In der Reihe 440 hz gab es ein Konzert mit Stücken von Astor Piazolla..
Konzertant soll er sein, der Tango Nuevo. Das wollte Astor Piazolla so, das kann man auch nicht anders erwarten. Diesem Argentinischen Komponisten widmete sich das März-Konzert der Reihe „440hz“ mit dem Titel „Klassik & Tango“ im wesentlichen. Im Robert-Schumann-Saal des Museum Kunstpalast spielte am 9. März die Schumann Camerata unter Leitung ihres Gründers Alexander Shelley. Und da saß ich nun mit meiner Freundin, einer begeisterten Tango-Tänzerin, und wir wussten, was Astor Piazzolla komponiert hat, das ist nicht tanzbar.
Präzises Orchester unter einem ausgezeichneten Dirigenten
Wir hörten die jungen Musiker der Camerata unter der Leitung von Alexander Shelley präzise und engagiert spielen. Der 33-jährige Chefdirigent der Nürnberger Sinfoniker hat schon viele bedeutende Preise gewonnen und erreichte mühelos das erklärte Ziel der von ihm gegründeten Reihe: Menschen in den Robert-Schumann-Saal zu locken, die sonst nicht in Konzertsälen zuhause sind. Es war wirklich schön, so viele junge Menschen zu sehen!
Ein Stück für eine Schülerin
So weit, so gut. Doch meiner Freundin, einer begeisterten Tango-Tänzerin, und mir fehlte etwas. Es war die Leidenschaft! Dazu konnten auch die Solisten nicht wesentlich beitragen. Vergleicht man beispielsweise die Interpretation des wirklich begnadeten Sologeigers Eric Schumanns von „Oblivion“ mit der von Milva, dann war er durchaus präzise, sehr elegant und melancholisch. Aber wo war die Leidenschaft? Lediglich Ramon Jaffé am Violoncello ließ in José Bragatos „Graciela y Buenos Aires“ echtes Tango-Feeling aufkommen. Jene Mischung aus Leidenschaft, Sehnsucht und dem Schmerz der Vergeblichkeit. „Er hat das Stück wahrscheinlich für eine Schülerin geschrieben, in die er verliebt war“, erzählte Jaffé über die Entstehung.
Tango erzählt von der unvernünftigen Liebe
Alexander Shelley ergänzte: „Nun, man kann streiten, ob das vernünftig ist, sich in eine Schülerin zu verlieben.“ Nein, darüber braucht man nicht streiten. Jeder weiß, dass es nicht vernünftig ist. Aber genau davon erzählt der Tango! Von der Amour fou, von der unvernünftigen Liebe, die einen erfasst wie ein Feuer, die einen verbrennt und der man sich dennoch nicht entziehen kann. Wer das einmal erlebt hat, wird sich immer wieder danach sehnen, selbst wenn das Häuflein Asche, das von ihm übrig blieb, inzwischen vom Wind verweht worden ist.
Aber wenn jemand das nicht anerkennt, dann braucht man sich auch nicht wundern, wenn der Tango so kühl bleibt. Kühl. Und leider auch langweilig.