Fällig – der Literatur-Nobelpreis für Bob Dylan

L”The answer my friend is blowing in the wind …” kennen Millionen Menschen auswendig. So viel Beachtung erfahren Gedichte selten, es sei denn, sie sind ein Songtext von Bob Dylan. Dann dienen sie auch unzähligen Musikern als Inspirationsquelle.

von Susanne Böhling

Gedichte leben am besten als Songtexte

“Endlich ein Lyriker!” habe ich gedacht als ich die Nachricht gehört hatte. Mit einer Melodie unterlegt, vorgesungen hatten Gedichte schon immer die besten Chancen, viele Anhänger zu finden.  Sie leben am besten von, mit und für die Musik. Trocken zwischen Buchdeckel gepresst gelingt ihnen das meist nicht. Das wusste schon Kollege Johann Wolfgang von Goethe, der nichts dagegen hatte, wenn wer seine Gedichte vertonte. Allerdings hat der schon mal rumgezickt. Hat der Komponist nicht die Musik konsequent dem Text untergeordnet, sondern genutzt um die Aussage des Texte zu verstärken, hat er versucht, das zu verbieten. Eine Stück, wie es Jimi Hendrix aus Dylans “All Along the Watchtower”  gemacht hat, hätte Goethe nicht akzeptiert. Dylan hat sich bei späteren Konzerten an dieser Version orientiert. Dafür hat er meine Anerkennung.

Aus gegebenem Anlass – ein Abend mit Bob Dylan

Natürlich ist Dylan das Thema beim gestrigen Abendessen mit Frank Hänschen, von dem ich regelmäßig Nachhilfe in Sachen Pop-Musik bekomme.

Bob Dylan als Original

Der allerdings zuerst einen Sampler mit Coverversionen von Bob Dylan Songs einlegt.

Bob Dylan Sampler

Cover des Bob Dylan Songbooks

Die gefallen ihm musikalisch besser als die Originale, die er erst auf meinen ausdrücklichen Wunsch spielt. In der Anfangszeit ist die Stimme Dylans nasal und dünn, als wäre sie belegt, und nicht sonderlich ausdrucksstark. “Da muss man wirklich absoluter Dylan-Fan sein”, sagt Frank, “um das zu mögen.“ Das ändert sich später – ich hätte sie nicht wiedererkannt.

Erfolge der Coverversionen

Was mir Frank an diesem Abend an Coverversionen serviert, die auf Dylans Texten fußen, lässt mich schwindelig werden. Die Zahl der Dylan-Songs zu der Anzahl der Coverversionen steht wahrscheinlich im Verhältnis eins zu zehn.

Der Nobelpreisträger Bob Dylan hat viele Kollegen inspiriert

Bob Dylan hat unzählige Musiker inspiriert

Riesige Hits wurden aus seinen Texten gemacht, die sicher ihren Anteil an dem Erfolg hatten. Nicht nur als Inspirationsquelle für schöne Musik, sondern weil guter Inhalt immer förderlich. ist. (Das erkennen inzwischen sogar die Internet-Suchmaschinen, sie nennen es nur “Content”). Die Byrds (The Birds Play Dylan) und die Hollies haben ganze Alben mit Dylan-Coverversionen herausgebracht.

Album der Hollies

Album der Hollies mit Coverversionen von Bob Dylan Songs

Das neue und preiswürdige an Dylans Texten

“Dylan war der erste, der mit seinen Texten Stellung zu aktuellen Entwicklungen bezogen hat”, urteilt Frank über dessen Bedeutung. “Bis dahin gab es immer nur “Boy meets Girl Texte”. (Ich würde sie Herz-Schmerz-Texte nennen). Er hat sich eindrücklich wie wenige beispielsweise gegen den Krieg ausgesprochen. Und alle kennen “Blowin’ in the Wind”. Da Nobel  die Jury im Testament ausdrücklich verpflichtete, den Idealismus des Autors beziehungsweise seines Werkes als Maßstab zu verwenden, hat Dylan ihn längst verdient.

2 Gedanken zu „Fällig – der Literatur-Nobelpreis für Bob Dylan

  1. Aus unerfindlichen Gründen mir nicht geglaubt (und veröffentlicht) hat Susanne, dass Dylan
    – eigentlich Bodo Zimmermann hieß,
    – sein Pseudonym dem beliebten Klappmesser der Trapper entlieh, und
    – beim Newport Folk Festival seine Gitarre in Brand gesetzt hat.
    Dafür habe ich ihr nicht erzählt, dass er unter zwei weiteren Pseudonymen musiziert hat: Lucky und Boo. Wilbury.
    Frank Hänschen

    • *lach* – Schreib nicht, dass ich Dir nicht glaube, was die Wahrheit ist. Es gibt schlichte Seelen, die wiederum Dir das glauben und nicht bedenken, dass es Wahrheiten gibt, die nicht wichtig sind.

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