Dicht, schön und zeitlos – Erzählungen von Heinrich von Kleist

kleistWenn über die Feiertage Entspannung eingetreten ist und mein Geist Futter braucht, das der exzellenten Qualität der vielen Festessen entspricht, ohne genauso üppig zu sein, hole ich mir die Erzählungen von Heinrich von Kleist aus dem Regal.

Sie entstanden vor mehr als 200 Jahren, sind aber keineswegs antiquiert. Denn Kleist offenbart hier eine Sprachkunst, die sowohl in Knappheit wie in Tiefe beispielhaft ist. Auf jeder Seite finde ich Bilder, die mich auch dann verfolgen und beschäftigen, wenn das Buch an die Seite gelegt werden musste. Anfangs stellt es eine Herausforderung dar, die raffiniert ineinander geschachtelten Sätze, zu verstehen – aber nicht nur die Leber wächst mit ihren Aufgaben. Sprachmelodien und -Rhythmen sind dabei so elegant und schön, dass ich mich verführen lasse, beispielsweise die schreckliche Geschichte von Michael Kohlhaas zu lesen. Meine Seele mit dem Protagonisten auf den schmalen Grad zu schicken zwischen objektivem Gerechtigkeitssinn und engstirniger Selbstgerechtigkeit. Auch wenn wir heute in einem Rechtsstaat leben, Selbstjustiz aus der Mode gekommen ist und man jedenfalls nicht mehr am Galgen enden wird: Auch als nagendes Gefühl kann es verheerend sein, sich so zu versteigen.

Heinrich von Kleist: Erzählungen

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