An der Alten Kirche Krefeld – Open-Air ökumenisch

Wo gestern noch bei “Kultur findet statt” Band populäre Musik machten, feierten Christen unterschiedlicher Konfessionen am Sonntag am Platz an der Alten Kirche einen ökumenischen Gottesdienst. Sie saßen auf Bierbänken. Danach gab es Suppe im Pfarrgarten.

Beim ökumenischen Gottesdienst an der Alten Kirche findet jeder einen Platz

Die Bühne auf dem Platz an der alten Kirche dient dem ökumenischen Gottesdienst.

Den Camping-Hocker hätte ich zuhause lassen können. Den nahm ich vorsichtshalber mit zum ökumenischen Gottesdient am Platz an der Alten Kirche. Dort war ich bislang zum Feiern – allerdings ganz profan, mit Bier – oder zu den Konzerten des Folkorefestes und und und  … es ist schließlich der beste Platz für Open-Air in Krefeld und immer musste ich stehen. Diesmal war vieles anders. Die Kneipen waren zu, auch wenn auf dem Platz Bierbänke standen. Auf denen konnten die Besucher des 23. ökumenischen Gottesdienstes ziemlich bequem sitzen. Näherte sich jemand suchenden Blickes dem Ort, bedeutete ihm Alexander Karrasch, Küster der Gastgeber-Gemeinde einen noch freien Platz oder er organisierte weitere Stühle.

Anders als gewohnt ist auch gut

So konnte ich als Katholikin, in deren Religionsverständnis auch der evangelische Vater seine deutlichen Spuren hinterlassen hat, ganz entspannt einen besonderen Gottesdienst erleben. Einen, in dem ich auf die gewohnte Eucharistie verzichtete. Eine, in der ich Bibelstellen zu hören bekam, die an diesem Tag nicht in der katholischen Messe gelesen worden wären. Eine, in der viel mehr gesungen wurde „als normal bei uns“.

Vertreter von fünf christlichen Konfessionen bereiten den Gottesdienst vor

Gut besucht ist der ökumenische Gottesdienst.

Das Vorbereitungsgremium hatte sich auf das Motto „Hand in Hand – in Gottes Hand“ geeinigt. „Wir beginnen immer kurz nach Weihnachten und treffen uns fünf bis sieben Mal“, berichtete Ulrich Hagens, Gemeindereferent der katholischen Pfarrei Johannes IIIXX, also in der Gemeinde, in der ich Pfarreiratsmitglied bin. „Inzwischen ist vieles eingespielt“, sagt er. „es ist ja schon das 23. Mal, dass wir das in dieser Form machen.“

Außer ihm waren dabei (und nun hoffe ich, keine Fehler gemacht zu haben. Falls doch: Bitte vergeben!):

Das war anders bei diesem ökumenischen Gottesdienst an der alten Kirche:

Kerzen und Kreuz aus der Alten Kirche  für den Gottesdienst stehen auf einem provisorischen Altar. Außergewöhnlich war für mich außerdem, dass der Psalm (104) nicht nur vorgetragen, sondern im Wechsel mit der Gemeinde gesprochen wurde. Er ist ein Lob Gottes, seiner Schöpfung und der Gnade, mit der er die Menschen speist. „… wenn Du Deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt“, heißt es da – mit dem Bezug zum Motto. Zwei Lieder folgten und dann die Lesung aus der Apostelgeschichte (3,1-16), in der von der ersten Krankenheilung und der ersten Predigt Petrus berichtet wird. Für die Zeit der anschließenden Predigten, wurden die Kinder zu einer eigenen Katechese in die Alte Kirche eingeladen.

Drei unterschiedliche Auslegungen mit einem gemeinsamen Kern

Auf dem Weg in den Pfarrgarten betrete ich zum ersten Mal den Kirchenraum der evangelischen Innenstadtgemeinde.

Jede der folgenden drei Auslegungen – von einem evangelischen, einem katholischen und dem mennonitischen Gemeindevertreter – hatte einen anderen Schwerpunkt, den ich durchaus nachvollziehen und aus dem ich etwas mitnehmen konnte. Ein Konflikt mit den anderen Konfessionen empfand ich nicht. So erlebten die Gläubigen vor der Alten Kirche, worauf es bereits dem Vorbereitungskreis ankam. „Durch diese Zusammenarbeit lernen wir uns besser kennen“, sagt Ulrich Hagens. „Wir finden das Gemeinsame und lernen, uns nicht in den Details theologischer Spitzfindigkeiten zu verlieren. Ich würde mich freuen, wenn wir diesen Kreis ausweiten können.“ Dabei denkt er auch an nicht-christliche Religionen. „Darauf können wir uns allerdings noch nicht einigen.“

Alle essen dieselbe Suppe – in zwei unterschiedlichen Ausfertigung

Kirchenmusikerin Christiane Böckeler im Gespräch mit Pfarrer Volker Schran.

Nach dem Gottesdienst lud die Gemeinde Alte Kirche noch zum Suppe-Essen in ihren Pfarrgarten. Es gab Nudel- und es gab Gulasch-Suppe. Wer sich wo bediente, ließ ebenfalls keine Rückschlüsse auf die Konfession zu. Alle unterhielten sich angeregt und so musste ich aufpassen, dass ich den mitgebrachten Camping-Hocker nicht vergaß, wie den Schirm, wenn es nicht regnet. Es gab nämlich wieder genügend Sitzplätze.