Montafonabend der Trachtengruppe Schruns

Ein Abend mit der Trachtengruppe Schruns

Die wunderbaren Gaben der Natur, der Erdgeschichte, sind das eine, das ich sehr gerne genieße – deswegen ja auch der Urlaub in Vorarlberg. Vom Quartier im Klostertal fahren wir zum Wandern auch ins Montafon. Dort fällt mir ein Plakat mit den Terminen der Trachtengruppe Schruns ins Auge, die den ganzen Sommer über in der Kulturbühne Schruns auftritt. Weil die kulturellen Leistungen der Menschen mir ebenfalls immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern, gehe ich hin. Später erfahre ich, dass die Truppe durch ihre weltweiten Auftritte im Rahmen des Musikantenstadels weltberühmt ist.

An dem Abend erlebe ich drei Abteilungen der Trachtengruppe:

Von Susanne Böhling

Den Anfang machen die Montafoner Alphornfreunde.

Alphornbläser Kulturbühne Schruns

Drei der Alphornbläser lassen ihre riesigen Instrumente erklingen © Foto Susanne Böhling

Anfangs hören wir aus diesen riesigen Instrumenten getragene Melodien, die sehr gut die erhabenen Gefühle widerspiegeln, die einen beim Anblick der überwältigen Bergpanoramen überkommen. Später zeigen sie, dass es auch anders geht.

Musik von Gitarre und Akkordeon

Gleich als Gitarre und Akkordeon das Musizieren übernehmen, wird es zünftig und alle Besucher im Saal klatschen mit.

Die Tänzer der Trachtengruppe Schruns tanzen und üben zu handgemachter Musik © Foto Susanne Böhling

Die Tänzer der Trachtengruppe Schruns tanzen und üben zu handgemachter Musik © Foto Susanne Böhling

Leichtfüßige Tänzer in aufwändiger Tracht

Von den Tänzern sind vier Paare beim Auftritt dabei, die die Bühne voll und ganz ausfüllen.

Trachtrengruppe Schruns tritt in der Kulturbühne auf

Silke Fleisch und Roberto Felder warten auf ihren Auftritt © Foto Susanne Böhling

Leichtfüßig schweben sie zu Walzer oder Polka-Rhythmen über die Bühne. In unendlichen Schleifen drehen sich die Frauen, ohne dass man ihnen Schwindelgefühle anmerken könnte, die jeden ungeübten zum Straucheln bringen würden.

Wie schwierig das ist, fällt einem spätestens dann auf, als die Tänzer Menschen aus dem Zuschauerraum zum Tanz auffordern. Meist steigen sie noch recht anmutig auf die Bühne, aber beim Tanzen zeigen sie doch leicht bis mittelschwer staksige Bewegungen.

Schuhplattler

Auch wenn Alpen-Brauchtum schon in meiner Jugend in Bayern nicht gerade “in” war, mochte ich schon immer Schuhplattler. Hier haben Männer eine Gelegenheit, ihre Kraft zu zeigen. Aber anders als bei irgendwelchen käuflichen Statussymbolen ist es ihre körperliche Kraft. Und ihr Rhythmusgefühl. Darauf kommt es im Zweifelsfall an. Also mir zumindest. Ein Tanz, bei dem sie Anmut zeigen, ohne auch nur einen Augenblick weiblich zu erscheinen.

Beim Schuhplatteln zeigen die Männer ihre Kraft und ihr Rhythmusgefühl. © Foto Susanne Böhling

Beim Schuhplatteln zeigen die Männer ihre Kraft und ihr Rhythmusgefühl. © Foto Susanne Böhling

Szenen aus der Geschichte des Montafons

Die Schuhplattler der Trachtengruppe Schruns holen den Rhythmus nicht nur aus dem Stampfen und indem sie sich mit der flachen Hand auf den Lederhosenboden hauen, sondern beispielsweise auch mit Hammer und Meißel. Damit weisen sie gleichzeitig auch auf den Bergbau hin, der in der Geschichte des Montafon eine wichtige Rolle spielte.

Um ein Feuer herum wird mit Hammer und Meißel Musik gemacht

Um ein Feuer herum wird mit Hammer und Meißel Musik gemacht

Der Watschner mit Beteiligung des Publikums

Beim Watschner deuten die Schuhplattler eine Rauferei an. Sie mündet darin, dass sie sich im Rhythmus gegenseitig den Hintern versohlen.

Beim Blatschner versohlen sich die Schuhplattler gegenseitig den Hintern

Beim Watschner versohlen sich die Schuhplattler gegenseitig den Hintern. © Foto: Susanne Böhling

Und dabei dürfen dann anschließend auch Besucher mitmachen. Im Keller werden sie in Lederhosen gesteckt und in die nötige Technik eingewiesen.

Der Mann, der diese schwere Aufgabe bei mir übernehmen wird, ist Erwin Kasper. Er ist im richtigen Leben Koch und kennt von daher Herausforderungen.

Erwin Kasper hat sich einiges vorgenommen. Er wird mir im Rahmen des Batschners den Hinter versohlen. © Foto Susanne Böhling

Erwin Kasper hat sich einiges vorgenommen. Er wird mir im Rahmen des Watschners den Hinter versohlen. © Foto Susanne Böhling

Etwas ganz besonderes: Die Montafoner Tracht

Besonders stolz ist die Trachtengruppen – wie der Name schon sagt – auf ihre Tracht. Während die Männer Kniebundhosen auf feinem Woll-Lodenstoff tragen und dazu ein rotes Wams, ist die traditionelle Kleidung der Frauen besonders aufwändig.

Priska Ganahl, Tänzerin und Vereinsvorsitzende erzählt, dass die Tracht für eine Frau 2000 bis 3000 Euro kostet. Die Kosten werden aus den Eintrittsgeldern und mit Unterstützung der Gemeinde Schruns gedeckt.

Priska Ganahl, Tänzerin und Vereinsvorsitzende präsentiert stolz ihre Montafoner Tracht © Foto Susanne Böhling

Priska Ganahl, Tänzerin und Vereinsvorsitzende präsentiert stolz ihre Montafoner Tracht © Foto Susanne Böhling

Beim Restaurieren alter Gewänder hat Priska selbst erfahren, wie aufwändig die Stickereien sind. Eine besondere Herausforderung: Sie sind auf Samt gestickt. “Allerdings wissen wir nicht mehr, wo wir solches Samt herbekommen, wenn das alte verbraucht ist”, sagt sie.

Stolz zeigt Priska Ganahl die Stickerei auf den Schürzenbändern aus Samt © Foto Susanne Böhling

Stolz zeigt Priska Ganahl die Stickerei auf den Schürzenbändern aus Samt © Foto Susanne Böhling

“Die Bewahrung dieser Traditionen lohnt sich”, sagt Tanzmeister Egon Erhard. “Wenn man in dieser Tracht durch London läuft, dann weiß man, dass das etwas ganz besonderes ist.”

Tanzmeister Egon Erhard ist stolz auf die traditionelle Tracht des Montafon. © Foto Susanne Böhling

Tanzmeister Egon Erhard ist stolz auf die traditionelle Tracht des Montafon. © Foto Susanne Böhling

 

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