Open-Air gruseln mit Dr. Caligari

Das Kabinett des Dr. Caligari war der krönende Abschluss des SWK Sommerkinos auf der Krefelder Rennbahn. Der Stummfilm von 1920 konfrontiert die Zuschauer mit einer eigenwilligen – expressionistischen Ästhetik. Die Musik von Stéphane Fromageot unterstrich Ausdruck und Inhalt des filmischen Geschehens.

Von Susanne Böhling

Es war wieder ein besonderer Abend, die Kinosinfonie beim SWK Sommer Openair auf der Krefelder Rennbahn. Und wieder durfte man iihnnicht versäumen, allein aus Gründen der Bildung. Genau wie im letzten Jahr, “Das Phantom der Oper“, der Stummfilm aus dem Jahr 1925, mit Lon Chaney als Phantom. Und dann auf großer Leinwand, begleitet von großem Orchester, das lässt man sich besser nicht entgehen.

Dr. Caligari setzt radikale ästhetische Konzepte um

“Das Cabinet des Dr. Caligari“ stand in diesem Jahr auf dem Programm. Ein deutscher Film aus dem Jahr 1920, den man unbedingt gesehen haben muss. Schon im Vorspann wird deutlich, woran das liegt. Die Bildsprache ist radikal anders als alles zuvor und das meiste danach, und auch wenn der Film viele andere inspiriert haben soll, habe ich soetwas noch nie gesehen.

Dr. Caligari mit Live-Musik von den Niederrheinischen Sinfonikern

Links die Leinwand, reechts diee Niederrheinischen Sinfoniker unter der Leitung von Andreas Fellner

Verzicht auf Illusion

Keinen Augenblick lang versucht der Film, die Illusion einer Wirklichkeit vorzugaukeln. Kein Baum, kein Strauch, kein Weg, kein Steg, keine Tür, kein Bett, kein Büro, keine Jahrmarktbude, in der Dr. Caligari auftritt, und nicht einmal der Sarg, in dem der geheimnisvolle Cesare ruht, gleichen denen, die man aus der Realität kennt. Sie sehen eher aus wie ein ziemlich abgedrehtes Bühnenbild.

Die Mittel des Film wirken ziemlich grob

Heutzutage, wo wir Filme kennen, in denen scheinbar Hektoliter Blut fließen, wo man mit unzählige Tricks, Annimationen und Techniken wie schnellen Schnitte und verblüffenden Kameraeinstellungen arbeiten kann um Horror und Schrecken zu verbreiten, wirkt Dr. Caligari teilweise komisch. Die groben Striche unter den Augen in der Maske, die verkrampften Finger der Mörderhand, die sich das Opfer greifen will, die gefühlte 100 Stunden dauernde Kameraeinstellung auf ein entsetztes Gesicht, das sich durch besonders weit aufgerissene Augen von den übrigen unterscheidet.

Titelschrift Dr. Caligari

Auch die Schrift für die Untertitel ist expressionistisch

Wovon lassen sich Menschen beeindrucken?

War das Publikum so kurz nach dem 1. Weltkrieg so viel empathischer als wir heute? Wir schauen distanziert bis amüsiert zu, während auf der Leinwand eine Geschichte um Wahn und Wirklichkeit entspinnt, in der sich Macht bis zum  Mord verdichtet. Da nutzt es auch nichts, dass sich links neben der Leinwand im Osten ein Unwetter entlädt, in dem die Blitze zucken und vor der Leinwand Fledermäuse flattern. Sind wir weniger manipulierbar, oder sind es nur andere Mittel und Mechanismen, die heute wirken?

Ich gehe beeindruckt nach Hause. Ein tolles Erlebnis, eine Bildungslücke geschlossen und Neid: Mensch, was die sich damals getraut haben!

Oper in der Jahrhunderthalle

Galerie

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Glück mit Gluck – Alceste in der Jahrhunderthalle Im Rahmen der Ruhrtriennale wurde die Reformoper Alceste von Christoph Willibald Gluck nach dem Libretto von Ranieri de‘ Calzabigi aufgeführt. von Susanne Böhling Ein langgehegter Wunsch geht in Erfüllung: Eine Opernaufführung in … Weiterlesen

Krefelder Rheinpegel immer noch kaputt

Es liege am Hochwasser, dass der seit Monaten kaputte Pegelstandsanzeiger an der Einfahrt zum Uerdinger Hafen noch nicht repariert sei. So lautete die Auskunft im Juni.

