenregungen scheinbar altmodischer  Bühnencharaktere dem Zuschauern aufregend nahe gekommen sind. Ich bin gespannt, ob das auch diesmal gelingt.

Außerdem freue mich über Dara Hobbs als Gastsängerin. Sie war bis zum Ende der vorhergehenden Saison ein von mir geschätztes Ensemble-Mitglied

Konflikte zu musikalischer Harmonie geführt

05_Figaro_FOTO_Hans_Joerg_MichelFigaros Hochzeit von Wolfgang Amadeus Mozart überzeugt in Duisburg mit hervorragenden Sängern

Es ist nur scheinbar ein Spaß, eine komische Oper: Figaros Hochzeit von Wolfgang Amadeus Mozart, die momentan in Duisburg an der Deutschen Oper am Rhein spielt. Die Musik ist so harmonisch, die Kostüme und das Bühnenbild duftig und der Entstehungszeit entlehnt. Und zum Schluss sind alle zufrieden und glücklich.

Doch bis dahin ist es ein langer Weg. Denn Figaro und seine Braut Susanna möchten nicht, dass sie vor der Hochzeit noch ins Bett ihres Dienstherren, des Grafen, muss und die Gräfin ist maßlos traurig, dass sie die Liebe ihres Mannes verloren hat. Wenn die Sopranistin Sylvia Hamvasi bei der Duisburger Inszenierung die entsprechende Arie anstimmt, kann das empfindliche Gemüter durchaus zu Tränen rühren und ist gleichzeitig so schön! Auch wenn er das Übel nicht beschönigt, sondern alle Gefühle, auch die schlimmen eins zu eins hörbar, spürbar macht.

Da ist beispielsweise Figaro ganz auf der sachlichen Seite damit beschäftigt, das ihnen zugewiesene, zukünftige Ehegemach auszumessen. Seine Braut hingegen ist ziemlich verzweifelt. Sie weiß, dass die Nähe zu den gräflichen Gemächern nicht der Bequemlichkeit der Dienstleute entgegenkommen soll – der Graf will einen kurzen Weg in ihr Bett, sobald er Figaro weggeschickt hat. Beide Seelenlagen setzt Mozart in der Melodieführung der jeweiligen Stimme ausdifferenziert und nachvollziehbar um – und doch harmonieren sie!

Und zum Schluss bleibt die Hoffnung: Vielleicht sind auch unsere Gefühle schön und Teil einer Harmonie, für die wir noch kein Ohr haben.

www.operamrhein.de

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Nicht verpassen – Sommermusik auf Schloss Rheydt

Die Athmosphäre beim Konzert von FUN & Friends im Jahr 2012

Die Athmosphäre beim Konzert von FUN & Friends im Jahr 2012

Die Karten für das besondere Event in dem besonderen Ambiente sind schon fast alle verkauft

Wer dabei sein will, sollte sich jetzt schon Tickets sichern, denn im vergangenen Jahr mussten viele Interessenten draußen bleiben. Auch in diesem Jahr lockt Günter vom Dorp vom 19. bis 28.Juli mit einem Aufgebot an regionalen und internationalen Stars, auf die Turnierwiese des Renaissance-Schlosses. Das allein ist jeden Besuch wert und bietet immer – auch bei schlechtem Wetter – eine Traumkulisse für Live-Auftritte, die so zu einmaligen Erlebnissen werden – auch für die Künstler.

Tradition sind die Auftritte der Niederrheinischen Sinfoniker unter Mikhel Kütson mit „Love is in the Air“ und der von FUN & Friends – mit dem Jugendsinfonieorchester der Gladbacher Musikschule.

Im nächsten Jahr werden auch die Black Brothers and The Bad Bones auftreten. Diese Band feiert seit 25 Jahren die Hits der legendären Blues Brothers. Ihre Auftritte zwischen Konzert und Party sind Kult in Willich und haben in 2012 über 1000 Besucher angelockt.

Echo-Preisträger Roger Cicero und sein Big Band sind mit dabei und Al McKay, der jahrelang zur Stammbesetzung von Earth Wind & Fire gehörte. Karibik-Feeling verspricht die Buena Vista Cuba Night mit Soneros de Verdad, der zweiten Generation des legendären Buena Vista Social Clubs.

Zwei starke Frauen entern ebenfalls die Bühne: Ulla Meineke – eine Institution der deutschsprachigen Popkultur und Lydie Auvray, Sängerin und Akkordeonistin, die in französischem Flair Walzer und Tango verbindet.

Weitere Infos und Karten unter www.sommermusik-mg.de

Kempen Big Band in der Kulturhalle Schiefbahn

Gestern hatte ich einen Bericht zu schreiben, über das Benefiz-Konzert einer Amateurband. Zugunsten des Lion-Club Willich trat die Kempen Big Band in der Kulturhalle in Schiefbahn auf und überraschte mich angenehm:

Die 24-Mann starke Band hat sich unter der Leitung von Markus Türk zu einem satten Klangkörper entwickelt. Die Rhythmen kamen präzise und im richtigen Tempo. Vielen Zuhörern fiel es schwer, still sitzen zu bleiben, die Musik fuhr ihnen mächtig in die Knochen. Dabei proben die Musiker aus dem Kreis Viersen und Mönchengladbach nur einmal in der Woche zusammen.

Besonders beeindruckte als Solist der 17-jährige Konstantin Reiners. Der junge Mann aus Kempen wird vom Instrumentenbauer Hohner gefördert und wird im kommenden Frühjahr seine erste eigene CD herausbringen. Er spielte virtuos und Klassiker wie “Georgia” mit einem erstaunlich tiefen Feeling.

www.kempen-big-band.de