Eigentlich waren wir anlässlich des Mittelalter-Spektakels nach Schloss Hülchrath gekommen. So erfahren wir etwas über die geheimnisvolle Burg
Von Susanne Böhling
Burg Hülchrath zum Staunen und Wohnen
Sobald man den Torbogen durchschritt öffnet sich der weite Burghof und offenbarte ein mächtiges Haupthaus mit einem hohen Turm. Zelte deuten auf einem Jahrmarkt, das Mittelalter-Spektakel, zu dem Schloss Hülchrath an diesem Wochenende einlud.
Das ist so beeindruckend, dass man es fast versäumt an die Seite zu schauen, wo man Haustüren zu Wohnungen entdeckt. Anscheinend sind Teile der Burg zu Wohnzwecken vermietet oder verkauft. Ich stelle mir das schön vor: In der Sonne sitzen, ein Buch lesen und auf das historische Gebäude schauen.
Die Chirurgie im Mittelalter
Beim Gang durch die Zeltreihen erregte ein Stand mit seltsamen Instrumenten aus Metall meine Aufmerksamkeit besonders. Dahinter steht Christoph Kamp.
Er ist Mitglied der Templerkomturei Pinningen aus dem Saarland und zuständig für den chirurgischen Zweig des Heilwesens. Sie stellen die Kreuzzugs-Orden dar, die im Mittelalter ins Heilige Land zogen. Dazu gehörten die Templer, die Johanniter und der Deutsche Orden. Speziell die Johanniter sind der evangelische Zweig der Hospitaliter die das erste Hospital in Jerusalem unterhielten, das dem heiligen Johannes geweiht war. Auf der katholischen Seite standen entstanden aus den Hospitalitern die Malteser. Kamp trägt einen braunen Kittel mit einem weißen Kreuz darauf, dem Zeichen der Johanniter.
Eine Nadel für die Star-Operation am Auge
Die hier gezeigten Metallinstrumente sind Nachbildungen von Instrumenten, die man im Mittelalter zu chirurgischen Eingriffen nutzte. Besonders interessant finde ich ein spitzes Metallinstrument.
„Damit hat man damals Star Operationen am Auge vorgenommen“, erklärt er mir. Man habe damit seitlich in das Auge gestochen und die trübe Linse ein Stück heruntergezogen, so dass das Licht jetzt wieder durch den klaren Teil auf die Netzhaut fallen konnte. „Der Mensch konnte nach der Operation wieder besser sehen“, versichert er.
Die Holzhammer-Narkose als gängige Methode im Mittelalter
Kaum vorstellbar, wie man damals solche Schmerzen ausgehalten hat. Denn Kamp räumt ein, dass die Narkose Methoden der damaligen Zeit nicht sehr raffiniert waren. Die sprichwörtliche Holzhammermethode war an der Tagesordnung. „Die Leute setzten eine gepolsterte Haube auf. Dann bekamen sie einen Schlag auf den Kopf und sie fielen mit einer leichten Gehirnerschütterung in Ohnmacht.“ Die richtige Steuerung sei das größte Problem der damaligen Narkosen gewesen. Das Wissen um die mittelalterliche Chirurgie hat sich Christoph Kamp nach und nach an gelesen. Er und seine Freunde aus der Templerkomturei Pinningen reisen bisweilen zu solchen Mittelalter-Spektakel wie auf Schloss Hülchrath. Die Kosten dafür tragen Sie selbst, die Veranstalter stellen Holz für das Lagerfeuer zur Verfügung.