Von Susanne Böhling
Der Hafenkopf in Uerdingen mit defekter Pegelstandsanzeige

Die Pegelstandsanzeige am Eingang zum Uerdinger Hafen ist nach wie vor defekt Foto: © Jörg Ramsauer

Nun ist das dumme Ding immer noch nicht in Ordnung. Dabei fällt der Wasserstand im Rhein bei Uerdingen immer weiter und ist – nach Berechnung mit Hilfe des elektronischen Wasserstraßen-Informationsservice ELWIS abgeleitet vom Pegel Ruhrort – bei 373 angekommen. Das liegt mehr als drei Meter unter dem Pegel von 736, den wir am 20. Juni hatten. Soviel müsse das Wasser sinken, bevor man die Reparatur vornehmen könne, sagte man mir damals im Büro des Hafenmeisters in Uerdingen. „Mindestens“ hieß es damals. Nach exakten Berechnungen sind es aber bereits 3,63 Meter und ich bin gespannt, wann es soweit sein wird. Oder um es mit den Worten meiner Oma (Gott hab‘ sie selig) auszudrücken: „Ob ich das noch erleben werde?“ Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Vielleicht hat das Schiff mit den Kranaufbauten etwas damit zu tun, das momentan vom Uerdinger Ruderclub UeRC aus Hafen-einwärts liegt? Ich werde berichten!

Ein Schiff mit einem Kran liegt unter der Krefelder Rheinbrücke

Schiff mit Kranaufbauten unter der Uerdinger Rheinbrücke Foto: © Jörg Ramsauer

Warum ist die Pegelstandsanzeige für die Uerdinger Ruderer wichtig?

Der Pegelstandsanzeiger ist für uns Ruderer vom UeRC wichtig. Danach können wir einschätzen, ob in Ufernähe große Steine zu vermuten sind, an denen man beim stromauf Fahren die Boote beschädigen könnte.

 

Segeln mit Thomas Rahn – Der blaue Marlin

Beim Segeln angeln

Unterwegs hat Markus die Idee, die Angel hinters Boot zu hängen. „Ich habe es schon so oft versucht“, sagt der junge Mann, der seit vielen Jahren mit Thomas Rahn segelt, „und nie Glück gehabt. Ich versuche es noch einmal.“ An der starken Kunststoff-Schnur hängt eine Tintenfisch-Attrappe als Köder. Niemand beachtet die Angel. Ruhig, aber mit guter Geschwindigkeit nimmt die Asterias ihren Kurs und ich ziehe mich für eine Siesta in meine Kabine unter Deck zurück. Plötzlich bemerke ich, wie beigedreht wird. Die Stimmung an Deck ist aufgeregt und ich eile hinzu. Ein Fisch hängt an der Angel und Markus hat es schon geschafft, ihn bis nahe ans Boot zu ziehen. Immer wieder taucht eine Dreiecks-Flosse aus dem Wasser, die an einen Hai erinnert, ein langer schlanker Fisch mit einem langen, schnabelförmigen Maul kämpft gegen den Haken in seinem Unterkiefer. Seine Haut schimmert in Blau, Grau und Violett, ein wunderschönes Wesen.

Der Blaue Marlin schimmert silber und violett

Der Blaue Marlin windet sich im Wasser – unten im Bild gelb der Köder © Susanne Böhling

Ein unerwarteter Fang – der blaue Marlin

Es ist nicht einfach, den Fisch an Bord zu holen, wo er von Thomas fachgerecht ins Jenseits befördert wird. Ein großer Schwall Blut läuft an der Steuerbordwand hinunter, während die türkische Küstenwache an Backbord vorbei fährt.

Ein Boot der türkischen Küstenwache

Die türkischen Küstenwache fährt backbords an uns vorbei während steuerbords das Blut des Fisches an der Bordwand entlang läuft © Susanne Böhling

Markus bedeckt den Fisch mit Küchentüchern, die er immer wieder nässt und das Tier auf diese Weise kühlt. „Ich bin schon lange auf den griechischen Inseln unterwegs“, kommentiert Thomas den Fang, „aber einen Fisch dieser Sorte und Größe habe ich noch nie gesehen.“ Mit Hilfe des Internets identifizieren wir ihn als blauen Marlin, einer Schwertfischart aus der Familie der Speerfische, die eigentlich im Atlantik und im indischen Ozean beheimatet sind.

