Susanne Böhling – ich schreibe aus Leidenschaft


Schreiben war mir schon als Kind wichtig

Schreiben, schreiben wollte ich schon immer. Und so habe ich schon vor meiner Einschulung Pixie-Bücher abgepinnt. Aber ich kannte die Geschichten sowieso alle auswendig. Allen voran die Märchen der Brüder Grimm, die meine Mutter mir Morgen für Morgen vorlesen musste. Entsprechend bescheinigte mir die Lehrerin schon in der ersten Klasse einen ausgesprochen großen Wortschatz.

Weg zum professionellen Schreiben

Im Jahr 1977 gründete ich die Schülerzeitung am Wernher-von-Braun-Gymnasium in Friedberg (den „Kaktus“ gibt es heute noch), das ich seit der 5. Klasse besuchte. In der Funktion als „Chefredakteurin“ bekam ich am eigenen Leib zu spüren, dass es in Bayern mit der Freiheit des Denkens nicht so weit her war. Es gab Repressalien. Auch in den öffentlich-rechtlichen Medien. „Notizen aus der Provinz“ von Dieter Hildebrand war die einzige Sendung, die politische Satire bot, aber auch hier gab es Stellen, die in Bayern mit einem langen Pfeifton übertönt wurden.

Erfahrungsschatz als Reichtum beim Schreiben

Mein Vater, wollte, dass ich etwas „Vernünftiges lerne“. Ich schrieb mich in Landwirtschaft ein und verinnerlichte naturwissenschaftliche, technische, wirtschaftliche sowie soziale Sachverhalte. Zwei Lebensjahrzehnte als Mutter von drei Kindern, Motor einer Familie mit Hunden, Schafen und Pferden sowie als selbstständige Unternehmerin im Handwerk auf dem flachen Land des Niederrheins erweiterten meinen Erfahrungshorizont zusätzlich.

Wissbegierig von Geburt – und dann von Berufs wegen

Als ich mir nach der Familienphase meinen ursprünglichen Berufswunsch „Journalistin“ erfüllte, kamen mir diese umfangreichen Erfahrungen und die mir angeborene Neugierde zugute. Ich führte ein sehr abwechslungsreiches Leben: Morgens die Pressekonferenz in der Drogenberatung, mittags der Handwerksbetrieb mit dem neuen Arbeitszeitmodell und abends die Premiere im Theater oder die Bezirksvertreterversammlung. Dazu kam am Wochenende die Kaninchen-Ausstellung (wunderschöne Tiere), das Familienfest der Borussia Mönchengladbach, das Trecker-Treffen oder der Töpfermarkt auf Schloss Rheydt.

Schreibend Schätze bergen

Jeder Termin war ein Sprung ins mehr oder weniger kalte Wasser (mit der Zeit wiederholen sich Themen und mit der Routine wird das Wasser wärmer aber auch weniger erfrischend), ein kurzes Eintauchen in ein Thema, danach wieder auftauchen, sich eine Geschichte zurecht legen, die alle relevanten Fakten enthält und den Leser von der ersten bis zur letzten Zeile fesselt. Das gelingt vor allem dann, wenn man bis zu den Gefühlen abtaucht – und sie ans Tageslicht der Bewusstseins-Oberfläche holt. Schon bald nachdem ich 2004 den ersten Text für eine lokale Tageszeitung geschrieben hatte, wurde ich mit Themen betraut, bei denen besondere Sensibilität gefragt war. In unzähligen Aufmachern für „die lokale Seite 1“ war ich in der Lage über Dinge zu schreiben, über die andere Menschen nicht mal reden.