Hilfe! Technik!


Eine nicht ganz ernst gemeinte frage: Liegt beim technischen Support die betonung auf der technik oder auf der Hilfe? und geht die auch unernst?

Support, das heißt so viel wie Hilfe, Unterstützung. Und ich, ich arbeite also im technischen Support. Das kommt nicht von ungefähr. Auch wenn einige meiner Vorgesetzten von meiner Eignung nicht von Anfang an überzeugt waren. Im Gegensatz zu einigen meiner Freundinnen. Die hielten mich – nach Erlebnissen der besonderen Art – sogar für ein technisches Genie. Naja. Denn es ist schon lange Zeit her, dass ich Abiturientin, die nicht mal ihr Fahrrad flicken kann, Tränkebecken oder Förderbänder repariert habe. Aber ich mache technischen Support für eine Software und zugegeben, PCs habe ich noch nie auseinander genommen um Festplatten zu wechseln und wenn mein Rechner neu eingerichtet werden muss, lasse ich einen Profi ran.

CD-Player oder Lüftungsschlitz, das ist hier die Frage

Bei der ersten Freundin kam das Aha-Erlebnis bei einer Reise an die See. Ich hatte für die Fahrt CDs eingepackt, die ich ihr schon lange Mal vorspielen wollte. Kurz nach Abfahrt schob ich eine Scheibe in den Player, der im Autoradio integriert war. Sie kam aus dem Staunen nicht heraus. „Ach, sowas habe ich?“, kommentierte sie, „und ich dachte immer, das sei ein Lüftungsschlitz.“ Also erst habe ich – und dann wir beide – gelacht.

Genie leistet Hilfe beim Befestigen des Navis

Bei der Zweiten beobachtete ich, wie sie ihr Navi zwischen Mittelkonsole und Schalthebel platzieren wollte. Aber schon bei dem Versuch ist es ihr zweimal in den Fußraum unter die Pedale gepurzelt. „G.“, sagte ich, „hast Du nicht eine Halterung für das Ding, so eine mit Saugnapf, um es an der Scheibe festzumachen?“ „Doch“, sagte sie und wies mir einen Stoffbeutel auf der Rücksitzbank, „aber das Scheißding fällt immer runter“, murmelte sie leise. Sie benutzte solche Fäkalausdrücke nicht gern. Das Teil muss sie also wirklich geärgert haben. Ich zeigte ihr dann, dass man nur den Rand des Saugnapfes drehen musste, damit er sicher an der Scheibe festhielt. Sie machte große Augen und flüsterte: „Du bist ein … (siehe oben).“

Weil sie E-Mails auch auf dem Tablet lesen will, braucht sie Hilfe

Vor kurzem fragte mich eine andere Freundin nach Unterstützung. Sie wollte ihr E-Mail-Postfach zusätzlich auf ihrem Tablet eingerichtet haben, was auch unter Zuhilfenahme des Sohnes nicht gelang: „Kannst Du mal schauen? Er sagt, wenn ich das Passwort nicht hätte, ginge das nicht.“ Gern wollte ich helfen, denn ich glaubte, dass es auch in diesem Fall einen „Passwort vergessen“-Button gäbe. Aber tatsächlich. Da war ich also mit meinem Support auch schon am Ende. Wobei ich die Freundin als sehr ordentlich kannte und mir nicht vorstellen konnte, dass sie das Sesam-Öffne-Dich fürs Postfach nicht notiert und sauber abgeheftet habe. „Schau doch mal nach“, ermunterte sie und nannte ihr das Konto, unter dem zu suchen sei. „Ich habe das nicht“, sagte sie, holte dennoch mit energischem Schwung einen Ordner aus dem Regal, schlug ihn an einer Stelle auf, schloss ihn sofort wieder, stellte ihn an seinen Platz: „Da ist nichts!“ Dabei versprühte sie, die sonst so beherrscht und zurückhaltend ist, eine Energie! „Und Du hast jetzt gesucht?“ fragte ich. „Ja“, gab sie – fast – trotzig zurück. „Also bei mir geht Suchen immer anders“, beharrte ich. „Ich muss da immer blättern. Bitte gib mir den Ordner doch nochmal.“ Widerwillig gab sie nach, schlug die Abteilung auf, ich begann zu blättern, denn obenauf lagen nur neue Nachrichten, „und das Passwort muss unten sein, das hast Du ganz am Anfang festgelegt“. Am Ende der Abteilung, tatsächlich, fand sich etwas. Zwei Versuche, das Passworträtsel war geknackt, die Freundin war zufrieden und ich erst! Manchmal ist technischer Support eben auch: beim Suchen helfen.

Und manchmal brauche auch ich technischen Support. Nicht beim Suchen, dazu ist mein Chaos viel zu groß. Aber am Sonntag. Da war ich mit einer weiteren Freundin wandern, rund um die Halde Rheinpreußen und der Ausblick auf den See, den wir umrundeten, der war wirklich wunderschön, ein Foto wert. Aber dann bemerkte ich im Display meines Smartphones groß und vor allem breit, den Zaun, der den Weg begrenzte und immer im Bild war, wenn ich das diesseitige Ufer mit draufbekommen wollte. Ich reckte mich, um drüber hinweg zu fotografieren. Und reckte mich noch ein bisschen. Auf die Zehenspitzen … „Was machst Du da eigentlich?“ wunderte sich die Freundin. Ich erklärte ihr das mit dem Zaun und sie sagte: „Aber dann geh‘ doch einfach weiter nach vorne!“ – „Das ist ein guter Vorschlag“, stimmte ich sofort zu, zumal der Zaun keinen Meter hoch war. Jetzt konnte ich ihn bequem übersehen. Und wir beide haben herzlich gelacht.

Ja, und weil ich genau weiß, dass man manchmal die naheliegendsten Lösungen nicht sofort und schon gar nicht selbst erkennt, und dass man sich dabei ganz schön blöd vorkommt und obendrein super peinlich ist, bin ich – davon bin ich immer fester überzeugt – für meine Aufgabe im technischen Support doch ganz gut geeignet. Denn darüber kann ich dann auch gemeinsam mit meinen Kunden lachen und dann geht das mit der Hilfe auch leichter.