Aus dem Fisch wird eine Delikatesse

In Kalymnos bringen wir ihn in Popis Taverne.

Sie ist eine Freundin des Skippers, eine freundliche junge Frau, mit viel Energie und einem großen Herzen. Dort zerlegt Daniel, der im wirklichen Leben Koch ist, ihn fachgerecht.

Hier werden ihn die Köchinnen Abends für uns auf den Grill legen. Auch sie haben so einen Fisch noch nicht gesehen. Markus sucht für uns ein Filet aus der oberen Hälfte und eines aus der unteren Hälfte, die tatsächlich unterschiedliche Konsistenz und unterschiedlichen Geschmack aufweisen.

Er hat geschmeckt, der blaue Marlin

Viel blieb nicht übrig vom blauen Marlin © Susanne Böhling

Veröffentlicht unter Reisen

Segeln mit Thomas Rahn: Panormitis – Halki

Die Klosteranlage Panormitis auf Symi

Am zweiten Tag geht es nach Panormitis auf Symi. Der Hafen wird dominiert von einer Klosteranlage. Tagsüber besuchen angeblich Ausflugsboote die Bucht, als wir hier ankern ist es ruhig und idyllisch. Thomas Rahn fährt uns mit dem Dingi an Land und erleben bei Bier und Retsina, wie Portugal Fußball-Europameister wird. Am anderen Tag bekomme ich Gelegenheit die Klosterkirche anzusehen. Auch wenn ich mich nicht eingelesen habe, erkenne ich an den ikonographischen Malereien, dass sie dem Erzengel Michael geweiht ist. Dem Fürsten des Lichts, der das Tor des Paradies hütet und Adam und Eva daraus vertreibt – nachdem sie vom Baum der Erkenntnis gegessen haben.

Kloster Panormitis, entdeckt beim Segeln mit Thomas Rahn

Der Turm der Klosterkirche beherrscht die Bucht von Panormitis auf Symi © Susanne Böhling

 

Bilder vom Erzengel Michael

Votivbilder des Erzengel Michael auf Symi

Thomas Rahn segelt mit uns nach Halki

Am dritten Tag geht es nach Halki, im West- Süd-West von Rhodos gelegen. Von Steg aus springen wir wieder ins Meer, Susanna mit einem Delphin-Kopfsprung, der rückwärts gemacht wird und bei ihr wunderbar anmutig aussieht. Auffällig, dass die Häuser nicht wie sonst in der Ägäis weiß getüncht sind. Sie sind farbig und auch anders gebaut. Susanna erklärt das mit eine italienischen Epoche der Insel. Sie hat hier schon einmal ein paar Tage Urlaub gemacht und entsprechendes herausgefunden.

Sonne pur beim Segeln mit Thomas Rahn

Wir segeln von Symi nach Halki © Susanne Böhling

Fisch und Suma in Valantis Restaurant

Abends essen wir in Valantis Restaurant, in dem Themelia die Fische serviert, die ihr Mann Valantis grillt. Ich nehme Red Sniper, der mir ausgezeichnet schmeckt. Später, als die übrigen Gäste sich verabschiedet haben und es ruhiger wird, setzen sie sich zu ihrem Freund Thomas Rahn in die Runde. Wir trinken Suma, eine Art Trester, hier von besonderer Qualität. Den halben Liter, den sie mir in einer Wasserflasche abgefüllt schenken, hüte ich wie meinen Augapfel.

Die Sonnenbrille fehlt

Am nächsten Morgen verlassen uns Susanna und Julia, eine weitere Mitseglerin aus Wien. Sie nehmen die Fähre nach Rhodos, wo Susanna den Flieger nach Deutschland nehmen will und Julia ihre Familie erwartet.

Ich bemerke, dass ich es zwar geschafft habe, an den Suma zu denken, aber meine Sonnenbrille vergessen habe. Doch das Restaurant ist noch nicht auf und so muss ich ohne Sonnenbrille Richtung Kalymnos segeln.

