Akkordeon-Spielerin von Herzen

Lydie Auvray

Bei der Sommermusik Schloss Rheydt zeige Lydie Auvray, dass es das volkstümliche Instrument in sich hat.

Wenn ich das gewusst hätte! Dass man aus einem Akkordeon das herausholen kann, was Lydie Auvray aus ihm herausholt. Mit dem Instrument, das ihrem Herzen so nahe ist, spricht sie unmittelbar zu dem ihrer Zuhörer. Ruft in ihnen Wehmut und Leidenschaft, Sehnsucht und Freude wach, sie spricht von Sinnlichkeit und Übermut und das alles so leicht, wie die Feder des Pfaus auf der Blutbuche vor dem Schloss, die zu Beginn der Vorstellung auf den voll besetzten Arkadenhof hinunter schwebt.

„Ich habe sie schon vor 30 Jahren in einer Halle in Eicken gehört“, sagt Gerda Kox aus dem Publikumn. Ihre Begeisterung für die Französin aus dem Departement Calvados, die seit 36 auf der Bühne steht, ist leicht nachvollziehbar. Stets ist sie elegant und geistreich, ihre Moderationen erhellend und zeugen von einem wunderbaren Humor.

Auvray bekennt sich zu den volkstümlichen Wurzeln ihres Instruments. Dazu, dass der Akkordeon-Spieler Alleinunterhalter auf den Dorffesten war, die man gern erleben würde, so prickelnd lustvoll wie Auvray die Lieder aus dieser Zeit spielt. Nichts, aber auch gar nichts erinnert an die „Quetschkomode“ oder das „Schifferklavier“. Das hatten ich immer so grob volkstümelnd wahrgenommen, dass ein Erlernen des Instruments nie in Frage gekommen wäre und ein entsprechendes Ansinnen meiner Eltern als Zumutung zurück gewiesen werden musste, die das von mir gewünschte Klavier weder kaufen noch in den zweiten Stock hochtragen wollten.

Auvray nutzt Elemente der Volksmusik vieler verschiedener Länder und des Jazz. Gerade im Spiel mit ihrem „Pianeur“ Eckes Malz wird tritt dann auch die Überlegenheit des Akkordeons zutage: Es ist nie kühl, immer schwingt das Gefühl mit, das vom Herzen kommt. Wenn ich das gewusst hätte!

http://www.youtube.com/watch?v=PsidONsOyCo

Lydie Auvray lebt seit 1974 in Deutschland und hat das Akkordeon wieder populär gemacht. Sie gehört unter anderem zum Klangbild von Hannes Wader und Peter Maffay und hat inzwischen 20 CDs eingespielt. In Rheydt spielte sie mit Eckes Malz und Wolfgang Tiedemann im Trio