Segeln mit Thomas Rahn: Rhodos – Buzokkale

Mit Thomas Rahn zu segeln ist ein besonderes Erlebnis. Der Hamburger mit dem bayrischen Klang in der Stimme hat sich dem Meer und dem Wind verschrieben und beschert auch Landratten auf seiner Yacht Asterias unvergessliche Erlebnisse. Ich war eine Woche lang dabei zwischen den griechischen Inseln rund um Rhodos. Jeden Tag bin ich im Meer geschwommen, habe lecker gegessen, neue Plätze und herzliche Menschen kennengelernt.

Von Susanne Böhling

Lange hält es Thomas Rahn nicht auf Rhodos. Zuviel Krach, zuviel Menschen, zuviel Auspuffgase. Nur noch schnell die Vorräte auffüllen und dann legen wir auch schon ab, Kurs Nord, Richtung türkische Küste. Nach 10 Seemeilen fahren wir in die tiefe Bucht von Buzokkale, vorbei an den imposanten Resten einer alten Burg – “buzokkale” heißt „kaputte Burg“.

Thomas Rahn kennt schöne Buchten

Von hier aus starteten die Türken die Belagerung von Rhodos. Heute ist hier alles friedlich. Die drei Tavernen sind nur mit dem Boot zu erreichen, es gibt keine Straße hierhin. Die Stromversorgung erfolgt über Solar.

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Am Steg vor dem Bozokalle Sailors House liegen nur zwei weitere Schiffe. Ein dunkel gebräunter Mann mit leuchtend blauen Augen hilft uns beim Anlegen, er verkauft Kelims und anderes Kunsthandwerk und beklagt den Rückgang der Besucherzahlen. Auch Susanna, die Thomas schon öfter in diese Bucht begleitet hat, weiß, dass hier in guten Zeiten 10 Boote über Nacht anlegten. In dem rustikal wirkenden Restaurant haben wir die weitläufige Terrasse für uns und werden wir mit leckeren Vorspeisen, Fisch und feinen Octopussies bewirtet. Ein angenehmes Lüftchen macht die Hitze erträglich. Nachts entfaltet sich ein grandioser Sternenhimmel über uns. Morgens werden wir von dem Geschrei eines Esels geweckt.

Segeln Rhodos – Das Finale

Fangen wir bei den Geschichten zu “Segeln um Rhodos mit Thomas Rahn” vom 9. bis 16. Juli mal am Ende an.

Thomas Rahn

Statt nach Rhodos zu segeln, mussten wir in Nisiros bleiben. © Foto: Susanne Böhling

Von Susanne Böhling

Hektik am Ende eines „chilligen“ Urlaubs

Man könnte sich ja etwas darauf einbilden: „Frau Böhling, möchten Sie etwas trinken“, fragt mich die Stewardess auf dem Rückflug von Rhodos nach Düsseldorf und das erschreckt mich wirklich. Anderen Fluggästen schaut sie nicht mal in die Augen, dass sie ihren Namen kennt ist völlig ausgeschlossen. Was andere für ein Privileg halten würden, ist mir zutiefst peinlich. Auch wenn ich gar nichts dafür kann, dass alles so gekommen ist.

Heinz ist krank und ich kann ihm nicht helfen

„Schuld“ ist Heinz (Name von der Redaktion geändert). Als ich Freitagmorgen in Pali auf Nisiros aufwachte, lag er auf dem Deck der Asterias. Völlig fertig, bleich um die Nase, beziehungsweise grün im Gesicht. Die ganze Nacht habe er sich übergeben, zum Schluss nur noch Galle gespuckt. Ich kochte schwarzen Tee und drängte ihm ein Stück trockenes Brot auf, aber auch das konnte er nicht bei sich behalten. Aber mehr konnte ich jedoch nicht für ihn tun.

Entspannen beim Segeln um Rhodos

Da ich in den vergangenen Tagen gelernt hatte, alles etwas langsamer angehen zu lassen, lehnte ich mich zurück. Ich wusste, Captain Thomas Rahn würde schon das richtige machen, mit seiner langjährigen Erfahrung. Die restliche Crew hatte mich außerdem die Kunst des Hard-Core-Chillens gelehrt. Anfangs ging das gar nicht gut. Wenn einer von ihnen sagte: „Ich koche jetzt gleich was“, freute sich mein Magen und der Speichelfluss setzte ein. Bis es dann Essen gab, war mir der Hunger vergangen. Damit kam ich zu Anfang nicht gut klar, später genoss ich, dass es mich umgekehrt ebenfalls von Pflichten entband, dass ich ebenfalls überall so lange verweilen durfte, wie ich wollte ohne dass jemand sauer auf mich sein würde. Das entspannte doch enorm!

Das Ablegen verzögert sich

Leider wurde Heinz Zustand nicht besser und anstatt dass wir nach Rhodos segeln konnten, musste er den Arzt aufsuchen, bekam nach der Auswertung des Blutbildes Antibiotikum, wurde an den Tropf gelegt und musste eine ganze Weile in Mandraki bleiben, bevor ihm die Mediziner bescheinigen konnten, dass er transportfähig sei.

Später Aufbruch zum Flughafen

So konnte ich mich erst Samstag kurz nach Mittag auf den Weg zum Flughafen machen – mein Flieger ging um 13.40 Uhr. Ich hatte zuvor Online eingecheckt, reiste nur mit Handgepäck, also soooo früh musste ich nicht da sein. Vom Hafen aus wusste ich die ungefähre Richtung zum Busbahnhof. Vor der ersten Abzweigung fragte einen Mann, der vor einem Restaurant die Gäste animieren sollte. Der wies mir einen Weg – leider den Falschen! Ich irrte herum, die Zeit wurde knapp, ich entschied mich fürs Taxi. Aber dafür brauchte ich noch Geld. Der erste Automat nahm meine Karte nicht, der zweite befand sich in einem Bankgebäude, das mir Samstagmittag seine Tür nicht öffnete. Ich geriet in Panik.

Ankunft zehn Minuten vor dem Abheben

Endlich, um 13.30 Uhr traf ich am Flughafen ein und fragte mit rasend schnell schlagendem Herzen nach dem Gate für den Abflug nach Düsseldorf. „Da lang, aber rennen Sie“, sagte mir der Mitarbeiter. Außer Atem stand ich an der Sicherheitskontrolle, doch der Mann, der die Bilder im Scanner kontrollierte, ließ mich die Tasche öffnen, durchwühlte meine schmutzige Wäsche. Wieder erklärte ich meine Verspätung mit der kranken Person an Bord, endlich ließ er mich weiter.

Thermoskanne - Auch beim Segeln immer dabei

Der Scanner am Flughafen erkennt eine verdächtige Form in der Tasche mit schmutziger Wäsche. © Foto: Susanne Böhling

13.40 Uhr stand ich an Gate 10 – das längst geschlossen war. Durch die Scheibe sah ich an der Maschine jedoch noch die Gangway stehen, ich rüttelte an der Tür, die übrigen, auf die nächste Maschine Wartenden, wiesen mich an Gate 9. Dort nahm man sich meiner an. Prüfte meinen Ausweis, checkte die Passagierliste, fand mich, bestellte mir den Bus und ließ mich durch die Tür ins Freie. Dort beruhigte sich mein Atem allmählich wieder und auch der Puls wurde langsamer. 13.50 Uhr saß ich klitschnass geschwitzt im Flieger und vertiefte mich zur endgültigen Beruhigung die Zeitung, die ich mir bereits für den Hinflug gekauft hatte.

Wer kennt alles meinen Namen?

Als die Stewardess mit dem Getränkewagen an meinen Platz kam und fragte: „Frau Böhling, möchten Sie etwas trinken?“ erschreckte sie mich damit wirklich furchtbar. Es war mir soooo peinlich. Obwohl ich nichts dafür konnte. Denn ich hätte sehr gern auch den Weg zum Flieger genauso entspannt verbracht wie den übrigen Urlaub. Gut, dass ich nicht weiß, wie oft man mich zum Boarding ausgerufen hat. Sonst hätte ich Angst, dass auch alle anderen Menschen im Flieger meinen Namen wissen und mich bei womöglich unpassender Gelegenheit wiedererkennen.

P.S. Zuhause fiel mir ein, was den Mitarbeiter an der Sicherheitskontrolle so irritiert haben könnte: In meinem Handgepäck lag meine Thermoskanne aus Metall, die durch den Scanner hindurch schon eine verdächtige Form haben kann.

Thomas Rahn

Ganz harmlos, die Thermoskanne in der Reisetasche. © Foto: Susanne Böhling

Mittelalter-Spektakel auf Schloss Hülchrath

Eigentlich waren wir anlässlich des Mittelalter-Spektakels nach Schloss Hülchrath gekommen. So erfahren wir etwas über die geheimnisvolle Burg

Von Susanne Böhling

Burg Hülchrath zum Staunen und Wohnen

Schloss Huelchrath in Grevenbroich ist eine imposante Burg

Ein mächtiges Schloss erhebt sich im Rund des Burghofes von Schloss Hülchrath in Grevenbroich. © Foto Susanne Böhling

Sobald man den Torbogen durchschritt öffnet sich der weite Burghof und offenbarte ein mächtiges Haupthaus mit einem hohen Turm. Zelte deuten auf einem Jahrmarkt, das Mittelalter-Spektakel, zu dem Schloss Hülchrath an diesem Wochenende einlud.

Das ist so beeindruckend, dass man es fast versäumt an die Seite zu schauen, wo man Haustüren zu Wohnungen entdeckt. Anscheinend sind Teile der Burg zu Wohnzwecken vermietet oder verkauft. Ich stelle mir das schön vor: In der Sonne sitzen, ein Buch lesen und auf das historische Gebäude schauen.

Schloss Hülchrath beherbergt Wohnungen

Wohnungstüren auf Schloss Hülchrath © Foto Susanne Böhling

Die Chirurgie im Mittelalter

Beim Gang durch die Zeltreihen erregte ein Stand mit seltsamen Instrumenten aus Metall meine Aufmerksamkeit besonders. Dahinter steht Christoph Kamp.

Mittelalterliche OP-Instrumente

Chirurgia Magna – mittelalterliche Operationsinstrumente sind das Hobby von Christoph Kamp

Er ist Mitglied der Templerkomturei Pinningen aus dem Saarland und zuständig für den chirurgischen Zweig des Heilwesens. Sie stellen die Kreuzzugs-Orden dar, die im Mittelalter ins Heilige Land zogen. Dazu gehörten die Templer, die Johanniter und der Deutsche Orden. Speziell die Johanniter sind der evangelische Zweig der Hospitaliter die das erste Hospital in Jerusalem unterhielten, das dem heiligen Johannes geweiht war. Auf der katholischen Seite standen entstanden aus den Hospitalitern die Malteser. Kamp trägt einen braunen Kittel mit einem weißen Kreuz darauf, dem Zeichen der Johanniter.

Eine Nadel für die Star-Operation am Auge

Die hier gezeigten Metallinstrumente sind Nachbildungen von Instrumenten, die man im Mittelalter zu chirurgischen Eingriffen nutzte. Besonders interessant finde ich ein spitzes Metallinstrument.

Nadel für die Operation am Star

Chirurgia Magna – die Nadel für die Operation eines Stars im Auge © Foto Susanne Böhling

„Damit hat man damals Star Operationen am Auge vorgenommen“, erklärt er mir. Man habe damit seitlich in das Auge gestochen und die trübe Linse ein Stück heruntergezogen, so dass das Licht jetzt wieder durch den klaren Teil auf die Netzhaut fallen konnte. „Der Mensch konnte nach der Operation wieder besser sehen“, versichert er.

Schon damals konnte der graue Star operiert werden

Erschreckend, wenn man an die Narkose-Methoden des Mittelalters denkt: Die Nadel für die Augen OP © Foto Susanne Böhling

Die Holzhammer-Narkose als gängige Methode im Mittelalter

Kaum vorstellbar, wie man damals solche Schmerzen ausgehalten hat. Denn Kamp räumt ein, dass die Narkose Methoden der damaligen Zeit nicht sehr raffiniert waren. Die sprichwörtliche Holzhammermethode war an der Tagesordnung. „Die Leute setzten eine gepolsterte Haube auf. Dann bekamen sie einen Schlag auf den Kopf und sie fielen mit einer leichten Gehirnerschütterung in Ohnmacht.“ Die richtige Steuerung sei das größte Problem der damaligen Narkosen gewesen. Das Wissen um die mittelalterliche Chirurgie hat sich Christoph Kamp nach und nach an gelesen. Er und seine Freunde aus der Templerkomturei Pinningen reisen bisweilen zu solchen Mittelalter-Spektakel wie auf Schloss Hülchrath. Die Kosten dafür tragen Sie selbst, die Veranstalter stellen Holz für das Lagerfeuer zur Verfügung.